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Schädlinge in Forstwirtschaft  Schädlinge in Forstwirtschaft : Sind die Wälder gefährdet?

Von Frank Grommisch 03.03.2017, 18:20
Revierförsterin Heike Hinz und Forstarbeiter Uwe Höhne durchsuchen bei Holzdorf den Waldboden nach Hinweisen auf Schädlinge.
Revierförsterin Heike Hinz und Forstarbeiter Uwe Höhne durchsuchen bei Holzdorf den Waldboden nach Hinweisen auf Schädlinge. Grommisch

Holzdorf - Heike Hinz hat da kein gutes Gefühl. Ergebnisse der derzeit laufenden Winterbodensuche in ihrem Revier lassen die Försterin in Bezug auf den möglichen Schädlingsbefall nicht beruhigt sein. Wachsamkeit sei gefordert. Was das Jahr in Hinsicht auf die Quälgeister der Bäume bringen wird, ist noch ungewiss, aber die Analyse in den Wäldern lässt erste Rückschlüsse auf mögliche Gefahren zu.

Die Kieferbuschhornblattwespe hat bereits für zusätzliche Arbeit gesorgt, denn aufgrund des Befalls mit dem gefräßigen Schädling in der brandenburgischen Nachbarschaft wurden Zusatzflächen in die Analyse aufgenommen. Immerhin 160 Suchstellen sind deshalb zusätzlich zu kontrollieren, damit steigt die Gesamtzahl allein in ihrem Revier in Annaburg auf 300 in Wäldern unterschiedlicher Eigentumsformen.

Das bedeutet, dass die Forstarbeiter 300 Suchstellen, 0,5 mal einen Meter groß, nach recht konkreten Vorgaben auszuwählen und zu analysieren haben. Die Hälfte der Flächen muss sich am Stammfuß befinden, die andere Hälfte auf Flächen zwischen Bäumen.

Nicht leicht zu entdecken

Eine leichte Arbeit ist das nicht. Denn die Überwinterungsstadien der Kieferngroßschädlinge sind nicht so ohne Weiteres auszumachen, die Puppen des Kiefernspanners und der Forleule, die Kokons der Kieferbuschhornblattwespen und die Raupen des Kiefernspinners. Die Daten werden zum Erarbeiten von Prognosen für die Reviere an die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen übermittelt.

So wird das auch mit den Daten geschehen, die in einem Wald bei Holzdorf-Ost zusammengetragen wurden. Wie üblich haben die Forstarbeiter Suchstellen mindestens zehn Meter vom Bestandsrand kontrolliert. Neben anderen war hier Uwe Höhne tätig. Zentimeter für Zentimeter wurde das Gemisch aus Pflanzenbestandteilen (Blätter, Nadeln, Zweige usw.) an einem Kiefernstamm kontrolliert, bis der Mineralboden zum Vorschein kam.

Heike Hinz hielt mehrere Tönnchen der Kiefernbuschhornblattwespe in den Händen. Erleichtert konnte sie zumindest hier feststellen, dass davon keine Gefahr mehr ausgehen wird, da sie leer sind. Doch nicht überall geht die Kontrolle des Waldbodens mit Erleichterung einher. Heike Hinz öffnete eine Dose, in der sich Kokons der Kiefernbuschhornblattwespe und Puppen des Kiefernspanners befanden.

Wenn ein stärkerer Befall drohen könnte, werden zur Sicherheit noch Leimringe an Baumstämmen angebracht, um genauere Erkenntnisse über den drohenden Befall zu erhalten. Bis Ende März werden diese Leimringe kontrolliert und die Zahl der daran kleben gebliebenen Raupen erfasst. Zudem kommen für genauere Bestimmungen zum drohenden Befall, etwa durch die Forleule, Pheromon-Lockstofffallen zum Einsatz.

Forleule unberechenbar

Es müsse mit einem stärkeren Auftreten der Kiefernbuschhornblattwespe gerechnet werden. „Achtungszeichen hierfür sind gegeben“, sagt Forstamtsleiter Frank Ackermann, etwa in der Annaburger Heide und anderen Bereichen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bundesland Brandenburg. Auch die Forleule bereitet Sorgen.

Sie sei unberechenbar, weil sie beizeiten aktiv wird und in fünf Entwicklungsstadien Nadeln frisst und an den Bäumen schwere Schäden verursacht.

Dass es nicht soweit kommt, deshalb wird jetzt kontrolliert. Wahrscheinlich bis in die nächste Woche hinein. „Wir müssen da wachsam sein“, bekräftigt Heike Hinz. (mz)

So etwas wird bei der Suche im Wald entdeckt: Puppen des Kiefernspanners und Kokons der Kiefernbuschhornblattwespe.
So etwas wird bei der Suche im Wald entdeckt: Puppen des Kiefernspanners und Kokons der Kiefernbuschhornblattwespe.
Grommisch