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Kunst und Hobby Momente aus Paris von Fotograf aus Külso festgehalten

Michael Karger stellt seine Fotografien aus der Stadt der Liebe aus. Ihn faszinieren besonders die kleinen Details im alltäglichen Leben.

Von Andreas Hübner 29.11.2021, 10:25
Michael Karger blättert in seinem Bildband.
Michael Karger blättert in seinem Bildband. Foto: Paul Damm

Wittenberg/MZ - Das Unscheinbare an seinen Bildern ist das eigentlich Einzigartige. Ob es ein junger Mann ist, der in einem Café sitzt und während er auf die Bestellung wartet auf sein Smartphone schaut oder die Mitarbeiter einer Pâtisserie, die ihren gläsernen Tresen fein säuberlich vorbereiten. Es sind meistens ganz kleine Momente, die Michael Karger in seinen Fotografien festhält. Momente, die sich oft und überall wiederholen und gewöhnlich sind. Augenblicke, über die man eigentlich nicht weiter nachdenkt. „Das ist meine Art der Fotografie, wie ich sie liebe“, sagt er.

Michael Karger ist gebürtig aus dem Baden-Württembergischen Ellwangen und lebt seit etwa zwei Jahren mit seiner Familie in dem kleinen Örtchen Külso. Seit vielen Jahren schon beschäftigt er sich mit Fotografie. „Das nimmt in meinem Leben schon einen sehr großen Stellenwert ein“, berichtet der Projektassistent einer IT-Firma. Jetzt ist ein Bildband erschienen, der seine ganz persönliche Sicht auf die Stadt der Liebe dokumentiert. Die Fotografien seien alle 2019 auf zwei Frankreichreisen entstanden.

Ein eigener Blick

„Mon Paris“ - nennt er sein Werk „Mein Paris - Eine Stippvisite in der Stadt der Liebe“. Schon auf dem Titelbild macht er klar, dass es ihm dabei nicht in erster Linie um Sehenswürdigkeiten oder bekannte Stadtansichten geht. Im Gegenteil, es ist eigentlich lediglich eine Hand darauf zu sehen, die sich gerade der Asche ihrer Zigarette entledigt. Eine Hand, die ihren Weg dazu durch das verschnörkelte Eisengeflecht einer Fenstervergitterung findet. „Auf der Straße hatte ich erst nur den Qualm gesehen und mich gewundert, woher er kommt“, erklärt Karger. Dann habe er den Qualm eine ganz Weile mit der Kamera beobachtet, bis irgendwann die Hand raus kam. Wieder so ein vermeintlich kleiner Augenblick, den der Fotograf mit seinen Augen einfängt.

In Fachkreisen, wird diese Art der Kunst als Streetfotografie bezeichnet. Karger ist ein Straßenfotograf. Der nunmehr 45-Jährige unternimmt regelmäßig Städtereisen auf denen er dann mit der Kamera durch die Straßen zieht. „München, Stuttgart, Hamburg, Berlin“, zählt er als Beispiele auf. Paris aber habe es ihm ganz besonders angetan.

Fotografiert habe er eigentlich schon immer. „Das hat als kleiner Junge schon mit einer kleinen Revue - Kamera angefangen“, erinnert sich Karger.

Dann habe sich das ganze schnell zu einem intensiven Hobby entwickelt und gerade die Straßenfotografie übte immer mehr Faszination auf Karger aus. Gemeinsam mit Gleichgesinnten, die sich ebenfalls am meisten in dieser Sparte wohl fühlten, gründet Karger sogar den Stuttgarter Fotoclub „StreeLab 0711“.

Ein Esel auf dem Dach

Immer wieder unternimmt er gemeinsam mit anderen Städtetrips und es entstehen unzählige Fotografien. Mittlerweile druckt er seine Bilder in Handarbeit auf hochqualitativen Papier selbst aus. Obwohl er sich grundsätzlich nicht auf monumentale Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen konzentriert, entstehen in Paris aber auch solche Fotos. „Vom Eiffelturm war ich tatsächlich sehr beeindruckt“, berichtet er. Das habe er so im Vorfeld gar nicht erwartet. Und so können die Kunden des „Esel auf dem Dach“ - Buchladens in der Coswiger-Straße, in der derzeit eine exquisite Auswahl der Parisfoto ausgestellt wird, auch den berühmten Turm entdecken.

Karger spielt dabei gern mit Techniken. „Das hier ist zum Beispiel eine analoge Doppelbelichtung.“ Er erklärt, dass er das Wasser der Seine zusätzlich belichtet hatte und beide Aufnahmen dann sozusagen übereinander gelegt hat. Daher weise nun der Himmel um den Eiffelturm herum die typischen Strukturen des Wassers auf. Die großen Blickfänger sind aber die kleinen Momente. Wie etwa der junge Mann, der in einem roten Trainingsanzug zwischen all den anderen Menschen am Zebrastreifen steht und eine große Dior-Tüte trägt. (MZ)