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Handball im Landkreis Wittenberg Handball im Landkreis Wittenberg: Pokalkrimi ohne Happy End

Von Evelyn Jochade 18.11.2019, 10:49
Das Pokalspiel in Jessen zwischen Holzdorf und Landsberg war hart umkämpft.
Das Pokalspiel in Jessen zwischen Holzdorf und Landsberg war hart umkämpft. Evelyn Jochade

Jessen - Frank Schröter und Michael Zita sind gestandene Trainer. Doch nach dem Abpfiff des Handball-Pokalkrimis in der Sporthalle des Jessener Gymnasiums am Samstag stand ihnen der Schweiß auf der Stirn. Ihre Landsberger Jungs hatten in letzter Sekunde das Ruder herumreißen können und mit 21:19 den Fight gewonnen.

Die Holzdorfer Handballer, die schwer ins Spiel gekommen waren, lagen zu Beginn schnell im Rückstand und die Gäste konnten die Kontrahenten stets bis zu vier Tore auf Abstand halten. Holzdorf, welches aufgrund der Faschingsgroßveranstaltung in der dortigen Mehrzweckhalle nach Jessen ausweichen musste, hatte anfangs Schwierigkeiten, sich auf die sehr körperliche Spielweise der Landsberger einzustellen.

Doch geschlagen gaben sie sich noch lange nicht. Der Wille war zu spüren, aber die Nervosität im Zuspiel und im Abschluss ebenfalls. Links, rechts und drüber flogen die Bälle. Nur einfach nicht hinein. Zudem hatten die Gäste einen Hünen als Tormann mitgebracht, der zur Not das Tor ausfüllte. So stand es in der 17. Minute bereits 2:6. Das Publikum, darunter auch treue Anhänger aus Holzdorf, waren zwar nicht still, doch die Holzdorfer lautstarke Kulisse, vor der jede Gastmannschaft Respekt hat, entstand nicht.

Darüber hinaus waren etliche Landsberger mitgereist, die ihrerseits Stimmung machten. Endlich, nach langer Durststrecke, erzielten die Holzdorfer einige Treffer und siehe da, schon kam Stimmung auf den Rängen auf. Tor um Tor schoben sich die Gastgeber heran, und der Jubel beim Anschlusstreffer war groß. Mit einem hoffnungsvollen 9:10 ging es in die Pause.

Hektik auf dem Parkett

Was sich dann nach Wiederanpfiff entwickelte, beschreibt das Wort Tohuwabohu am besten. Zunächst gelang es den Holzdorfern, das umjubelte 10:10 zu erzielen und in der sechsten Minute der zweiten Hälfte sogar die 12:11-Führung. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen, und es schien sich alles zum Guten zu wenden. Doch dann ein Foul, ein Siebenmeter, eine Verwarnung an die Holzdorfer Bank und schon stand es wieder unentschieden. Beide Parteien wollten den Sieg einfahren und das teils mit offenem Visier. Hart, härter, Handball. Teils lagen gleich drei Spieler am Boden.

Es folgte eine Rote Karte für Holzdorf. Der fällige Strafwurf wurde verschossen. Tore wurden durch das Wittenberger Schiedsrichtergespann nicht gegeben, was die Atmosphäre zusätzlich vergiftete, und die Arena glich immer mehr einem Hexenkessel. Höhepunkt des Ganzen waren die kurz hintereinander ausgesprochenen Zwei-Minuten-Strafen für die Heimmannschaft, die Holzdorf derart dezimierte, dass sie in der achten Minute nur noch mit zwei Feldspielern auf dem Parkett standen.

Aber die Einladung zum Torewerfen nahmen die Landsberger zum Entsetzen ihrer Trainer nicht an. Sie trafen nur das Metallgehäuse des Holzdorfer Kastens. Diese wirklich heiße Phase, in der auch die Referees ihr Tun hatten, überstanden die mit größtem Einsatz kämpfenden und vom euphorisch anfeuernden Publikum unterstützten Holzdorfer.

Die Uhr zeigte 13 Minuten nach Wiederanpfiff, da zog Holzdorf sogar mit 16:14 davon und auf der Landsberger Bank wurde man unruhig. Weshalb die Heimmannschaft dann plötzlich den Faden verlor und sich in Folge dessen wieder einfangen ließ, bleibt ihr Geheimnis. Es ging hin und her bis beim Stand von 19:19 in der 58. Minute die letzte Auszeit genommen wurde. Vorwärts Holzdorf, riefen die Zuschauer. Jedoch ist es eine Abwehrschlacht. Zweimal kann Holzdorf noch klären, zweimal ist der Ball im Tor. Ein eigenes gelingt nicht mehr.

Teuer verkauft

So bleibt den Jungs nur die Erkenntnis, alles gegeben zu haben und, um mit den beiden Landsberger Trainern zu sprechen: „Die sind reif für die nächste Stufe“.

Und weiter: „Wir wussten, was uns hier erwartet. Haben auch von der frenetischen Unterstützung der Fans gehört. Leider haben wir selbst zu viele Fehler gemacht und die der Holzdorfer nicht genutzt. Aber Holzdorf hat sich teuer verkauft. Wir sind wirklich froh, dass wir das heute schadlos überstanden haben und im Pokal weiter sind. Im Übrigen waren wir noch nie in dieser Gegend. Wir haben gestaunt, wie schön es hier landschaftlich ist.“

(mz)