Leichtathlet aus Pretzsch Leichtathlet aus Pretzsch: Karl-Heinz Kotzur auf der Zielgeraden

Pretzsch - „50 Jahre - kaum zu fassen“, staunt Karl-Heinz Kotzur, als er den Aktenordner aufschlägt. Ein halbes Jahrhundert Sportgeschichte liegt vor dem Leiter der Pretzscher Leichtathletikabteilung. Kaum ein Sportverein im Landkreis habe so viele Medaillen, Pokale und Urkunden in der Leichtathletik erhalten, wie SG Grün-Weiß 90 Pretzsch.
„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, die besonderen Momente noch einmal Revue passieren zu lassen“, sagt Kotzur stolz. Von Rennsteig- und Vatikanläufen, über Deutsche Meisterschaften bis hin zu Vereinsrekorden: Die Abteilung Leichtathletik hat viel erreicht.
Seit mittlerweile fünf Jahrzehnten trainiert Karl-Heinz Kotzur Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene im Pretzscher Leichtathletikverein. Er berichtet: „Ich bin dem Verein die gesamte Zeit über treu geblieben.“ Im Dezember 1970, als die Abteilung gegründet wurde, suchte der Merkwitzer in der Region nach potenziellen Sportlern. Mithilfe von Ausschreibungen und Schulbesuchen wollte er neue Mitglieder gewinnen.
Die Abteilung von Grün-Weiß Pretzsch wuchs rasant und schon kurze Zeit nach der Gründung nahmen Läufer an Spartakiaden teil. Kotzur zeigt auf ein altes Schwarz-Weiß-Bild aus dem Jahr 1976. „Den ersten großen Erfolg erzielte Frank Noske bei den DDR-Crossmeisterschaften.“ Er belegte dort den dritten Platz.
Für Sportschule ausgebildet
Ende der 70er-Jahre entstanden in Wittenberg und Pretzsch sogenannte Trainingszentren und Trainingsstützpunkte. Wie Kotzur berichtet, wurden dort Sportler leistungsorientiert ausgebildet, um einen Zugang zur Sportschule zu erhalten. „Wir haben in den darauffolgenden Jahren viele Leute delegiert“, sagt Kotzur und deutet auf alte Zeitungsartikel.
Er blättert ein wenig weiter nach vorne. Im Jahr 1984 erhielt der Verein eine Auszeichnung für die vorbildliche Sektion des deutschen Verbandes für Leichtathletik. Es sollte nicht die letzte Würdigung bleiben.
„Das ist der Wahnsinn, was damals von den Schülern verlangt wurde“, sagt Karl-Heinz Kotzur und schaut auf die Wertungsliste aus den 90er-Jahren. Damals musste eine Drittklässlerin beim Ballwurf mindestens 27 Meter werfen, um zur Kreisspartakiade zugelassen zu werden. Jetzt, etwa dreißig Jahre später, ist der Leichtathlet Kotzur froh, wenn die Neunjährigen zehn bis 15 Meter weit werfen können. Der Merkwitzer stöbert in alten Kreisrekordlisten. Die beste Leistung im Fünfkilometerlauf erzielte ein Zehnjähriger aus Bad Schmiedeberg mit einer Zeit von 17 Minuten. „Man muss bedenken, wie alt der Junge war“, merkt Kotzur an.
Grün-Weiß auf allen Kontinenten
An fast allen Wettkämpfen waren die Grün-Weißen beteiligt und gingen selten ohne eine Ehrung nach Hause. „Wir haben uns schon auf allen Kontinenten herumgetrieben“, sagt Kotzur lachend. Ob beim Dubailauf, beim Staffellauf nach Italien oder beim Marathon in Australien - die Pretzscher Leichtathleten ließen kaum ein Ereignis aus. Durch die Teilnahme an der Gesundheitsaktion „MZ läuft“ erhielt der Verein zahlreiche neue Mitglieder. Sogar aus Jessen und Zahna kommen jetzt Läufer in die Elbestadt, um gemeinsam zu trainieren.
Mit einem lachenden und weinenden Auge gibt Karl-Heinz Kotzur den Staffelstab als Abteilungsleiter nun ab. Er sagt: „Es war eine tolle Zeit, doch man soll gehen, wenn es am Schönsten ist.“ (mz)
