Schulprojekt für Busfahr-Kinder Schulprojekt für Busfahr-Kinder: Vollbremsung bei Tempo 50

Elster - Tommy Thier hält sich mit beiden Händen an den Haltestangen fest und ruft: „Jetzt!“ Busfahrerin Viki Uthmann hat den Bus bis auf 50 Stundenkilometer beschleunigt, simuliert eine Gefahrensituation und tritt voll auf die Bremse. Die 26 Schüler der Klasse 5b aus Elster klammern sich am jeweiligen Vordersitz fest und spannen den Bruchteil einer Sekunde später die Muskeln an.
Durch den Gang saust eine 15 Kilogramm schwere Tasche, die Disponent Thier von der gleichnamigen Jessener Personenverkehrsgesellschaft zuvor am Ende des Busses platziert hat.
Die zweite Vollbremsung wird nicht angesagt. Lehrerin Heike Stahl wechselt noch schnell den Platz, um in Fahrtrichtung zu sitzen. Viki Uthmann lässt es noch einmal richtig „krachen“. Tempo hoch, rein in die Eisen, die Sekundarschüler meistern den Härtetest ohne Probleme. „Ich bin seit sieben Jahren Busfahrerin und mit Leib und Seele dabei“, verrät die Jessenerin und erzählt, dass es ihr einmal passiert ist, dass ein Junge die Schule nicht erreicht hat.
„Er ist eingeschlafen und am Ende wieder am Ausgangspunkt Holzdorf gelandet.“ Das Projekt „Richtiges Verhalten im Schulbus“ haben die Sekundarschule Elster und die Personenverkehrgesellschaft mit den neuen Fünftklässlern bereits zum dritten Mal durchgeführt. „Viele Kinder sind zuvor noch nie mit dem Schulbus gefahren“, begründet Klassenlehrerin Helga Feix (5a) die Wichtigkeit des Projekts.
Den „Neuen“ stehen Schulbusbegleiter mit Rat und Tat zur Seite. „Die Kinder hören auf unsere Anweisungen. Wenn es nicht klappt, sprechen wir lauter“, sagt Timo Pohle aus der 9b, der seine Ausbildung zum Begleiter in Dessau gemacht hat.
Sekunden später ist Disponent Thier voll in seinem Element. Er lässt die Schüler in toten Winkeln verschwinden, die Kinder auf dem Fahrersitz Platz nehmen und fordert sogar eine Mutprobe ab. Tom Valentin Wellbrock schlendert ganz cool nach vorn und streckt nach Anweisung des Disponenten sein Bein in die sich schließende Tür.
Der Einklemmschutz erkennt sofort das Hindernis und gibt das Bein des Zehnjährigen wieder frei. „Ich wusste, dass nichts passieren kann und hatte keine Angst“, meint Wellbrock und zeigt stolz auf seine Wade. Selbst eine Druckstelle ist nicht zu sehen. Alicia Bethge sucht in den Rückspiegeln ihre Mitschüler, die Thier wie erwähnt in den toten Winkeln des Busses platziert hat. „Wie von Geisterhand verschwunden“, meint sie und wechselt im gleichen Atemzug das Thema.
„Der Fahrersitz ist so kuschelig wie mein Fernsehsessel und weicher als mein Bett“, sagt das Mädchen aus Klebitz, das aus Hannover stammt. Ob sie später selbst Busfahrerin wird, lässt die kleine Blondine offen. „Erst einmal muss ich gute Noten haben und später meine Fahrerlaubnis machen. Ich denke, Busfahrer ist ein schwerer Job“, meint sie.
Lehrerin Heike Stahl (5b) gibt ihren „Azubis“ noch ein paar Regeln mit auf den Weg. Wichtig: Busausweis parat haben und nach Unterrichtsschluss nicht bummeln, sonst ist das große Taxi aus Jessen weg. „Sicherheit im Bus ist sehr wichtig. Es geht nur über klare Regeln“, betont sie.
(mz)
