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Hubertusberg bei Coswig Hubertusberg bei Coswig: Ein Bismarck-Turm fürs Wochenende

Von Ilka Hillger 20.03.2019, 11:22
Von April bis Oktober kann man an Wochenenden und Feiertagen wieder den Bismarckturm auf dem Hubertusberg besteigen.
Von April bis Oktober kann man an Wochenenden und Feiertagen wieder den Bismarckturm auf dem Hubertusberg besteigen. Klitzsch

Hubertusberg - Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck wird auch ein Donald Trump mit all seinen Wolkenkratzern und Towern nicht toppen können. Weltweit einzigartig ist in Deutschland wohl die Häufung an Türmen, die den Namen eines Staatsmannes und Politikers tragen.

Um die 145 Bismarcktürme sollen angeblich landauf landab stehen. 15 dieser meist klobig und trutzig gebauten Türme finden sich in Sachsen-Anhalt und einer ganz in der Nähe: auf dem Hubertusberg zwischen Coswig und Möllensdorf.

Nach einigen Jahren, in denen man vergeblich versuchte, die Tür zum Turm zu öffnen, kann mit dem Start der aktuellen Saison nun die frohe Botschaft verkündet werden: Von April bis Oktober ist der Bismarckturm an Wochenenden und Feiertagen wieder geöffnet.

Bernhard Ankenbrand findet das gut. „Wir wurden hier oft gefragt, ab wann man wieder auf den Turm hinauf kann“, sagt der Chef der Gastronomie auf dem Hubertusberg. Sein Ausflugslokal, dass er gemeinsam mit Ehefrau Elke-Rose betreibt, sei schließlich die erste Adresse, wenn es um einen Ansprechpartner für den Bismarckturm geht.

Der ist allerdings im Besitz der Stadt Coswig und die hat in den vergangenen Monaten jene Bau- und Sicherungsarbeiten veranlasst, die dringend notwendig wurden. „Es wurden lose Fußplatten erneuert, das Geländer repariert und gestrichen“, berichtet Gabriele Isermann vom Bürgerbüro der Stadt. Beim Bismarckfest im vergangenen Jahr konnte man sich an einem Tag bereits von dem Baufortschritt überzeugen.

„Jetzt können wir die festen Öffnungszeiten garantieren“, sagt Isermann. Dankenswerterweise habe die Familie, die gleich im Haus neben dem Turm wohnt, den Schließdienst an Wochenenden und Feiertagen übernommen, sodass sich die 50 Stufen bis zur Plattform in elf Meter Höhe wieder besteigen lassen.

„Nur der Rundblick ist nicht mehr so gut“, bedauert Isermann. Die rundum gelegenen Bäume sind einfach zu groß geworden, sodass eine weite Sicht nicht mehr funktioniert, wenn alles grün belaubt ist. „Angeblich soll man bei gutem Wetter bis Magdeburg schauen können“, hat Bernhard Ankenbrand gehört. Klappen wird dies aber wohl nur jetzt, zum Start der Saison, wenn alles noch licht und kahl ist.

Der baldige Besuch auf dem Hubertusberg empfiehlt sich aber auch aus anderen Gründen in den ersten Aprilwochen. Bernhard Ankenbrand, ein Freund der seltenen Schaf- und Ziegenrassen, hat Nachwuchs in den Gehegen. Zwei kleine Zicklein wurden vor sechs Wochen geboren.

Damit sind es nun zehn Tiere, die das Ausflugslokal zu einer besonderen Adresse in der Region machen. Girgentana, Zackelschaf, Kaschmirziege, Jakobsschaf oder auch Juan-Fernadez-Ziege heißen die ausgefallen Rassen, von denen es in der eigentlichen Heimat meist nur unter 1 500 Exemplare gibt.

Auf die Hornträger kam Bernhard Ankenbrand bald, nachdem er den Hubertusberg 2003 ersteigert hatte und vom Antiquitätenhändler in München zum Unternehmer in Anhalt wurde. Das Gelände am Hubertusberg sei ideal für die kleine Menagerie, die der Nachbar mit seinen Pfauen und den Volieren perfekt ergänzt.

So wird der Besuch des Bismarckturms auch ein wenig zur Tierschau, was wohl niemand im Sinn hatte, als das Bauwerk im August 1902 eingeweiht wurde. Nach einem Aufruf der deutschen Studentenschaft entstanden damals 237 Bismarcktürme. Der hiesige Bau wurde von Landgerichtsrat Moritz Beyer aus Coswig bei einem Festessen zum Geburtstag des Kaisers im Januar 1899 angeregt.

Der Leipziger Ratsarchitekt Max Bischof lieferte den Entwurf. Angelegt wurde damals auch ein Weg zum Bismarckturm, der von der Kuhbrücke über die Sieben Springe am Wörpener Bach entlang führte und „Bismarckstieg“ genannt wurde. Das traditionelle Bismarckturmfest soll es laut Gabriele Isermann in diesem Jahr am 24. August geben. (mz)

Bernhard Ankenbrand hat was für hungrige Ziegen und Schafe.
Bernhard Ankenbrand hat was für hungrige Ziegen und Schafe.
Hillger