1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Handball-Frauen in Jessen: Handball-Frauen in Jessen: Abenteuer Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga

Handball-Frauen in Jessen Handball-Frauen in Jessen: Abenteuer Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga

Von Annette Schmidt 07.12.2020, 12:50
Die Jessener Frauen spielen in der höchsten Spielklasse das Landes. Das ist die Sachsen-Anhalt-Liga.
Die Jessener Frauen spielen in der höchsten Spielklasse das Landes. Das ist die Sachsen-Anhalt-Liga. Annette Schmidt

Jessen - Das Jahr 2020 begann für die Frauenhandballmannschaft des Jessener SV 53 sehr vielversprechend. Im Januar führte die Sieben die Tabelle der Anhaltliga punktgleich mit der Mannschaft des Dessau-Roßlauer HV II an. „Während der Saison wechselten bereits vier oder fünf der Frauen nach Holzdorf, daher unterstützen hin und wieder einige meiner Mädchen die Frauenmannschaft“, erinnert sich Michael Thieme, der zu diesem Zeitpunkt noch der Trainer der B-Jugend Mädchenmannschaft des SV 53 war.

Stillstand schon im März

Zwar hatten im März auch die Damen aus Jessen mit einem Lockdown gerechnet, aber keiner ahnte, dass der Stillstand so lange dauern sollte. Kein gemeinsames Training, keine Spiele mehr für eine Mannschaft, die sich neu aufstellen wollte. Denn acht Mädchen aus der B-Jugend hatten zusammen mit ihrem Trainer in die Damenmannschaft gewechselt.

„Wir hatten schon mit dem Aufstieg gerechnet. Denn obwohl wir mit Dessau gleich auflagen, hatten wir im direkten Vergleich 30:25 gewonnen“, so Thieme, der nun zusammen mit Jörg Hamatschek das Team trainiert.

„Wir hatten uns zusammengesetzt und waren uns einig, dass ich aufgrund meiner Erfahrung als Trainer und auch mit den Mädchen den Trainer- und er den Co-Trainerposten übernehmen sollten.“

Mitten in der Corona-Krise kam dann die Nachricht vom Verband, dass sie in die höchste Liga Sachsen-Anhalts aufsteigen könnten. In einer Online-Konferenz entschied die Mannschaft, trotz des bis dahin fast ausschließlichen Einzeltrainings nicht noch ein Jahr in der Anhaltliga zu bleiben, sondern den Aufstieg zu wagen. „Uns war allen klar, dass wir uns in der Anhaltliga sportlich nicht mehr weiter entwickeln würden. Aber auch, dass wir wahrscheinlich erst einmal Lehrgeld würden zahlen müssen.“

Von solchen Aussichten unbeeindruckt stürzten sich die Damen, als es endlich wieder erlaubt war, voller Eifer ins Mannschaftstraining. Diese Begeisterung beeindruckte auch ihren Trainer, der erklärte: „Obwohl einige in der Ausbildung sind oder in Leipzig studieren, wir Trainer können uns darauf verlassen, dass mindestens zehn beim Training erscheinen.“

Zwei Niederlagen

Tatsächlich kamen die prophezeiten Niederlagen, aber nicht so hoch wie befürchtet. Das Auftaktspiel gegen die ebenfalls aufgestiegene Mannschaft (Nordliga) des BSV 93 Magdeburg ging zwar verloren, aber gegen den Tabellenführer konnte sich bisher auch keine andere Mannschaft der Liga durchsetzen. Das zweite und bisher auch letzte Spiel der Saison gegen die Bernburger ging mit nur vier Toren Unterschied schon knapper verloren.

„Die Mädels waren sehr motiviert, und dank der zwei Spiele haben wir die Stellschrauben in unserem Spiel gefunden“, so Thieme, der mit seinen Damen im Heimspiel gegen die Tabellenschlusslichter vom SV Oebisfelde 1895 gerne gezeigt hätte, was die Mannschaft kann.

Leider wurde das Team durch die kurzfristige Absage der Oebisfelder ausgebremst. Auch heute, fast einen Monat später, kann Thieme diese Entscheidung nicht nachvollziehen.

„Das Schlimmste ist für die Mannschaft die Ungewissheit, wann und ob es in dieser Saison noch weiter gehen wird“, so Thieme, dessen Frauen wieder im schwierigen Einzeltraining stecken „Sie haben sich alle nicht umsonst für einen Mannschaftssport entschieden. Sich selbst zu einer weiteren Joggingrunde zu motivieren ist nicht gerade einfach.“

Thieme hat wenig Hoffnung darauf, dass die Saison überhaupt noch weitergehen wird, da der Landkreis nun auch das Training für die unter 18-Jährigen untersagt hat, mit denen das Trainergespann vom SV 53 jedoch gerechnet hatte. „Ich glaube vor März wird es kein Mannschaftstraining mehr geben, welches für sichere und verletzungsfreie Spiel unerlässlich wäre“, so Thieme, der vermutet, dass die Saison überhaupt nicht gewertet wird und das Jahr somit verloren ist.

Große Befürchtungen

Trotzdem macht er sich um seine Mannschaft keine Sorgen, deren Leidenschaft für den Sport er sehr gut kennt. Dass der Nachwuchs nach der neuerlichen Zwangspause wegbrechen könnte, beunruhigt ihn viel mehr. „Sie gewöhnen sich daran, nicht mehr trainieren zu müssen, was auch mal anstrengend sein kann, stattdessen können sie Zuhause gemütlich mit den Konsolen spielen.

Ich fürchte, viele von ihnen werden für immer wegbleiben“. Für seine Mannschaft hofft er, dass es irgendwann wieder losgehen wird und sie sich in der Liga etablieren können. (mz)