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Unternehmen und Corona Kur in Bad Schmiedeberg kehrt zur Normalität zurück

Kur-Direktor spricht im Stadtrat über Entwicklung und aktuelle Situation des Eisenmoorbades.

Von Marcel Duclaud Aktualisiert: 23.06.2021, 09:22
Der Botschafter der Sozialistischen Republik Vietnam Minh Vu Nguyen besuchte jüngst das Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg - hier zu sehen an der Baustelle des Gradierwerkes.
Der Botschafter der Sozialistischen Republik Vietnam Minh Vu Nguyen besuchte jüngst das Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg - hier zu sehen an der Baustelle des Gradierwerkes. (Foto: Uwe Hesse)

Bad Schmiedeberg - „Die Ruhe, die wir ausstrahlen, ist nur scheinbar“, sagte Deddo Lehmann, Geschäftsführer der Eisenmoorbad Kur GmbH, jüngst im Stadtrat von Bad Schmiedeberg. Er war eingeladen worden, um über das wichtige Unternehmen zu sprechen, über Entwicklungen und die aktuelle Lage.

Seltenes Modell

Der Kur-Direktor stellt klar: „Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb.“ Allerdings einer mit für Kurorte nicht ganz gewöhnlicher Struktur. Meist seien hochdefizitäre und lukrative Bereiche getrennt. Die Kliniken würden inzwischen oft von Ketten betrieben. In Bad Schmiedeberg hingegen gehöre alles zusammen, das profitable Geschäft und das, was mit Verlusten verbunden ist. „Ein seltenes Modell, für das wir oft beneidet werden“, erklärt Lehmann, der von hoher Wertschätzung auch auf internationalem Parkett spricht. Allerdings bringe dieses Modell eben auch einen hohen Kostendruck mit sich. „Wirtschaftlichkeit ist das A und O, sonst gerät die Struktur sehr schnell in Gefahr.“

Gerade die vergangenen Monate mit ihren vielfältigen Einschränkungen durch die Pandemie seien in dieser Hinsicht eine enorme Herausforderung gewesen. „Wir sind auch nicht die Insel der Seeligen“, räumt der Kur-Direktor ein und spielt auf etliche Corona-Fälle in Kliniken und Pflegeeinrichtungen an (die MZ berichtete). Bis Oktober sei man verschont geblieben, dann seien immer wieder Infektionen entdeckt worden.

Bis Ende Mai habe das Eisenmoorbad keine privaten Gäste empfangen dürfen, die sind aber eine wichtige Säule: „Das schlägt ins Kontor.“ Ebenso wie beispielsweise die fehlenden Einnahmen aus der Kurtaxe. Allein 2020, so Lehmann, sind es 120.000 Euro weniger gewesen. Gästehäuser und Gastronomie waren geschlossen, zeitweise auch eine der Kliniken. In vielen Bereichen musste das Unternehmen nach den Worten des Kur-Direktors auf das Instrument Kurzarbeit zurückgreifen. „Aber Entlassungen gab es keine.“ Dass die Pandemie gravierende Folgen für die Altenpflege hatte und hat, verhehlt Lehmann nicht. „Die Mitarbeiter mussten Unglaubliches leisten. Ich habe da höchsten Respekt.“

Inzwischen normalisiere sich der Betrieb aber wieder. Ab 6. Juni konnten etwa private Gäste anreisen. Die Kur- und Stadtinformation werde bald öffnen, die Moor- und Salzerlebniswelt, auch Kulturveranstaltungen sollen demnächst wieder zu erleben sein: „Wir kehren Schritt für Schritt zur Normalität zurück“, versichert der Chef des Eisenmoorbades, der auch bemerkt: „Bisher haben wir es immer geschafft, den Laden am Laufen zu halten.“

Eine Voraussetzung ist, genügend qualifiziertes Personal zu haben. Dass das immer schwieriger wird und einiger Anstrengungen bedarf, verschweigt Lehmann nicht. „Wir müssen attraktiv sein“, weiß der Geschäftsführer. Etwa mit Fitness- oder Rabattangeboten für Anwendungen, mit der Möglichkeit von Weiterbildungen. Über 50 Prozent der rund 470 Mitarbeiter wohnen nach seinen Worten in Bad Schmiedeberg.

Allerdings reiche es nicht, regional oder deutschlandweit zu suchen, zumal die Arbeit eben auch mit ungeliebten Wochen-end- und Nachtdiensten einhergehe: „Wir müssen uns auf dem internationalen Markt tummeln.“

Spanier angekommen

Das geschieht wie berichtet in zunehmenden Maße. Gerade sind wieder einige junge Spanier nach Bad Schmiedeberg gekommen, um zu schauen, ob eine Ausbildung in Frage kommt - im Bereich Service, Restaurant oder Pflege. Mehrere Ärzte aus Aserbaidschan arbeiten bereits in den Kliniken. Es gibt Personal aus Kolumbien und natürlich die großangelegte Kooperation mit Vietnam, noch in diesem Jahr sollen mehrere junge Leute zur weiteren Ausbildung in die Kurstadt kommen.

Der vietnamesische Botschafter Minh Vu Nguyen war schon mal da, um sich zu informieren. Er hat sich etwa das zurzeit entstehende Gradierwerk angesehen. Das soll, so Lehmann, bald fertig sein - und am 11. September samt den benachbarten Wasserspielen feierlich eröffnet werden.