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Corona-Schnelltests Nachfrage nach Tests treibt Preise im Landkreis Wittenberg hoch

Apotheker sprechen von hoher Belastung. Was sie unternehmen, um die begehrte Ware zu bekommen.

Von Corinna Nitz und Thomas Tominski 06.12.2021, 11:19
Die Inhaberin der Paracelsus-Apotheke Zahna, Eva  Stellmach-Schmidt, geht im  Internet  täglich auf Jagd  nach Corona-Tests.
Die Inhaberin der Paracelsus-Apotheke Zahna, Eva Stellmach-Schmidt, geht im Internet täglich auf Jagd nach Corona-Tests. (Foto: Thomas Tominski)

Wittenberg/Zahna-Elster/MZ - Die Preise steigen jeden Tag um 50 Cent“, sagt Eva Stellmach-Schmidt, die ihre Aussage gleich an einem Beispiel festmacht. Ende der vergangenen Woche hat die Chefin der Paracelsus-Apotheke in Zahna die Corona-Einzeltests für zwei Euro das Stück verkauft, aktuell sind 3,50 Euro fällig. „Tendenz steigend“, ergänzt sie, denn die Online-Anbieter haben schnell erkannt, dass mit einem Verkaufsschlager Geld zu verdienen ist. Egal, ob es der Test für den vorderen Nasenbereich, den Rachenraum oder die Speichel-Variante ist: Der Boom hält an!

Ausgebucht

„Die Preise sind auf jeden Fall gestiegen“, bestätigt in Wittenberg Oliver Bunde. Der Inhaber der Böttger-Apotheke gehört zu den überaus engagierten Testern, zehn Stunden täglich unter der Woche können da zusammenkommen, samstags bis zu acht. „Wir sind komplett ausgebucht“, sagt Bunde und spricht von Testungen im oberen zweistelligen Bereich. Zu den Kunden gehören laut Bunde Menschen, die ins Krankenhaus oder reisen oder zum Weihnachtsmarkt möchten und solche, die einfach nur arbeiten wollen. Damit hatte ja vor rund zwei Wochen auch die Hektik begonnen, als zur Eindämmung der Pandemie die 3G-Regel am Arbeitsplatz in Kraft trat (die MZ berichtete).

In den Apotheken produziert das bis heute einen enormen logistischen Aufwand, Bunde sagt, er habe inzwischen zwei Personen, Fachpersonal, zusätzlich eingestellt, weil der Ansturm von seinen Apotheken-Angestellten nicht zu bewältigen ist. Schon die Terminvergabe bindet Zeit und es komme nicht selten vor, dass Kunden ungehalten sind, weil sie zuvor bereits in anderen Testzentren abgewiesen wurden. Für seine Mitarbeiterinnen sei das eine „hohe psychische Belastung“.

Als Katastrophe bezeichnet Oliver Bunde die Entscheidung der Politik im Herbst, die kostenfreien Corona-Tests einzustellen. Inzwischen wurde das zwar revidiert, „aber dieser Monat hat Deutschland nach hinten katapultiert“, so Bunde. Viele Menschen hätten sich auch aus Kostengründen nicht mehr testen lassen, so habe man auch weniger Covid-Positive rausfischen können. Für Bunde ist diese Zeit mit ein Grund dafür, dass die Infektionszahlen so durch die Decke gehen. Inzwischen können sich Menschen wieder einmal pro Woche testen lassen.

Weite Fahrten

Diese Möglichkeit zu nutzen, sei auch für Immunisierte „sinnvoll“. Bunde sagt auf Nachfrage, er habe bereits Geimpfte positiv getestet und das jeweilige Schnelltest-Ergebnis im PCR-Test bestätigt bekommen. Um ausreichend Tests vorhalten zu können, nimmt er auch mal weitere Fahrten in Kauf, selbst seine Frau sei schon losgefahren. „Wir wollen unseren Beitrag leisten“, erklärt der Apotheker diesen Einsatz und den seiner Mitarbeiterinnen.

„Wir müssen“, meint Bettina Wieland, „die Leute an manchen Tagen auf später vertrösten.“ Die Mitarbeiterin der Anker-Apotheke in Elster berichtet, dass Chefin Britta Hoffmann längst zweigleisig fährt. Die Kontingentware deckt nur einen Bruchteil des eigentlichen Bedarfs ab. „Wir bestellen per Fax bei Direktanbietern. Die Internetseiten sind total überlastet.“ Für Bettina Wieland ist es der sichere Weg, um an Ware zu gelangen.

Trotzdem sind die Lieferzeiten mitunter exorbitant lang, weil alle Apotheken oder Einzelhändler auf der Jagd nach Tests sind. Wenn eine größere Charge von zum Beispiel 150 Stück eintrifft, ist sie binnen kurzer Zeit verkauft. „Es ist und bleibt ein Engpass. Wir versuchen selbstverständlich, für unsere Kunden preiswert einzukaufen und uns Vorräte anzulegen“, so die Apothekerin.