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Forstbetrieb Mittelelbe Forstbetrieb Mittelelbe: Warum drei junge Männer Forstwirt werden

Von Sven Gückel 06.12.2016, 05:00
Gemeinsam mit Betriebsleiter René Bruschke (rechts) betrachten Ausbilder und Lehrlinge die Schnittstelle eines gefällten Baumes.
Gemeinsam mit Betriebsleiter René Bruschke (rechts) betrachten Ausbilder und Lehrlinge die Schnittstelle eines gefällten Baumes. Sven Gückel

Annaburger Heide - Die Ausbildung von Lehrlingen ist fester Bestandteil im Bundesforstbetrieb „Mittelelbe“. An dessen Betriebssitz Annaburger Heide lernen aktuell drei junge Männer, was es heißt, ein Forstwirt zu sein.

Mit lautem Krachen fällt die Kiefer zu Boden. Ein gerader Wuchs und ein kräftiger Stamm zeichnen den Baum aus, der nun darauf wartet, weiterverarbeitet zu werden. Gefällt hat ihn Robbin Wittig aus Geithain. Wer den jungen Sachsen dabei beobachtete, konnte meinen, der 18-Jährige übt diese Arbeit schon seit Jahren aus. Professionell lief das ab, vom Beurteilen der Umgebung bis zum Schnitt mit der Motorkettensäge. Letztlich landete die Krone der Kiefer genau dort, wo er es vorhergesagt hatte.

Kein Wunder also, dass sein Lehrausbilder zufrieden war. Ohnehin findet Forstwirtschaftsmeister Bert Kotfald nur lobende Worte für die drei Jugendlichen, die unter seiner Regie das praktische Rüstzeug für die Ausbildung zum Forstwirt vermittelt bekommen. „Einen solch guten Jahrgang haben wir nicht oft“, verdeutlicht er und schließt in dieses Urteil auch Martin Oel (21) aus Trossin und Marvin Dosdal (17) aus Elster ein.

Die Jungen sind allesamt im zweiten Lehrjahr. „So leicht wie bei ihnen ist es uns selten gefallen, einen Lehrvertrag anzubieten“, ergänzt der Leiter des Betriebssitzes, René Bruschke. Allein deshalb sei schnelles Handeln notwendig gewesen. „Um die besten Köpfe wird ein harter Kampf geführt. Viele Betriebe wollen Lehrlinge wie unsere drei. Dass sie ihr Handwerk nun in der Annaburger Heide erlernen, stimmt zufrieden und macht stolz“, fügt Renè Bruschke an.

Anders als noch vor wenigen Jahren besteht die Tätigkeit eines Forstwirts heute nicht mehr überwiegend aus Baumfällarbeiten. Diesen Part haben längst Maschinen übernommen. Was den Job des Forstwirts aber nicht überflüssig macht. Im Zusammenspiel mit dem zuständigen Revierförster ist es neben anderem sein Part, die Holzeinschläge vorzubereiten und das zu fällende Holz auszuweisen, spätere Wiederaufforstungen auszuführen, Zäune gegen Wildverbiss zu errichten, Forstschädlinge im Blick zu behalten oder Naturschutzprogramme wie das Anbringen von Behausungen für Fledermäuse umzusetzen.

„Letztlich gab es für mich einen gewichtigen Grund, diese Lehre zu beginnen - ich wollte an der frischen Luft und vor allem praktisch arbeiten“, sagt Wittig. Auch Marvin Dosdal betont, dass die Nähe zur Natur für ihn den Ausschlag bei der Berufswahl gab.

Ob ihr beruflicher Weg sie nach der Lehre samt den theoretischen Unterrichtseinheiten in Neuruppin an eine Fachhochschule oder Universität führt, steht bislang nur für Martin Oel fest. „Die Themen Ökologie und Naturschutz begeistern mich, weshalb ich auf diesen Gebieten gern mehr machen möchte“, blickt er voraus. Ein Beispiel für diese Entscheidung ist für ihn Florian Plötze aus Herzberg.

Der heute 28-Jährige absolvierte ebenfalls in der Annaburger Heide eine Ausbildung zum Forstwirt und schloss 2012 ein Bachelor-Studium in Erfurt an. „Das während der Lehre angeeignete Wissen, Praxis und Theorie gleichermaßen, erweisen sich dabei von großem Vorteil“, verdeutlicht Plötze.

Vor einem eventuellen Studium steht für die drei Lehrlinge des Bundesforstbetriebs erst mal der erfolgreiche Abschluss der Lehrzeit. Sofern ihre Zwischennoten entsprechend gut ausfallen, können die drei nebenher eine Zusatzausbildung zum Maschinenführer absolvieren. „Ein Bonus, der sich langfristig bei der Integration am Arbeitsmarkt positiv bemerkbar machen wird“, hebt Bruschke hervor.

Ob Wittig, Oel und Dosdal nach der Ausbildung einen Arbeitsplatz als Forstwirt in der Annaburger Heide erhalten, ist jedoch offen und hängt auch von den frei werdenden Kapazitäten ab. Fest steht aber, dass auch der Bundesforstbetrieb den hohen Altersdurchschnitt seiner Angestellten mittelfristig nach unten drücken will. Aktuell beschäftigt der Betrieb 71 Mitarbeiter, davon 31 Waldarbeiter. (mz)