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Ortschronist Ortschronist: Bernd Hopke bringt Annaburger Geschichte ins Netz

Von Ute Otto 17.11.2017, 17:35
Bernd Hopke erstellt im Internet ein Almanach Annaburger Stadtgeschichte.
Bernd Hopke erstellt im Internet ein Almanach Annaburger Stadtgeschichte. Ute Otto

Annaburg - Unterm Dach seines Häuschens in der Annaburger Friedensstraße hat Bernd Hopke sein Arbeitszimmer. Hier widmet sich der 59-Jährige seiner Leidenschaft: der Annaburger Stadtgeschichte.

Über Zwischenstopps in Cottbus und Holzdorf gelangte der gebürtige Berliner und frühere Berufssoldat 1995 in die Stadt, und was ihm sofort ins Auge fiel, ist „die unwahrscheinlich flache Gegend hier. Wäre nicht Wald dazwischen, könnte man weit übers Land sehen“.

Bis 2002 galt sein geschichtliches Interesse vornehmlich der Antike - das alte Griechenland, das alte Rom, das alte Ägypten. Beruflich ist er bis dahin mit der Betreuung von Deponien befasst. Dann wurde er arbeitslos. Dieser „Biografie-Bruch“, wie er das nennt, führte dazu, dass er sich eine neue Bestimmung suchte, denn: „Ich bin kein Mensch, der ohne soziale Kontakte sein kann.

Ich habe mir überlegt, was ich noch so machen kann.“ Aufgeschlossen gegenüber Computer und Internet, „kam ich auf die Idee, den Leuten, die sich hier mit Heimatgeschichte beschäftigen, zu helfen. Ich wollte sie animieren, eine Homepage zu machen. Aber damit bin ich bei ihnen gescheitert.“

Forschung in Heimatgeschichte beschränke sich für ihn nicht darauf, Dokumente zu sammeln. „Man muss diese vielmehr in den Kontext ihrer Zeit einordnen“, sagt Hopke. Am Beispiel einer Planzeichnung aus dem Annaburger Schlossbuch von einem Rondell im heutigen Tiergarten erklärt er, was er meint. Im Staatsarchiv Dresden ist er dazu fündig geworden.

Dort liegen die Originale der ersten kartografischen Darstellungen der Region von Torgau/Annaburg-Prettin bis in den Südfläming mit Messpunkten aus dem 17./18.  Jahrhundert. Hopke nimmt an, dass die Kartografie, also die Landvermessung, unter August dem Starken in Annaburg ihren Anfang nahm, eben wegen der flachen Landschaft.

„Mittlerweile weiß ich mehr über die Geschichte von Annaburg als die meisten Annaburger“, sagt Hopke, der 2009 Edwin Kretschmann als Ortschronist beerbt hat. „Es erstaunt mich, dass Annaburg so viel zu bieten hat“, sagt er. In der DDR sei die Stadtgeschichte in den Dornröschenschlaf geraten, weil der Zeit der Renaissance und der Kurfürsten keine Bedeutung beigemessen wurde.

Aber gerade in der Reformation sei Annaburg ein Dreh- und Angelpunkt in der Auseinandersetzung Luthers mit den päpstlichen Gesandten gewesen.

Seit 2016 hält Bernd Hopke regelmäßig Vorträge beim Geschichtenfrühstück und anderen Veranstaltungen des Fördervereins Porzellaneum und auch dabei hält er sich an seine Maxime: Geschichte muss erzählt werden. Auch als Stadtführer ins Annaburg um 1845 unter dem alias Oberschneidermeister Siegfried Uhlig, ehemaliger Zögling des Militär-Knaben-Instituts und königlich preußischer Soldat, hat er sich inzwischen versucht.

„Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Spaß macht.“ Derzeit befasst er sich mit der Flößerei in der Gegend. Wie so oft ist es eine Kleinigkeit, die ihn aufmerken und nachgraben lässt, diesmal die Aussage in einem alten Dokument, dass das Floßamt die Annaburger ernährt habe.

Bernd Hopkes Beiträge sind zu finden unter www.annaburger-chronisten.de (mz)