Exotische Pflanze in Vockerode Exotische Pflanze in Vockerode: Michael Müller und die sieben Bananenblüten

Vockerode - Die Kraft der Natur ist beeindruckend. Seit dem Frühjahr hat es die Banane geschafft, Michael Müller locker um die doppelte Körperlänge zu überragen. Und der Vockeroder ist beileibe kein schmächtiger Mann. In diesem Sommer sprießen etliche Blätter der Pflanze - manche hat der Wind bis zur dicken Mittelrippe sichtlich zerzaust, manche wollen sich erst noch entrollen - weit über die Dachrinne des Einfamilienhauses an der Gartenstraße hinaus. „Und dabei habe ich trotz der Trockenheit nicht mehr als sonst gegossen. Ich habe auch nicht wirklich einen grünen Daumen“, gesteht Müller.
Bestimmt 25 stämmige Blattstiele stehen in dem Rondell auf einem Stück Rollrasen. Der Vockeroder merkt, dass der Banane inzwischen der Platz nicht mehr zu reichen scheint. Ein paar Zentimeter außerhalb der Umrandung ragen Spitzen aus den Grashalmen. Die Banane sendet unterirdisch neue Sprösslinge aus. Michael Müller kappt sie, bevor sie weiter in die Höhe schießen.
„Die Wurzeln sind im Erdreich wie eine Schnecke geformt. Sie ziehen einen immer größeren Ring um den ursprünglichen Standort.“ An dem steht Müllers Banane seit sieben, acht Jahren. „Mein Schwiegervater brachte sie uns mit, da war sie vielleicht einen knappen Meter groß“, erzählt der 41-Jährige.
Mittlerweile ist die Banane um ein Vielfaches üppiger geworden. Und sie hat im heißen Sommer 2018 einen Rekord erzielt. Sieben Blüten hat die Pflanze entwickelt. Das Maximum waren bislang drei. Die Früchte, die botanisch zu den Beeren gehören, sind allerdings zu klein, um sie ernten und genießen zu können. „Zum allerersten Mal werden die Bananen jedoch richtig gelb“, freut sich Müller.
Die Stämme, an denen sich die Blüten bildeten, sterben freilich ab. Die muss der Vockeroder entfernen. Überhaupt kommt auf ihn, wenn die Tage kühler werden, die meiste Arbeit mit dem Prachtexemplar von Banane zu. „Meistens warte ich den ersten Raureif ab. Dann schneide ich sie rigoros bis auf eine Höhe von vielleicht 1,20 Meter zurück.“
Die Motorsäge muss er dafür freilich nicht anwerfen. „Ein guter Cutter oder ein scharfes Küchenmesser reichen vollkommen aus. Das Material ist so wässrig wie eine Melone“, erzählt er. Die vor dem ersten echten Frost geborgenen Stiele und Blätter - „Der Hänger ist immer ziemlich beladen“, versichert Müller - wandern auf den Humusplatz. Um den verbliebenen Rest kommt ein günstig im Internet ersteigertes Thermozelt.
„Unter der beheizten Doppelfolie - pro Winter kalkuliere ich einen Raummeter Holz ein - herrschen um die sieben Grad plus. So kann die Pflanze überwintern.“ Im nächsten Frühjahr dann erwacht die Banane zu neuem Leben: Sie hebt das Zelt an.
„Als wir das Haus kauften“, erinnert sich Michael Müller, „stand hier ein Gewächshaus. Und die Fernwärmeleitung lief durchs Grundstück. Vielleicht wirkt das noch nach. Na ja, und mittlerweile haben wir doch den Ehrgeiz, dass die Banane nicht eingeht.“
Wer im passenden Bildausschnitt mit einem coolen Drink vor den sattgrünen Blättern posiert, kann auch gut tropische Verhältnisse vortäuschen. „Das hat schon ein paar Mal geklappt“, sagt Müller schmunzelnd, der als bauleitender Elektriker dabei half, den Neubau der Wörlitzer Kindertagesstätte auf Vordermann zu bringen. „Ich habe aber immer zugegeben, dass ich nicht im Urlaub bin, sondern auf dem Hof stehe.“ (mz)
