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Eisenmoorbad in Bad Schmiedeberg Eisenmoorbad in Bad Schmiedeberg: Das Salz in der Suppe

Von Marcel Duclaud 29.12.2018, 08:29
Das einstige Schwimmbad des Hauses Heideland wird demontiert, entstehen sollen dafür weitere Pflegeplätze.
Das einstige Schwimmbad des Hauses Heideland wird demontiert, entstehen sollen dafür weitere Pflegeplätze. Thomas Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Der Markt, sagt Deddo Lehmann, ist hart umkämpft. Nach wie vor. Wie andere Unternehmen auch muss das Eisenmoorbad Service bieten, vernetzt sein, einen guten Ruf genießen. Daran arbeiten der Kurdirektor und sein Team quasi täglich - auch während der Feiertage. Dass die Kostenträger, wie es früher mal war, irgendwann wieder großzügig bei der Genehmigung auch präventiver Kuren agieren, sei nicht absehbar.

Auf soliden Füßen

Dafür ist Lehmann mit der Bilanz des zu Ende gehenden Jahres zufrieden. „Wir stehen wirtschaftlich auf soliden Füßen.“ Die Zahl der Übernachtungen konnte 2018 gesteigert werden - um etwa fünf Prozent. Geholfen bei der Erhöhung der Belegung hat nicht zuletzt die benachbarte Klinik Dübener Heide, die bereits seit 2007 umgebaut wird - bei laufendem Betrieb. 40 Zimmer der Kur GmbH sind deshalb angemietet worden.

„Wir konnten unsere Ressourcen gut auslasten“, sagt Lehmann - etwa ein Drittel der Kurgäste in Bad Schmiedeberg gehören im Übrigen zu den Privatzahlern.

Was auch Kurkliniken zu schaffen macht, ist unterdessen zweierlei: zum einen gravierende Kostensteigerungen. „An allen Ecken und Enden“, bemerkt Lehmann. „Dienstleister erhöhen ihre Preise zum Teil um bis zu acht Prozent. Wir können so etwas nicht einfach weitergeben. Das bringt Druck in den Kessel.“ Zumal das Eisenmoorbad Bereiche finanzieren muss, die nicht wirtschaftlich sein können - das Heilwasser etwa oder der Kurpark.

Die Balance zwischen wirtschaftlichen Abteilungen (Kliniken, Altenpflege, Restaurant) und jenen, die allein Geld kosten, muss immer wieder austariert werden.

Das zweite erhebliche Problem besteht natürlich darin, die Stellen angemessen zu besetzen. „Die Personalsuche“, sagt der Kurdirektor diplomatisch, „wird anspruchsvoller.“ Einige Berufsgruppen seien am Markt kaum verfügbar, Altenpfleger zum Beispiel. Also muss die Kur GmbH gute Arbeitsbedingungen bieten und etwa mit dem punkten, was ohnehin vorhanden ist - therapeutische Möglichkeiten und angenehmes Ambiente.

Zum anderen geht es darum, Phantasie zu entwickeln, „neue Wege zu gehen“. Einer ist wie berichtet, Personal aus anderen Ländern zu rekrutieren. Im September haben mehrere junge Leute aus Spanien eine Ausbildung in Bad Schmiedeberg begonnen. Sie sind noch da, allerdings haben zwei von ihnen die Lehre inzwischen beendet und sind gleich in den Job eingestiegen, im Servierbereich. Die anderen werden zu Pflege- und Restaurantfachkräften ausgebildet.

Die Erfahrungen im Eisenmoorbad lauten: „Das kann gut funktionieren. Eine sehr intensive Betreuung muss aber gewährleistet sein. Es braucht eine Art Mutter Beimer.“ Das zweite Projekt, die Kooperation mit Vietnam, läuft ebenfalls. Von Februar bis Mai werden vier Vietnamesen, ein Arzt, ein Physio- und zwei Sporttherapeuten nach Bad Schmiedeberg reisen, um Praktika zu absolvieren, sich Fachwissen anzueignen zum Aufbau einer Rehabilitationsklinik in Ho-Chi-Minh-Stadt. Zudem sollen junge Leute - „Wir denken an eine zweistellige Zahl“ - zu Pflegefachkräften ausgebildet werden, die in der deutschen Kurstadt bleiben.

Investiert wird freilich nicht allein in Menschen, sondern auch in mehr Attraktivität in den Gebäuden. „Unser Weihnachtsgeschenk ist ein Fördermittelbescheid für neue Angebote im Kurmittelhaus“, berichtet der Direktor. 2019 soll eine „Salzerlebniswelt“ entstehen - mit Salztherapie und Salzgrotte. Neu gestaltet werden zugleich die Moortherapie-Abteilung und der Eingangsbereich. Lehmann spricht von rund 1,2 Millionen Euro, die dafür vorgesehen sind. Im Frühjahr erfolgt die Detailplanung.

Weitere Pflegeplätze

Bereits sichtbar ist eine andere Baustelle: Abrissarbeiten am Haus Heideland. Dort wird das einstige Schwimmbad demontiert. Dafür sollen nach Lehmanns Worten zusätzliche Räume für Pflegeplätze entstehen. 40 gibt es gegenwärtig, an 22 zusätzliche ist gedacht. Der Bedarf besteht, sagt der Kurdirektor. Zudem sei ein größeres Haus wirtschaftlicher zu führen. Die 2,7 Millionen Euro, die das Ganze kosten soll, werden „völlig frei finanziert“, also ohne Förderung durch die öffentliche Hand, betont Deddo Lehmann.

(mz)