Pfarrhaus in Elster Pfarrhaus in Elster: Betondachsteine müssen weichen

Elster - Elsters Pfarrhaus bildet gemeinsam mit Kirche und Kirchhof, Wirtschaftsbau, Konfirmandensaal und Kriegerdenkmal einen in sich geschlossenen, historisch und funktional zusammengehörigen Denkmalbereich. Damit die Gesamtheit dieses Ensembles weiterhin Bestand hat, wir das 1856 errichtete Pfarrhaus (siehe dazu auch „Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts“) nun in zwei Bauabschnitten und mehreren Etappen einer recht aufwändigen Sanierung der äußeren Hülle unterzogen.
Der erste Bauabschnitt gilt der Dach- und Riss-Sanierung im Mauerwerk, wie Diplom-Bauingenieurin Astrid Lüddecke - sie betreibt ein Ingenieurbüro in Mühlanger - der MZ verdeutlicht. Wozu, wie sie aufmerksam macht, auch vorbereitende Arbeiten für einen späteren barrierefreien Zugang zu dem Objekt zählen, um dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen.
Derzeit gelangt man nämlich (nur) über eine Sandsteintreppe mit drei Stufen, die wegen Senkungserscheinungen zudem etwas schief steht, in das Pfarrhaus.
Etappenziel November
Baubeginn für den ersten Abschnitt war laut Astrid Lüddecke im August dieses Jahres. Fertiggestellt sein soll zumindest das Dach im November. Die Kosten für den gesamten ersten Bauabschnitt sind mit circa 107 000 Euro veranschlagt. 45 Prozent davon kommen über das Förderprogramm RELE (EU-, Bundes- und Landesmittel für die regionale ländliche Entwicklung) vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten. Die übrige Finanzierung speise sich aus kirchlichen Eigenmitteln.
Das Pfarrhaus Elster liegt direkt an der Ortsdurchquerung der B 187. Es wurde 1856 erbaut. 1859 folgte das Schulhaus und 1867 wurde der Grundstein für die heutige Kirche gelegt. Das Pfarrhaus hat einen Grundriss von circa 14,30 mal 10,80 Metern, es handelt sich um einen zweigeschossigen Backsteinbau (komplett steinsichtig errichtet) mit Satteldach. Im Erdgeschoss sind das Pfarrbüro und die Gemeinderäume untergebracht, im Obergeschoss befindet sich die Pfarrwohnung. Der Dachboden ist nicht ausgebaut. Das Gebäude besitzt auf der West- und der Straßenseite eine Teilunterkellerung. Dort sind die Heizungsanlage und die Warmwasserbereitung angeordnet.
Elster/Elbe wurde erstmals um 1161 als Burgward-Bezirk Alstermunde in einer Urkunde Bischof Balderams von Brandenburg für das Prämonstratenserstift Leitzkau erwähnt. 1513 erschien im Wittenberger Erbbuch über Elster der Begriff „Stetlein“ mit 150 zum Amt Wittenberg gehörenden Einwohnern. Durch die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges verlor Elster 1648 das Stadtrecht. 1813 fand im Zuge der Befreiungskriege die Schlacht bei Wartenburg statt. Die Elbquerung bei Elster spielte eine wichtige Rolle für den Sieg Preußens über Napoleon. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Elster ein bedeutender Schiffer- und Fischerort. Seit 2011 gehört es zur Stadt Zahna-Elster.
Zum Auftakt des ersten Bauabschnitts, der Dachsanierung, gehört natürlich das Neueindecken. Die alten Betonsteine aus den 1980er Jahren sind schon verschwunden, sie waren flächig schadhaft. Wobei die Ortgangbereiche (seitlicher Abschluss der Dachfläche am senkrecht stehenden Giebel) die gravierendsten Schäden aufwiesen. Die Betondachsteine werden durch so genannte Denkmal-Biber ersetzt und eine neue Regenentwässerung installiert. Das übernimmt die Dachdeckerfirma Albrecht aus Kemberg.
Davor jedoch machen sich, entsprechend der Beurteilung durch einen Holzschutzgutachter, Eingriffe in die Tragkonstruktion des Daches erforderlich. Diese Aufgabe obliegt der Zimmerei Andreas Werner aus Gadegast. „Bei den Sichtsparren ist durch Holzalterung und Wassereinfluss die Tragfähigkeit nicht mehr gegeben“, schätzt die Bauingenieurin ein. „Die betreffenden Teile werden daher ausgetauscht.“ Dabei seien gleichfalls die Balkenköpfe eingehend zu überprüfen und wo nötig durch neues Holz zu ersetzen.
Als zweiten nötigen Schritt im ersten Bauabschnitt nennt die Fachfrau aus Mühlanger das Sanieren der im Mauerwerk zahlreich vorhandenen Risse. Es gehe dabei um eine lokale Riss-Sanierung in den Außenwänden des Pfarrhauses. Ziel seien eine konstruktive Sicherung sowie das Verschließen der Aufbrüche. Dies geschehe in der Reihenfolge der Notwendigkeit.
Risse sind zu schließen
Als Ursache für das Ausbilden der Risse sieht Astrid Lüddecke zum einen baubedingte Gegebenheiten beziehungsweise normale Alterungserscheinungen des Mauerwerks. Zum anderen könnte es sich aber auch um Senkungen infolge von zurückliegenden Hochwässern handeln. Als Stichwort erwähnt die Ingenieurin in dem Zusammenhang den Fachbegriff „Sedimentverlust“.
Der zweite Bauabschnitt, den man wahrscheinlich erst 2019 in Angriff nehmen kann, soll sich dann im weitesten Sinn mit dem Herrichten der Fassade des Pfarrhauses befassen. Astrid Lüddecke verweist da zu allererst auf die unumgängliche Sanierung der Fenster: „Sie sind stark verwittert, die äußeren Fensterbänke befinden sich in einem schlechten Bauzustand.“
Die Expertin, die das Baugeschehen begleitet, lässt aber ebenso die anstehende Fugensanierung nicht unerwähnt: Die Verfugung der Fassade weise ein äußerst marodes Bild auf. „Hier sind sehr viele Fehlstellungen und tiefe Einschlüsse in den einzelnen Fugen vorhanden.“
Wann der zweite Abschnitt startet, hänge von der Fördermittelzusage ab, so Astrid Lüddecke. „Den Antrag dafür haben wir im März 2018 gestellt. Er wird vom ALFF noch bearbeitet.“ (mz)
