Handwerk in Annaburg Handwerk in Annaburg: Lukas Junge hat seinen Traumberuf gefunden

Annaburg - Lukas Junge ist ein Paradebeispiel für Durchhaltevermögen. Der 18-Jährige hat bei der Heizungs- und Sanitärfirma von Hans-Peter Köppe ein Schülerpraktikum absolviert, als Ferienarbeiter erste praktische Erfahrungen gesammelt und feiert jetzt als Auszubildender im Unternehmen an der Annaburger Ackerstraße Bergfest.
„Nach der Lehre mache ich meinen Meister“, meint Junge, der im Juli seine theoretische Zwischenprüfung geschrieben hat. Der praktische Teil folgt im September. „Es ist mein Traumberuf“, betont der künftige Geselle, der täglich vor neuen Herausforderungen steht.
Junge ist froh, dass er den Weg über Schülerpraktikum und Ferienjob gegangen ist. Seine Kollegen, sagt er, haben ihm den Einstieg in die Firma leicht gemacht. Und: Er darf die Gesellen duzen. Trotz aller Vorkenntnisse hat er nicht damit gerechnet, dass dieser Handwerksberuf so umfangreich sei. „Der Aufbau einer Wasser- oder Trinkwasserleitung ist schon sehr komplex.“
Gute und schlechte Seiten
Nach anderthalb Jahren Lehrzeit hat der junge Mann aus Annaburg die schönen und schlechten Seiten eines Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnikers kennengelernt. Er liebt es, Dinge zu verändern, neu zu gestalten. Wie zum Beispiel ein altes Bad. Da gehen die Arbeiten flott von der Hand. Die Demontage von Abwasserleitungen braucht der 18-Jährige nicht jeden Tag. Er hält sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu, um zu demonstrieren, was ihn besonders stört.
Junge spricht offen über seine Defizite. In der Praxis besteht noch Nachholbedarf. Er sieht, über welchen Erfahrungsschatz die älteren Gesellen verfügen und weiß, dass er ganz am Anfang steht.
Deshalb sei er froh, wenn er sich von Jörg Friedrich den ein oder anderen Trick ablauschen darf. „Er ist sozusagen mein Mentor“, ist der Azubi, der im Februar 2022 in den Kreis der Gesellen aufrückt, froh. Theoretisch läuft es super. Der Annaburger erklärt, dass er die Lehre mindestens mit der Note zwei abschließen will. „Vielleicht sogar besser“, schiebt er nach.
Der Teenager erzählt, dass der erste Artikel in der MZ zu Lehrbeginn Wellen in der Stadt geschlagen hat. Es haben ihn auf der Straße des Öfteren Passanten angesprochen, Glück gewünscht und sich gefreut, dass Junge einen Handwerksberuf ergreift. „Da war ich stolz.“
Privat steht der 18-Jährige ebenfalls vor einer Herausforderung. Er hat das Haus seines Opas übernommen und wird es Stück für Stück modernisieren. „Es war Opas Wunsch, dass es in der Familie bleibt“, erzählt er den Werdegang. Jetzt investiert er viel Geld und Zeit in das Gebäude, die Stunden an der Spielekonsole sind gezählt. Angst, dass ihm die ganze Sache über den Kopf wächst, hat er nicht. Seine Eltern unterstützen ihn nach Kräften.
„Auch mit Essen“, sagt er scherzhaft und verrät, das im Hause Junge jedes Jahr ein Schlachtefest auf dem Programm steht. Im August hat der Azubi Urlaub. Den verbringt er als „Bob der Baumeister“ in seinem Haus. Junge ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt. Irgendwann ist das Eigenheim abbezahlt.
Junges Team
„Ein Haus ist ein großes Sparschwein“, ruft Hans-Peter Köppe seinem Lehrling zu. Der Chef erzählt, dass er seit 1990 ausbildet und noch kein Azubi seine Lehre abgebrochen hat. Ganz im Gegenteil. Viele ehemalige Mitarbeiter haben heute ihren Meister in der Tasche - und kommen auf einen Schwatz vorbei.
Das macht ihn stolz. Und die Tatsache, dass vier seiner acht Mitarbeiter unter 30 Jahre alt sind. Denn, junge Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden. Köppe kann die persönliche Einschätzung Junges nur unterstreichen. Er sei theoretisch voll auf der Höhe, im Praktischen ist noch Luft nach oben.
Der Chef findet es insgesamt bemerkenswert, dass der 18-Jährige so konsequent seinen Weg gegangen ist. Er habe schon als Schüler einen guten Eindruck hinterlassen und arbeite jetzt daran, ein guter Handwerker zu werden. „Wenn er später Aufmaße macht, muss ich mich auf die Angaben verlassen können“, betont Köppe. (mz)