Jobbörse in Coswig Jobbörse in Coswig: 420 Männer und Frauen eingeladen

Coswig - Ein kurzes Gespräch, Sympathie auf beiden Seiten – das könnte klappen. Kaum dass die Jobbörse im Coswiger Klosterhof eine halbe Stunde läuft, verlässt Julia Heise schon glücklich den Hof. „Am Mittwoch gehe ich zum Bewerbungsgespräch“, strahlt die 22-Jährige. Drinnen sagt wenig später Direktionsassistentin Stefanie Merkel: „Ich hoffe, dass sie kommt.“
Die erste Jobbörse der Stadt könnte womöglich also schon nach kurzer Zeit zu einem neuen Arbeitsplatz für Julia Heise geführt haben, Veloform Media sucht eine Bürokauffrau und eine solche ist die junge Frau, die derzeit noch im Familienbetrieb arbeitet. „Wirklich nicht schlecht, dass es das jetzt auch in Coswig gibt, das ist gut für den Standort“, findet Julia Heise.
Eben das dachten sich auch die Veranstalter der Vermittlungsmesse für Arbeitsuchende und Firmen. Stadt und Agentur für Arbeit organisierten diese Premiere für Coswig; elf Firmen aus der Stadt waren am Freitagnachmittag in den Klosterhof gekommen. Noch mehr Kunden hatte das Wittenberger Jobcenter angeschrieben. 420 Frauen und Männer erhielten eine Einladung mit dem Termin, bietet der doch ganz andere Möglichkeiten, um mit dem künftigen Arbeitgeber ins Gespräch zu kommen, wenn man denn will.
„Es gibt zwar einen Stempel, aber keinerlei Sanktionen“, sagt Jobcenter-Teamleiterin Cornelia Schulze.
Nach jüngsten Zahlen sind in Coswig 370 Einwohner ohne Job gemeldet. 273 Unternehmen gibt es in der Stadt. Am Freitag waren im Klosterhof weit mehr als 100 zu besetzende Stellen im Angebot, viele auch für Arbeitsuchende ohne Ausbildung. Nahezu ohne Pause ließ beispielsweise Yvonne Baumann-Adam die Interessenten am Tisch Platz nehmen.
Die Thüringerin ist Franchise-Nehmerin des Fast-Food-Restaurants, das voraussichtlich im September an der Coswiger Autobahn-Abfahrt eröffnen soll. In Wittenberg, Wolfen, Delitzsch und Torgau betreibt sie bereits Filialen. Für den neuen McDonald’s-Standort braucht sie 50 Mitarbeiter. „Natürlich nehmen wir Ungelernte. Es gibt eine interne Ausbildung und gebraucht werden Frauen und Männer, die im Rotationsprinzip in Produktion und Verkauf arbeiten“, sagt die Filial-Chefin. „Ich staune, wie gut frequentiert die Jobbörse ist. Eine tolle Idee, das vor Ort zu organisieren.“
Solchen einen Job im Schnellrestaurant würde sich auch Kathrin Lehnert zutrauen. Die gelernte Kinderpflegerin ist schon länger auf der Suche nach Arbeit. „Irgendwann will man nicht mehr zu Hause sitzen“, findet sie. Mit der Fast-Food-Kette kann sie etwas anfangen, kennt sie als Kundin und ahnt, was dort von den Angestellten erwartet wird. Wer noch ganz ohne Vorstellungen gekommen ist, erhält von den Firmenmitarbeiterin Informationen zum Unternehmen.
Am Stand von Global Fliegenschmidt sitzt der Firmenchef ebenfalls persönlich am Tisch. „Auch wir suchen verzweifelt ungelernte Mitarbeiter in der Produktion“, sagt Peter Fliegenschmidt. „Gut, dass es hier gemacht wird“, lobt er die Jobbörse und moniert ein wenig, dass es hierzulande womöglich zu viele hoch qualifizierte Menschen gibt, aber die einfachen Tätigkeiten eben auch von Leuten gemacht werden müssen.
Er erzählt von Flüchtlingen, die zum Praktikum in das Unternehmen geschickt werden, aber dann nicht übernommen werden können, weil die Ausländerbehörde die entsprechenden Papiere nicht ausstellt. Fliegenschmidt kann darüber nur den Kopf schütteln.
So wie er sucht auch Personalleiterin Claudia Luft-Bellstädt von Pino Küchen nach Personal in der Produktion. Kürzlich wurde das Unternehmen von der Nobilia-Gruppe übernommen, was den Standort in Coswig sicherte. Im unteren zweistelligen Bereich werden Mitarbeiter gesucht. „Das wird immer schwieriger“, so Luft-Bellstädt. Womöglich hat diese Jobbörse einen Teil des Problems gelöst. „Ich habe Angst, dass das Material nicht reicht“, sagt sie jedenfalls und auf dem Stuhl wächst der Stapel mit Bewerbungsunterlagen.
Cornelia Schulze vom Jobcenter würde sich wünschen, dass es auch andernorts so gut läuft wie an diesem heißen Freitagnachmittag in Coswig. Am 16. Juni wird es in Bad Schmiedeberg erstmals eine solche Jobbörse geben. „Wir merken, dass solche Messen direkt in den Städten gewünscht werden“, sagt sie. Bei der entsprechenden Resonanz könnte daraus eine Tradition werden. Coswig hat gut vorgelegt. (mz)