Nachkriegsliteratur und Kinderbücher Nachkriegsliteratur und Kinderbücher: Wilhelm Bleddin liest in Bleddin

Bleddin - Der grauhaarige Mann steht an seinem Tisch in der früheren Bleddiner Gaststätte „Zur Elbe“ und schaut aufmerksam in die Runde. Vor ihm liegen ausgebreitet einige seiner Bücher, die er in den Jahren verfasst hat. Wilhelm Bleddin ist ein Autor mit einiger Erfahrung. Seine 80 Jahre sind ihm jedoch nicht anzusehen.
„Aus der Geschichte kann man nur lernen, wenn man sie kennt!“ Mit diesem historischen Leitmotiv beginnt der Autor seine Lesung am vergangenen Sonntag in dem beschaulichen Dorf an der Elbe. Er entführt die rund 20 Zuhörer in eine Welt, die zunächst von Krieg und später von der zunehmenden Modernisierung geprägt ist. Dabei bezieht er sich auf Geschichten, die ihm einst erzählt wurden.
Wilhelm Bleddin steht dabei als Pseudonym für Friedrich Gand. Er wuchs als Sohn eines Pfarrers in Bleddin auf und studierte in Marburg und Tübingen unter anderem Geschichte, Philosophie und Sport. Später promovierte er als Historiker und verfasste drei Bücher über Nachkriegsliteratur. Heutzutage schreibt er leidenschaftlich gern Kinderbücher und trägt diese in Grundschulen und auf Naturwanderungen vor.
„Für mich ist es ganz wichtig, der Jugend den Umgang mit Literatur nahe zu bringen. Bücher dienen als Quelle der Bildung und diese darf in der heutigen Generation nicht verloren gehen“, berichtet Gand. Er bezeichnet sich selbst als „Vorlese-Autor“ und hält mehrmals im Monat Lesungen. Derzeit schreibt er bereits an seinem elften Buch mit dem Titel „Nachbehandlung“.
Im Mittelpunkt stehen Geschichten von Kurgästen. „In meinem ganzen Leben war ich bisher zweimal zur Kur. Und dort saß ich am Tisch mit anderen Leidensgenossen und diese erzählten Episoden über ihr Leben“, erklärt Gand. All das habe er anschließend zum Anlass genommen, um daraus ein Buch zu schreiben.
Bisher arbeitet er fleißig daran, das Buch bis Ende dieses Jahres noch fertigzustellen. Bis zu vier Stunden am Tag schreibt er daran und kümmert sich nebenbei noch um seine kranke Frau.
Einige Szenen aus „Nachbehandlung“ stellt er seinen Zuhörern im Bleddiner Gasthof ausführlich vor. Darunter die Tischgespräche im Kurhaus, in denen ein alter Mann über sein Leben berichtet. Geschildert wird, wie er mit 19 Jahren den Militärdienst antrat, schreckliches Leid mit ansehen musste und es zutiefst bereute, sich freiwillig an die Front gemeldet zu haben. Später wurde er als Kriegsverbrecher in Gefangenschaft genommen.
Gand lässt in seinen Büchern viele historische Aspekte mit einfließen, verarbeitet darin die Geschehnisse seiner Jugend. Jürgen Hannemann aus Wartenburg ist fasziniert. „Es macht mich sprachlos, wie viel Mühe und Herzblut Wilhelm Bleddin in seine Bücher gesteckt hat. Zudem gefällt mir auch, dass er in seinen Werken Geschichtliches mit einbezieht. Das macht diese Bücher so authentisch.“
Über diese positive Resonanz freut sich Friedrich Gand am allermeisten. „Ich möchte den Menschen meine Literatur nahebringen, und es macht mich stolz, wenn sie meine Bücher kaufen und Spaß daran haben, mir zuzuhören.“
Die Lesung von Bleddin war einer der Höhepunkte des Dorffestes in Bleddin. „Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dennoch können wir froh sein, dass trotzdem einige Leute gekommen sind“, so resümiert Gabriele Hackel vom Heimatverein die Veranstaltung. (mz)