1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Fiedlersche Papierfabrik : Coswig: Großprojekt der Stadt kostet knapp 700.000 Euro

Fiedlersche Papierfabrik  Coswig: Großprojekt der Stadt kostet knapp 700.000 Euro

Von Ilka Hillger 07.11.2016, 05:00
Die Treppe wird ein ganz besonderes Element der Gestaltung in Coswig.
Die Treppe wird ein ganz besonderes Element der Gestaltung in Coswig. Klitzsch

Coswig - Hatte dieser Platz eigentlich jemals einen richtigen Namen? Zum Klosterhof gehört er nicht so richtig, zur Unterfischerei auch nicht. Es war einfach ein Schotterplatz, genutzt fürs Parken kreuz und quer, und wo die Autos das Unkraut nicht platt hielten, schoss es in die Höhe.

Ein Schmuckstück war das Gelände der ehemaligen Fiedlerschen Papierfabrik in Coswig wirklich nicht. Kamen Fußgänger oder Radfahrer von der Elbe über die kleine Promenade zur Stadt hinauf, so war der erste Eindruck kein schöner.

Geht man den Weg heute, landet man in einer Noch-Baustelle. Einem städtischen Großprojekt, das seiner Vollendung entgegen sieht. Zur Elbe hin sind die Parktaschen angelegt, Wege gepflastert, Einfassungen für Grünanlagen gesetzt und Lampen installiert. „Im Laufe der kommenden Woche ist der Parkplatz nutzbar“, verspricht Coswigs Bauamtsleiter Michael Sonntag. „Wir liegen im Zeitplan“, fügt er hinzu.

Lediglich beim Baubeginn im Juli des Jahres habe es eine kleine Verzögerung gegeben, weil die Archäologen länger in der Tiefe gruben, als sie auf alte Kelleranlagen gestoßen waren. „Die Bepflanzung haben wir abgeschlossen“, so Sonntag. 30 Vogelkirschen sind in den Boden gekommen. „Die blühen zwar sehr schön, tragen aber keine Früchte.“ Es gibt also keine verschmutzten Autodächer, wenn man fortan seinen Wagen auf den kostenfreien Parkplätzen mitten in der Coswiger Innenstadt abstellen möchte.

Mit der neu gestalteten Schlossstraße, der frischen Fassade vom Amtshaus und dem Ensemble aus Klosterhof und Gartenhaus bekommt die Stadt gewissermaßen ein touristisches Zentrum. Die bisherige Situation war letztlich kein Ruhmesblatt, weiß man auch in der Verwaltung, die für den Parkplatz 668.000 Euro ausgibt, von denen 444.000 Euro Fördermittel sind.

Die Vergangenheit des Areals machte auch das Baugeschehen nicht einfach. Bis 1927 führte Fabrikant Louis Fiedler seine Papierfirma an dieser Stelle und wohnte mit seiner Familie im Amtshaus. Später nutzte die Feuerwehr Gebäudeteile, es gab dort Wohnungen. Abgerissen wurde all dies 1996 von einem Investor, der ein Hotel errichten wollte. Als dies scheiterte, kaufte die Stadt das Gelände zurück.

„Wir sind bei den Bauarbeiten nicht sehr in die Tiefe gegangen“, erklärt Kristin Englerth, die Projektleiterin für den Parkplatzbau ist. „Es war einfach nicht abzusehen, was uns unten noch erwartet.“ So setzte man zwischen den Parkflächen auf Versickerungsmulden, die bei heftigen Regenfällen das Wasser kontrolliert abfließen lassen. Mit einer kleinen Böschung, die bepflanzt ist, ist auch die Anbindung der privaten Anlieger gelungen, die allesamt über den Parkplatz ihre Grundstücke erreichen können.

Nahezu ungewöhnlich ist der gestalterische Wille, den man in Coswig für diesen Parkplatz an den Tag legte. Helle Betonelemente säumen den Bereich, eingelassen werden in diese Mauer Sitzgelegenheiten, zur Elbe gibt es eine bespielbare Landschaft und der Hauptweg, der mittig in die Aue führt, endet in einer kleinen Aussichtsplattform von der sich ein neu angelegter Weg die Wiese hinab zur bisherigen Promenade schlängelt.

Mit der Fertigstellung des Parkplatzes hinter dem Coswiger Amtshaus und der Freigabe von einigen Zuwegen ist nach einer zehnwöchigen Schließung auch das Gartenhaus mit seiner Ausstellung „Romantik in Anhalt“ wieder zugänglich. Die Schau widmet sich vor allem der Malerei von Caroline Bardua, einer Malerin aus Anhalt, die zu ihren Lebzeiten zu den bedeutendsten Vertreterinnen der deutschen Romantik gehörte.

Am 11. November jährt sich der Geburtstag der Bardua zum 235. Mal. Aus diesem Anlass wird um 15 Uhr im Klosterhof zu einem Vortrag eingeladen. Bardua-Kennerin Bärbel Kovalevski spricht über „Chemisenkleid und Schutenhut – Mode der Romantik in der Malerei von Caroline Bardua“. Geplant ist zudem, so erklärte Fachbereichsleiterin Jeanette Engel, die Grotte im Gartenhaus in eine Märchengrotte zu verwandeln. In zwei Wandnischen sollen dafür Bildschirme installiert werden, auf denen Märchenabbildungen und –illustrationen zu sehen sein sollen. „Es lohnt sich also auch, mit Kindern in unsere Ausstellung zu kommen“, so Engel. (mz/ihi)

Die Ausstellung „Romantik in Anhalt“ kann im Gartenhaus montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und am Wochenende und feiertags von 13 bis 16 Uhr besucht werden.

„Komplett wird dieses Bauvorhaben endgültig im Frühjahr“, sagt Michael Sonntag, Dann, so der Bauamtsleiter, werde auch der zweite Bauabschnitt beendet sein, für den jetzt die Ausschreibungen laufen. Dabei handelt es sich um einen Serviceplatz am Parkplatzeingang mit Toiletten, Fahrradplätzen und Infotafel.

Unabhängig davon soll jedoch der Parkplatz schon in den kommenden Wochen in Betrieb genommen werden. Behindertenparkplätze, so Sonntag, wolle man direkt an der Straße zum Markt einrichten und dieser wird dann auch endlich wieder autofrei sein. Rechtzeitig auf jeden Fall für den traditionellen Adventsnachmittag, den man ohne nervige Parkplatzsuche erreichen kann. Was indes fehlt, ist nur noch ein angemessener Name für den Parkplatz. (mz)

Kristin Englerth und Michael Sonntag freuen sich, dass die Arbeiten am Parkplatz im Plan liegen.
Kristin Englerth und Michael Sonntag freuen sich, dass die Arbeiten am Parkplatz im Plan liegen.
Klitzsch