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Schützenverein Lebien  Schützenverein Lebien : Elektronik erfasst Treffer

Von Detlef Mayer 28.08.2019, 10:00
Bernd Schiller, Sportleiter des Lebiener Schützenvereins, an den Zielscheiben der neuen elektronischen Trefferanzeige
Bernd Schiller, Sportleiter des Lebiener Schützenvereins, an den Zielscheiben der neuen elektronischen Trefferanzeige D. Mayer

Lebien - Der Schießstand des Schützenvereins 1990 in Lebien hat in seiner Geschichte schon einige Wandlungen durchgemacht. Derzeit erfährt er wieder eine zukunftsweisende Veränderung: Im September soll die elektronische Trefferanzeige, die gerade installiert wird, einsatzbereit sein, wie Sportleiter Bernd Schiller gegenüber der MZ ankündigt.

In DDR-Tagen ausgehoben und wieder stillgelegt, richtete der örtliche Schützenverein 1998 den Schießstand für seine Zwecke her und bestückte ihn darauffolgend mit einer Seilzuganlage. Die fünf Einzelbahnen, je 50 Meter lang, verteilen sich über eine Breite von sieben Metern.

Land unter in Lebien

Beim Elbehochwasser im August 2002 stand die Brühe in der Schießanlage einen Meter hoch. Da war Bernd Schiller froh, dass man sich 1998 entschieden hatte, die Seilzüge hängend anzubringen. „Dadurch blieb die teure Technik weitgehend verschont. Sie hat immerhin mal 14000 D-Mark gekostet.“

Nur die hölzernen Begrenzungen an den Sohlen der Schießwälle faulten infolge der Nässe weg. So musste die Garten- und Landschaftsbau-Firma Kühn 2003 die Palisaden erneuern. Das Geld dafür kam aus dem Fluthilfe-Fonds. Außerdem erhielten die Lebiener Sportschützen eine 600-Euro-Spende der Schützengesellschaft Westerhausen von 1815 aus dem Harz (Stadt Thale). „Das war eine tolle Geste“, ist Bernd Schiller bis heute dankbar.

2018 im Herbst entschloss sich der Lebiener Verein, den Schießstand abermals zu sanieren und mit einer elektronischen Trefferanzeige - in Echtzeit auf Tablets neben dem jeweiligen Schützen - zukunftstauglich zu machen. Bernd Schiller übernahm es - mit dem ihm eigenen Eifer, Kostenvoranschläge einzuholen sowie beim Landessportbund in Halle den entsprechenden Fördermittelantrag zu stellen und auf Anforderung auch noch mal zu überarbeiten.

„Der Landessportbund hat Lebien dann auf seine Prioritätenliste gesetzt“, erinnert sich der 60-Jährige. „Und das Landesverwaltungsamt entschied, uns die veranschlagten Kosten von 18300 Euro zu hundert Prozent zu fördern. Der Bescheid kam im Januar 2019.“

Im März schob man einen Antrag auf vorzeitigen Baubeginn nach und im Mai konnten die Lebiener nach den vorher nötigen Abrissarbeiten loslegen. Die Sohlen der Schießwälle links und rechts wurden mit Kellerschal- steinen stabilisiert. Die galt es mit Beton auszufüllen. Dabei half das ortsansässige Landgut Dreikirchen tatkräftig, es brachte den Beton zum Schießstand.

An den Schützen war es dann, ihn mit Schubkarren zu den Hohlsteinen zu schaffen und diese nach und nach damit auszugießen. Mit anderen Transportmitteln als per Schubkarre ist Lebiens Schießanlage nicht zu erreichen. „Alle Mitglieder, bis auf ganz wenige Ausnahmen, haben richtig toll mitgezogen“, lobt Bernd Schiller. Bis September läuft nun die Installation der elektronischen Treffererfassung auf den Bahnen.

