Sanierung in Gadegast Sanierung in Gadegast: Pfarrhaus steht 300 Jahre

Gadegast - „300 Jahre wird Gadegasts Pfarrhaus alt. Über der Eingangstür ist es zu lesen: 1718.“ Das verkündet Thomas Meinhof in seinem Heft „Gadegast 1718 - Wie es unseren Vorfahren erging“, in dem er auf die Epoche nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) zurückblickt: „Gadegast ist danach langsam wieder gewachsen und hat sich zu einem blühenden Dorf entwickelt.“
In einer E-Mail an die MZ weist Seydas Pfarrer aber auch auf die Bedeutung des Objekts in der Gegenwart hin: „Das historische Pfarrhaus wird heute als Winterkirche sowie für die wöchentlich stattfindende Christenlehre und den Gemeindenachmittag für die ältere Generation genutzt. Auch der Weltgebetstag, die Bibelwoche und andere Veranstaltungen der Kirchengemeinde finden hier statt. In Eigenleistung wurde schon vor einiger Zeit eine Gemeindeküche eingebaut.“
Zudem ist die Wohnung im Obergeschoss des Gebäudes, das - quasi als Geburtstagsgeschenk - gerade eine umfängliche Sanierung erfährt, wieder vermietet.
Das Pfarrhaus von Gadegast stammt aus dem Jahr 1718. Es befindet sich heute in der Dorfstraße 14, auf der Südseite des an der Kirche gelegenen Friedhofs. Das teilunterkellerte Gebäude mit einem Grundriss von 14 mal 9,5 Metern steht unter Denkmalschutz.
1927, so Michael Zwiersch, wurde das Gadegaster Pfarrhaus schon einmal grundlegend saniert. Auch diese Jahreszahl ist über der Haustür verewigt. Erst 1987 legte man dann wieder Hand an das Gebäude, es bekam damals frischen Putz. Im Winter 1993/94 wurden mit Hilfe von Praktikanten und Zivildienstleistenden der Gemeinderaum auf Vordermann gebracht und die Treppe erneuert. Die renovierte Wohnung im Haus konnte 1998 bezogen werden.
Gadegast gehört jetzt zu Zahna-Elster. Per 1. Januar 2011 ging es mit etlichen anderen Orten der aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Elbaue-Fläming in der neu gebildeten Stadt auf. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf 1385. Seine Schreibweise lautete 1508 „Gathegast“ und 1550 „Gategast“. Es lag bis 1815 im sächsischen Amt Seyda, danach kam es zu Preußen.
Michael Zwiersch, der als Diplom-Bauingenieur mit eigenem Büro in Jessen die Sanierungsarbeiten betreut, erklärt, dass die Maßnahme in der zweiten September-Woche mit dem Abnehmen der alten Betondachsteine begann. Ende Oktober setzt er als Fertigstellungstermin, da die Fördermittel schon im November abzurechnen sind.
Mit Fördermitteln
Der Gemeindekirchenrat, so Thomas Meinhof, habe an dem Haus Leistungen (Dach, Zimmerer, Tischler, Maurer) von 80 000 Euro ausgelöst. „Hinzu kommt die Farbgebung der Fassade, die mit 12 000 Euro veranschlagt ist.
Der Anstrich wird übrigens von Restaurator Markus Schulz aus Dresden gesponsert, der seit 20 Jahren im Pfarrbereich arbeitet. 1998 war er wegen Tätigkeiten für die Gadegaster Kirche zum ersten Mal da. Für seine unerwartete Hilfe bei der Farbgebung ist die Kirchengemeinde sehr dankbar.“
Die Sanierung wird zu 45 Prozent aus dem RELE-Programm (für die regionale ländliche Entwicklung) gefördert, der Kirchenkreis unterstützt sie ebenfalls. „Nicht unerheblich ist auch der Eigenanteil der Gadegaster Kirchengemeinde“, wie der Seydaer Pfarrer aufmerksam macht.
Nachdem die Dachdeckerei von Klaus Wilde aus Gorsdorf die desolaten Zementsteine runter genommen hatte, rückte die Zimmerei Andreas Werner aus Gadegast an. „Wir befürchteten, auf noch größere Holzschäden am Dachstuhl zu stoßen“, sagt Michael Zwiersch. „Das hielt sich dann aber in Grenzen.“
Deutlich erkennbar sei jedoch gewesen, dass die Fußschwelle auf der gesamten Gebäudelänge an der Nord- und der Südseite (zur Straße und zum Hof hin) nach außen weggedreht war. „Teilweise ist mein Taschenmesser in dem Holz verschwunden.“ Was ein sicheres Zeichen dafür sei, dass die Schädigung unterhalb der Schwelle beträchtlich sein musste. Bei der vorausgegangenen Schadensaufnahme hatte man das so nicht erkennen können.
Als Folge der verdrehten Schwelle und des wegen Feuchte sowie tierischer Schädlinge vermulmten Holzes hatte der Dachstuhl angefangen, sich zu setzen und nach außen zu schieben. Um besagte Schwelle austauschen zu können, musste zudem ein etwa drei Meter langes Stück des Mauerwerksgesimses abgetragen und später neu aufgemauert werden. Denn irgendwann hatte man das Gesims mit Stahlankern an der Holzschwelle befestigt.
Von den Dachsparren selbst hatte Michael Zwiersch von vornherein acht Stück zum Wechseln vorgesehen. „Sie besaßen kein tragfähiges Holz mehr.“ Beim Bauen kamen drei weitere hinzu. Durch das Demontieren der Fußschwelle ließen sich die Deckenbalkenköpfe in Augenschein nehmen. Sie waren noch in Ordnung.
Im Gefolge von Dachdeckern und Zimmerern ging der Maurer (zbo Bau GmbH Jessen) ans Werk. Neben den Arbeiten am Gesims musste er Risse in der Fassade beheben, den Natursteinsockel sandstrahlen und frisch verfugen sowie an vier Fenstern neue Sohlbanksteine einsetzen. Anschließend sind abermals die Dachdecker am Zuge: Sie verlegen naturrote Biberschwänze mit Segmentbogen und drei erhabenen Rillen. Das geschehe laut Michael Zwiersch in Anlehnung an die Gadegaster Kirche, die vor fünf Jahren damit saniert wurde.
Originale Eingangstür
Der schon erwähnte Restaurator wird demnächst eine Probeachse für die Farbgebung des Hauses anlegen. Woraufhin Malermeister Andre Windschanz aus Hohenbucko in Aktion treten und die Fassade beschichten kann. Neben ihm ist auf der Gadegaster Baustelle die Tischlerei Enge und Sohn aus Dommitzsch tätig. Sie überarbeitet nicht nur die Eingangstür aus der Bauzeit des Objekts, an der sich anschließend auch der Maler schaffen kann, sondern erneuert ebenso die bislang verbliebenen alten Holzfenster (untere Etage).
„Es war schwierig, die Profilform für die neuen Fenster festzulegen“, berichtet der Bauingenieur und verweist darauf, dass die im Pfarrhaus verbauten Fenster aus ganz unterschiedlichen Zeitphasen stammen. Es gebe jedoch ein wahrscheinliches Originalfenster mit Holzklappladen - im Erdgeschoss des Ostgiebels. Daran wolle man sich zu großen Teilen anlehnen. Als Farbton für alle Fenster favorisiert Michel Zwiersch Dunkelbraun. Auch weil man sich so erspare, die verbleibenden Fenster noch mal zu überstreichen.
(mz)