Falknerei in Wörlitz: Falknerei in Wörlitz: Bereit zum Abheben ab Samstag

Wörlitz - Ready for take off, hieß es früher einmal in der Luftfahrtsprache, wenn ein Flieger abflugbereit war. Schon lange bereit zum Abheben sind die gefiederten Kollegen von Jim Ohle in Wörlitz. Man könnte auch sagen, sehr wohl wissend, dass der Vergleich humpelt, sie scharren mit den sprichwörtlichen Hufen. Tatsächlich blitzen selbst am kleinsten und zartesten Exemplar in Ohles Falknerei noch hübsche Vogelkrallen.

Am heutigen Sonnabend, dem 25. April, öffnet Ohle die Falknerei am Wörlitzer Park zur ersten öffentlichen Flugshow seit langer Zeit. Wie viele andere Branchen, so hat auch dem Mann aus Schköna die Corona-Pandemie den diesjährigen Saisonstart Ende März verhagelt. Traditionell findet der zusammen mit dem „Frühlingserwachen“ im Park statt.

Wie andere Unternehmer, so hat auch Ohle an finanziellen Einbußen, die mit der Schließung und damit dem Ausbleiben von Besuchern einhergehen, zu knabbern. Man geht an die Rücklagen, sagt er zur MZ und auch, dass die Einnahmen, die jetzt ausgeblieben sind, dann wieder im Winter fehlen, wenn Pause ist. Eine vergleichbare Situation gab es allenfalls im Hochwasserjahr 2013.

Um die gegenwärtige Lage ein wenig zu entlasten, hat die Politik für Kleinstunternehmen oder Solo-Selbstständige ein Programm aufgelegt. Auch Ohle hat, wie er erzählt, Soforthilfe beantragt, die in dieser Woche gekommen sei. Das verschafft gewiss etwas Erleichterung, bedenkt man, dass sich der Falkner noch bis vor kurzem sogar mit dem Gedanken getragen hat, einige Vögel verkaufen zu müssen, wenn nicht bald wieder geöffnet werden darf.

Das nun ist heute der Fall, Ohle hofft auf viele Besucher, die Abstandsregeln lassen sich bei ihm prima einhalten. Von den Bänken, die Platz für maximal 200 Gäste bieten, werde nur noch jede zweite besetzt. Apropos Bänke: Ähnlich wie die Bundesliga corona-bedingt vor leeren Rängen gespielt hat, so hat auch Ohle die ganze Zeit vor leeren Bänken mit seinen Vögeln trainiert, das heißt: Er hat die Flugshows durchexerziert (siehe auch „Immer 15 Uhr“).

Die Besucher dürfen gespannt sein auf 16 Stars der Lüfte: Falkenarten, Bussarde, Adler, Geier, Eulen, Bartkauz. Die meisten der Vögel sind Handaufzuchten oder kamen als sehr junge Tiere zu Ohle, so dass er ihnen ausgesucht vertraut wurde und sie sich im Übrigen an die Umstände vor Ort und an die Alltagsgeräusche gewöhnen konnten. Bei der Arbeit von Bedeutung sei auch, dass das Personal hungrig ist, dann kehrt es auch zurück. Wobei es „normal“ sei, dass ein Vogel mal eine Extratour dreht.

Jene Fälle, wo etwa Sperbergeier Moritz vom Sturm überrascht wurde, blieben bis heute gottlob die Ausnahme. Damals, es war nach einer Flugshow im September 2007, konnte Moritz wegen des starken Windes nicht mehr umkehren, er ist dann durchgeflogen bis Dresden. Nachdem Vogelschützer den Weitgereisten mehrere Tage gepflegt hatten, konnte er schließlich unversehrt zu Jim Ohle zurückkehren.

Der bezeichnet den Sperbergeier auch als Gründungsmitglied der Falknerei, er war schon da, als Ohle 2006 von Wittenberg nach Wörlitz umzog. Gründungsmitglied ist auch Raubadler Rudi. Beim MZ-Besuch macht er lautstark auf sich aufmerksam. Ab heute kann er wieder zeigen, was er drauf hat. Das gilt auch für die anderen Vögel - und ihren Menschen.

Ab dem 25. April bietet Jim Ohle wieder Flugshows in seiner Falknerei am Rande des Wörlitzer Parks. Die Shows finden täglich außer montags, in den Ferien aber an allen Tagen statt. Beginn ist 15 Uhr. Der Eintritt beträgt sechs Euro für Erwachsene, drei für Kinder.

››Bei www.falknerei-woerlitzer-park.de gibt es Infos online. (mz)