Pilgern von Oranienbaum nach Rom Pilgern von Oranienbaum nach Rom: Mit Luther zum Heiligen Vater

Oranienbaum - Wenn einer eine Reise macht, so kann er was erleben. Wenn viele zu einer Reise aufbrechen, so sind die Impressionen vielleicht noch intensiver. Etwa 50 Gemeindemitglieder aus Oranienbaum und Umgebung machten sich am Sonntagnachmittag auf zu einer Pilgerreise gen Rom.
Insgesamt etwa 1.000 vor allem junge evangelische sowie katholische Christen aus ganz Mitteldeutschland starteten am Sonntag zu einer ökumenischen Pilgerfahrt nach Rom. Dort wollen sie über die Verantwortung von Christen für die Welt debattieren und „95 Thesen zur Ökumene“ entwickeln. Der Höhepunkt der Reise wird eine Begegnung mit Papst Franziskus sein. Dabei wird die Gruppe aus Oranienbaum mit ihren 50 Teilnehmern die Größte sein. Als besonderes Schmankerl bringen sie eine Handpuppe „Martin Luther“ mit.
Höhepunkt der Reise wird ein Treffen mit Papst Franziskus werden. Doch bevor es in den Bus und auf die etwa 21-stündige Reise ging, wurde in der evangelischen Kirche der Barockstadt zum Abschied ein Gottesdienst gefeiert. Dieser sollte, so Pfarrer Andreas Jansen, zur „Ruhe vor der Aufregung der großen Fahrt“ beitragen.
Und für viele der Teilnehmer wird es sicher aufregend. Sind sie doch das erste Mal auf einer solchen ökumenischen Pilgerfahrt - auch katholische Gemeindemitglieder pilgern mit - dabei. Und dann gleich zum Papst. Einer von ihnen ist Otto Klempert. „Ich war noch nicht in Rom“, sagte das Kreistagsmitglied, und „ich bin sehr gespannt.“ So geht es den meisten, ist doch etwa ein Viertel der Pilger im jugendlichen Alter.
Aber auch Familien nutzen die Gelegenheit, im Zeichen der Reformation die Reise nach Rom anzutreten. Nur einer ist scheinbar sehr gelassen: Martin Luther selbst. Mit einem Lächeln auf den Lippen sitzt er in seinem Klappstuhl vor der Kirche und betrachtet die Prozedur aus der Froschperspektive.
Denn Martin Luther ist eine Handpuppe, die die Oranienbaumer Pfarrerin Bärbel Spieker beim Durchstöbern des Internets nach einem Luther rein zufällig entdeckt und dann sofort geordert hat. Für diese Reise wurde Herr Luther mit einem gelben Schal und einem Base-Cap ausgerüstet, der den Grund seiner Reise angibt. Und so wohnt Martin Luther auch dem Gottesdienst bei, den Pfarrer Jansen hält. In seiner Predigt weist Jansen darauf hin, dass die Bibel voll von Geschichten über das Reisen ist. Ob allein oder in der Gruppe - und auch nicht immer zu einem schönen Anlass wie diesem.
„Denn oft ist von Flucht oder Vertreibung die Rede“ so Jansen, „doch eines ist allen inne, die Momente der Rast, des Verzehrs von Brot.“ Und dies sollte in der Gemeinsamkeit geschehen, damit man ins Gespräch kommt und andere Menschen kennen lernt. So stand am Ende die Erkenntnis: Wer Brot teilt, kann Gott erleben.
Damit möglichst vielen Pilgern dies widerfahre, hatte der Pfarrer auch an Brot gedacht, das er den Reisenden mitgab. Im Anschluss machte Pfarrerin Bärbel Spieker noch ein paar reisetechnische Anmerkungen. Und dann ging es los, nach Rom zum Papst. (mz)
