Forstrevier in Bad Schmiedeberg Forstrevier in Bad Schmiedeberg: Staffelstab des Waldes wird weitergereicht

Bad Schmiedeberg - Generationswechsel im Forstrevier Bad Schmiedeberg: Felix Wiese ist der neue Revierleiter und damit Nachfolger eines forstwirtschaftlichen Urgesteins. Immerhin stand Gerhard Klautzsch (63) dem Revier inmitten der Heide seit 1984 vor. Er war damit mehr Jahre im Amt als sein Nachfolger Lebenszeit vorzuweisen hat.
„Kein Problem“, sagt Klautzsch, der sich in den Ruhestand verabschiedet. „Im Forst ist es die beste Sache, wenn ein junger Mensch Verantwortung übernimmt und das Revier über Jahrzehnte gestaltet.“ Nicht nur deshalb ist er zufrieden mit der Entscheidung für den 26-jährigen Wiese.
Das Revier Bad Schmiedeberg gehört zu den fünf Revieren des Betreuungsforstamtes Dessau. Es hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 14 Kilometern. Von Ost nach West misst es 15 Kilometer. Auf einer Gesamtfläche von 150 Quadratkilometern findet sich ein Waldbestand von fast 6 000 Hektar. Hauptbaumarten sind Kiefer, Eiche und Buche. Vom Revier werden die aus 266 Waldbesitzern bestehende Forstbetriebsgemeinschaft Meuro und der Stadtwald von Bad Schmiedeberg mit betreut.
Trotz Altersunterschieds scheinen beide Förster gleich zu ticken. Zwei Monate haben sie das fast 6 000 Hektar Wald umfassende Revier gemeinsam unter die Lupe genommen. „Wir haben Zeit für die Übergabe gehabt. Das ist nicht selbstverständlich“, erzählt Felix Wiese, der sich in Bad Schmiedeberg einen Traum erfüllen darf. Förster wollte er schon immer werden. „Und das, obwohl ich familiär gar nicht vorbelastet bin“, sagt Wiese, der seinen Weg konsequent gegangen ist.
Nach dem Forstwirtschaftsstudium in Tharandt gab es für den Mecklenburger in Sachsen die erste Stelle und nun in Bad Schmiedeberg die wirklich große Herausforderung. „Ich freue mich. Hier ist jetzt mein Lebensmittelpunkt.“ Alles klingt nach heiler Welt. Ist es auch. Wäre nicht der kleine Haken. Wieses Partnerin hat anderswo Arbeit. Das Klischee von Försterfamilie im Forsthaus kann also nicht bedient werden.
Das freilich hat auch andere Gründe. Die Zentrale des Schmiedeberger Reviers ist kein Idyll im Grünen. Es sind ein paar Räume auf dem Marktplatz der Kurstadt. „Kein Problem“, meint Felix Wiese. Zumal er ohnehin die meiste Zeit auf Achse sein wird. Das Revier ist riesig. Auf 150 Quadratkilometer Fläche wachsen 6 000 Hektar Wald. „Da muss man sich reinfuchsen. Das wird nicht so einfach. Da hatte es mein Vorgänger sicher einfacher.“
Gerhard Klautzsch kennt Bad Schmiedeberg und Umgebung aus dem Effeff. Kein Wunder. Hier wuchs er auf, wurde Kfz-Mechaniker und schließlich 1975 Forstarbeiter. Nach Meisterschule und Fernstudium in Schwarzburg wurde er Förster. Klautzsch erlebte, wie der Zuständigkeitsbereich des Reviers immer größer wurde. Eine Herausforderung war auch die Rückübertragung von Waldeigentum. Statt Staat hatten jetzt Hunderte Waldbesitzer das Sagen. Allein die vom Revier betreute Forstbetriebsgemeinschaft Meuro zählt heute 266 Mitglieder. „Mit denen muss man umgehen lernen“, gibt Gerhard Klautzsch seinem Nachfolger mit auf den Weg. Als Revierleiter geht er von Bord. „Aber sollte Felix Fragen haben, bin ich da.“ Dem 63-Jährigen liegt viel am Revier rund um Bad Schmiedeberg. „Einmischen werde ich mich allerdings nicht.“ Gerhard Klautzsch hat den Staffelstab an Felix Wiese weitergerecht. Der will an die Arbeit seines Vorgängers anknüpfen. „Aber am Ende wird es auch hier so sein. Jeder spricht seine Sprache. Auch hier wird gelten: Es gibt zehn Förster und elf Meinungen.“
Die Verantwortung für 6 000 Hektar Wald, für Wald- und Naturschutz, Öffentlichkeitsarbeit und Waldpädagogik hat es in sich. Dennoch scheut Felix Wiese die Herausforderung nicht. „Ich habe meinen Traumberuf gefunden.“ (mz)