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Schloss Pretzsch Schloss Pretzsch: Ran an die Kunst!

Von Corinna Nitz 20.03.2018, 13:17
In eine Malwerkstatt verwandelt hat sich am Sonnabend ein Konferenzraum im Pretzscher Schloss. Teilnehmer eines Workshops für Kinder zauberten sich mit Farbe und Pinsel ein eigenes Bühnenbild.
In eine Malwerkstatt verwandelt hat sich am Sonnabend ein Konferenzraum im Pretzscher Schloss. Teilnehmer eines Workshops für Kinder zauberten sich mit Farbe und Pinsel ein eigenes Bühnenbild. Sascha Graf

Pretzsch - Was für große Museen eine Selbstverständlichkeit ist, können kleine Häuser oftmals nicht leisten: museumspädagogische Angebote für die lieben Kleinen. Das liegt gewiss nicht daran, dass man den Wert kultureller Bildung unterschätzt. Statt dessen dürfte es in der Regel an Geld und Personal mangeln.

In Pretzsch versucht die Kunsthistorikerin Janine Schöne gerade, das zu ändern. Seit 2017 ist sie über die Salus gGmbH, die dort das Kinder- und Jugendheim betreibt und dem Schlossbezirk zu mehr Aufmerksamkeit in der Region verhelfen möchte, als Kulturmanagerin angestellt.

Vom Vorgänger etablierte wechselnde Ausstellungen im Schloss, in dem sich auch die Adolf-Reichwein-Schule befindet, führt Schöne fort. Nun hat sie erstmals zur jüngsten Schau Angebote für Kinder entwickelt, dazu gehört der Workshop „Bühnenbild - Malen fürs Theater“. Die Premiere am Sonnabend war ein Erfolg.

Finde das Bild!

Sieben Kinder, die jüngsten sind gerade einmal fünf, eine Mutter und eine Großmutter hatten sich trotz der Wetterunbilden des noch mal erstarkten Winters auf den Weg gemacht. Sie erschlossen sich ausgewählte Werke des Künstlers Erich Viehweger (1907 bis 1992), der als „Theatermaler“ und „Porträtist der Region“ in die hiesige Geschichte eingegangen ist.

Unter dem Motto „Erich Viehweger. Retrospektive - Die Ausstellung für Kids“ machten sich die Mädchen und Jungen auf die Suche nach ihnen zugewiesenen Gemälden.

Die Beschäftigung geriet im Einzelfall auch zum Geschichtsunterricht, wenn etwa der Künstler selbst in Uniform zu sehen ist. Schöne, um kindgerechte Sprache bemüht, sagte: „In Deutschland gab es einen großen Krieg, da mussten sogar die Maler hingehen.“ Alles klar. Nebenbei wurden Begriffspaare wie Porträt und Selbstporträt erläutert.

Vor allem waren die Kinder immer wieder selbst gefragt, Bildinhalte zu entschlüsseln, zu ergründen, wo ein Ort sich befindet oder welche Jahreszeit zu erkennen ist. So zahlreich die Fragen, so vielfältig waren die Antworten. Damit die Stimmung nicht kippte, konnten die kleinen Kunstenthusiasten später in einem Konferenzraum noch ein eigenes Bühnenbild malen. Schließlich war Viehweger, um den es in dem Workshop ja immer noch ging, mehr als 20 Jahre am einstigen Elbe-Elster-Theater in Wittenberg für Bühnen- und Kostümbild verantwortlich.

Für ihre Zwecke hatte Schöne Schuhkartons in kleine, nennen wir es einmal, Guckkastenbühnen verwandelt. Es muss nicht immer Hightech sein.

Je früher umso besser

Mit dem neuen Format, so Schöne gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung, verfolge sie durchaus einen museumspädagogischen Ansatz: „Wir wollen Angebote schaffen über die Kunst.“ Dass sie damit richtig liegt, fand auch Franziska Kramer aus Pretzsch, die mit ihrer fünfjährigen Tochter Holly zum Workshop gekommen war: Es sei „sehr wichtig, Kinder schon früh an Kunst heranzuführen“.

Die Auffassung, dass „Kultur kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist. Und das auch schon für die Kleinsten“, vertritt übrigens die Kulturstiftung der Länder im Rahmen ihrer Bildungsinitiative „Kinder zum Olymp“. (mz)

Entwickelt und geleitet hat den Workshop zur Erich-Viehweger-Kunstausstellung Janine Schöne, in Pretzsch Kulturmanagerin bei der Salus gGmbH.
Entwickelt und geleitet hat den Workshop zur Erich-Viehweger-Kunstausstellung Janine Schöne, in Pretzsch Kulturmanagerin bei der Salus gGmbH.
Sascha Graf