Country Line Dance Club Country Line Dance Club: Männer sind in Annaburg Mangelware

Annaburg - Wenn der Chef des Annaburger Country Line Dance Club, Lutz Schikowski, von Western- und Countrymusik spricht, ist er in einer anderen Welt. Er liebt die Balladen, die melancholischen Stimmen und stellt sich dabei vor, am Lagerfeuer zu sitzen und die Zügel eines Pferdes zu halten.
Der 69-Jährige träumt von einer Rundreise durch die USA, nur leider, ergänzt seine Frau Birgit, fehlt uns dafür der nötige Sponsor. Das Ehepaar, das 1989 aus Thüringen nach Annaburg gezogen ist, liebt Pferde über alles und erzählt über Shetland-Ponys und Haflinger. Zum Line Dance sind die beiden Vereinsmitglieder eher durch Zufall gekommen.
Beim Dorffest 1996 in Rahnsdorf habe Tochter Christin beim Ringreiten mitgemacht. Als plötzlich Countrymusik ertönt und eine Gruppe auf der Bühne Kostproben ihres tänzerischen Könnens abliefert, steht für die Annaburger fest: Das ist unser Ding!
Zwei Jahre Unterricht
Birgit und Lutz Schikowski nehmen zwei Jahre Line-Dance-Unterricht in Roßlau und suchen per Zeitungsannonce Gleichgesinnte zum Aufbau eines Vereins. 1999 ist der Grundstein mit 20 Interessierten gelegt, 2000 erfolgt die Clubgründung. Der Vorsitzende ist der festen Meinung, dass viele Festgäste Line Dance nur für Gehopse halten. Doch jeder Titel hat seinen eigenen Tanz. Am Abend kommen schnell 80 verschiedene zusammen.
„Bei Auftritten sind wir Antialkoholiker und trinken nur Wasser“, sagt der Chef, sonst kann keiner mehr den Rhythmus halten. Sechs Personen sind das Minimum, zwölf bis 14 Tänzer füllen die Bühne schon ordentlich aus. „Nur Männer fehlen uns. Denen fehlt wahrscheinlich etwas der Mut“, mutmaßt Birgit Schikowski, die den tollen Zusammenhalt im Team lobt.
Die zwei „Küken“ im Club sind Sabine Elß und Katrin Hahn, die seit 18 Monaten die Truppe um Lutz Schikowski verstärken. Die beiden 55-jährigen Frauen erzählen, dass sie zunächst etwas skeptisch gewesen sind, ob sie die Grundbegriffe des Line Dance erlernen, inzwischen fühlen sie sich „super integriert“. Der Chef nennt sie scherzhaft „meine Quereinsteiger“.
„Die Truppe ist ist in Ordnung. Wir haben es nie bereut, hier Mitglied zu werden“, so Sabine Elß, die wie Katrin Hahn von ihrem Mann ermuntert worden ist, die Herausforderung anzunehmen. „Holt das Lasso raus“ haben sie oft gehört.
Geld ist schon ausgegeben
Die drei Vertreter der Volksbank Elsterland betreten den Saal des Annaburger Gasthauses „Goldener Ring“. Marktbereichsleiter Rico Lange (Bereich Jessen) trägt einen XXL-Scheck unter dem Arm mit dem Vermerk 150 Euro in der entscheidenden Zeile. Das Geld, so Schikowski, ist für Sombreros, die Line Dancer beim Heimatfest in Annaburg getragen haben, und neue Blusen bereits ausgegeben.
Die Summe stammt aus dem Fördertopf Gewinnsparlose. „Ein Line-Dance-Verein ist mal etwas Neues. Wir sind gespannt auf die Vorführung“, so Lange, der zusammen mit seinen Mitstreitern sich schnell im Pulk der Tänzer befindet. Die Frauen haben sichtlich ihren Spaß und weisen im Anschluss auf das bestehende Männerproblem hin.
Zweiter Platz bei Weltmeisterschaften
Große Erfolge haben die Tänzer aus Annaburg auch schon gefeiert. Bei den Weltmeisterschaften 2004 erkämpfte sich das Team um Lutz Schikowski einen hervorragenden zweiten Platz. Eine Reise nach Torgau steht im Oktober auf dem Programm.
Der 20. Clubgeburtstag sei laut dem Vorsitzenden zwar erst im kommenden Jahr, doch im Herbst 1999 haben sich 20 Interessierte mit der Absicht zusammengefunden, einen Club zu gründen. Der Workshop in Pullmann City (Westernstadt im Harz) steht bei mehrenen Mitgliedern ganz oben auf dem Wunschzettel. Das tolle Feeling vor Ort genießen gehört dazu. Der Anspruch der gesamten Truppe lautet: Spaß haben und das Publikum begeistern. (mz)