Erst im August wurden die Geräte geliefert, die das Unternehmen Schießstandtechnik Pohl aus Schwanebeck nach den Vorarbeiten durch die Lebiener jetzt eingebaut hat. Die Technik kommt übrigens von der Firma Meyton Elektronik GmbH aus Melle in Niedersachsen, unweit von Osnabrück. Vor der Entscheidung für diese Variante hatte Meyton angeboten, eine Anlage zum Ausprobieren zur Verfügung zu stellen. Die Lebiener nutzten diese Möglichkeit und befanden die Technik für ausgezeichnet. Ihre Besonderheit: Es gibt nahezu keine Verschleißteile.

Wie funktioniert die elektronische Trefferanzeige von Meyton? Die Schützen benutzen ihre normalen Waffen und die übliche KK-Munition (Kleinkaliber). Das Zielbild erscheint wie bisher als schwarze Scheibe auf weißem Grund. Erzeugt wird es durch eine weiße Gummimembran, deren kreisrunde Öffnung in der Mitte den (Durch-)Blick auf den etwas tiefer liegenden schwarzen Hintergrund freigibt. In dem Rahmen dazwischen befinden sich 80 Lichtschranken, die jeden Schuss beziehungsweise Treffer genau einmessen und das Trefferbild sofort auf dem Tablet des Schützen anzeigen.

Teelichtschießen bleibt

Die Halterungen der elektronischen Zielscheiben lassen sich zudem umlegen. So besteht weiterhin die Möglichkeit, auf die dahinter angebrachten stählernen Kugelfänge auch das in Lebien traditionelle Klötzchenschießen (jeweils im Oktober) sowie das Teelichtschießen (im Januar, nur im Dunkeln und bei Windstille) durchzuführen.

Für Mai 2020 hat der Schützenverein sein nächstes Königsschießen angesetzt, dann natürlich mit elektronischer Anzeige. Bernd Schiller hofft, dass es gelingt, mit der modernen Technik verstärkt Jugendliche anzulocken. „Interessenten sind vorhanden. Wir müssen aber noch einen lizenzierten Jugendleiter ausbilden.“ Ab 14 Jahren dürfen Jugendliche KK schießen.

30. Gründungsjubiläum im nächsten Jahr

Im Juni 1990 wurde der Schützenverein Lebien 1990 e.V. aus der Taufe gehoben. Im nächsten Jahr steht also der 30. Geburtstag an, zu dem im Juni 2020 ein Treffen mit anderen Schützengilden geplant ist. Heute zählt der Lebiener Verein 23 Mitglieder. Neben Ortsansässigen gehören unter anderem Schützen aus Prettin, Labrun und Jessen dazu. „Eine prima Truppe“, sagt Sportleiter Bernd Schiller, der eine positive Entwicklung über die letzten Jahre konstatiert: „Wir waren davor mal runter bis auf zwölf Leute.“

20 Jahre hat Bernd Schiller den Lebiener Schützenverein, der sich auch regelmäßig und rege an den Kreismeisterschaften beteiligt, als Vorsitzender geführt. Diese Funktion gab er nach seinem 60. Geburtstag ab. Seit 2018 fungiert er als Sportleiter. Zum neuen Vorsitzenden wurde Andreas Hurtzig aus Jessen gewählt. Sein Stellvertreter ist Jan Reißaus und den Posten des Schatzmeisters hat Dirk Schulze inne.

Der Schießstand in Lebien wurde bereits zu Zeiten der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) der DDR in den 1960er Jahren ausgeschoben, aber Ende der 1970er Jahre wieder stillgelegt. 1997 trafen sich in Lebien 21 Schützen, die Interesse daran hatten, die Kleinkaliber-Anlage wiederzubeleben.

1998 im März begannen die Arbeiten. Man erneuerte die Erdwälle und baute Sicherheitsblenden ein. Im Oktober desselben Jahres konnte der Schießstand schon das erste Mal genutzt werden. Im Winter von 1998 zu 1999 erhielt das Objekt noch einen Unterstand und die Seilzuganlage, welche weiter genutzt wird, auch wenn im September die elektronische Trefferanzeige fertig ist. (mz)

Das Vereinslogo der Lebiener Schützen am Schießstand-Tor
Das Vereinslogo der Lebiener Schützen am Schießstand-Tor
D. Mayer