Handball Handball : Straßfurt patzt Piesteritz jubelt
Wittenberg - Die Anspannung steigt nach dem Abpfiff ins Unermessliche. Die Handballer vom SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz verharren auf dem Parkett und die Fans bleiben in der Stadthalle. Alle warten eine gefühlte Ewigkeit - es sind knapp drei Minuten - auf die letzte Durchsage vom Hallensprecher. Fest steht, im Fernduell mit den Grün-Weißen hat Titelfavorit Staßfurt überraschend Probleme in Kühnau und liegt kurz vorm Abpfiff mit 21:22 hinten. Zur Verteidigung der Spitze und der Meisterträume wird ein Treffer zum Remis benötigt. Die Sekunden vergehen wie Stunden. Und dann verkündet Rene Peper am Samstag kurz vor 19.30 Uhr das Unfassbare: Grün-Weiß ist Spitzenreiter der Sachsen-Anhalt-Liga der Männer! Kühnau hat Staßfurt 23:21 bezwungen. „Darauf haben wir gehofft. Kühnau hat einen guten Lauf“, sagt SV-Kapitän Lukas Knape und spricht auch das strikte Wachsverbot an. Das sei nichts für die Staßfurter.
Und so ist der SV eine Woche nach der Pleite in Spergau (22:31) mittendrin im Titelrennen. „Wir haben alles wieder selber in der eigenen Hand“, beschreibt Knape die neue Situation.
Das ist eigentlich gar nicht das Tagesziel. „Wir haben in Spergau schlecht gespielt und wollten gegen Wolfen unser Gesicht wahren“, beschreibt Knape die Ausgangssituation. Der Kapitän geht als Vorbild voran, wirft das 1:0 und das 3:0 (2. Minute). Knape ist am Ende mit zehn Treffern der beste Werfer der Begegnung.
Das Geschehen auf dem Parkett ist einseitig. Kurz vor der Pause ist beim 18:8 (24.) bereits mehr als eine Vorentscheidung gefallen. Die Seiten werden beim 22:9 gewechselt.
Für die Spannung und für die Dramatik des Abends ist Peper, der über die Zwischenstände informiert und damit den Fans das Fernduell erlebbar macht, verantwortlich. Der Hallensprecher verkündet aber nur die positiven Nachrichten. Das Ergebnis zur Pause - es steht 10:9 für Kühnau - wird den Anhängern gleich zweimal mit geteilt. „Wir wussten zur Halbzeit, wie es in Kühnau steht“, sagt Knape, der aber die weiteren Zwischenstände nicht wahr genommen hat. „Wir haben uns auf uns und unser Spiel konzentriert“, sagt Knape. Und so kann Wolfen die höchste Saisonniederlage nicht mehr verhindern.
Die Stimmung steigt in der zweiten Hälfte minütlich. Dabei versuchen sich Männer, die stolz ihre Goldmedaille präsentieren, als Faneinpeitscher. „Wir sind wieder DDR-Meister geworden“, erklärt Heiko Wiesegart. Die Ü 40 vom FC Grün-Weiß Piesteritz ist erneut Futsal-Champion des Nordostdeutschen-Fußballverbands. Nach dem Triumph in Sandersdorf geht es direkt in die Stadthalle. Und da brandet Beifall auf, als Matej Ivankovic das 35:13 wirft und gleichzeitig das 16:14 für Kühnau von Peper verkündet wird (50.). Kurz vor Schluss sind die ersten zaghaften „Spitzenreiter-, Spitzenreiter“-Rufe zu hören. Grün-Weiß siegt gegen Wolfen 44:16. Doch das ist fast nur noch eine Nebensache. „Es bleibt spannend“, sagt Peper, „50 Sekunden vor dem Abpfiff steht es in Kühnau 22:21.“ Und es kommt tatsächlich zum unglaublichen Happy End.