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Brandfolgen in Mühlanger Brandfolgen in Mühlanger: Ein schweres Jahr für Tischlerei Dannenberg

Von Ute Otto 13.12.2019, 19:11
Theodor Dannenberg steht hier in der vom Brand vor einem Jahr arg in Mitleidenschaft gezogenen Halle.
Theodor Dannenberg steht hier in der vom Brand vor einem Jahr arg in Mitleidenschaft gezogenen Halle. Ute Otto

Mühlanger - „Es war ein schlimmes Jahr“ blickt Tischlermeister Theodor Dannenberg auf 2019 zurück. Vor einem Jahr hatte ein Brand im Spänelager erhebliche Schäden an der Substanz des Silos und der Halle, in der sich die Werkstatt befand, nach sich gezogen.

„Durch die extreme Hitze haben sich die horizontalen Stahlbetonträger, auf denen das Dach ruht, ausgedehnt und verformt.“ Die Folge sind Risse im Mauerwerk, erste Teile drohen abzufallen, wie Dannenberg zeigt. Sichtbar geworden sei das erst, nachdem die Mauern vom völlig verrußten Putz befreit worden waren. Der Hallenboden ist unter der Last der Einsatzfahrzeuge abgesackt.

Denkmalschutz redet mit

Die Halle, 1905 errichtet, steht unter Denkmalschutz. Um nachzuweisen, dass die Schäden zu groß sind, das Hallendach zu sanieren, forderte die Behörde Gutachten. „Wir haben ein Jahr gekämpft, dass wir das Dach der Produktionshalle abreißen können. Jetzt habe ich die mündliche Zusage“, berichtet der 49-Jährige. „Im Grunde stehen wir noch genau so da wie vor zwölf Monaten“, sagt er.

Was aber nicht bedeutet, das nichts geschehen ist. Das einsturzgefährdete Spänesilo wurde bis auf die Höhe des Hallendachs abgetragen. Die Ziegelsteine liegen säuberlich geschichtet in der Halle, sie müssen nach Maßgabe des Denkmalschutzes beim Wiederaufbau verwendet werden. „Ich habe wochenlang nach acht Stunden Arbeitszeit noch die Steine abgeklopft“, erzählt der Tischlermeister. Die Werkstatt hat er teilweise in die Räume seines Vaters verlagert, das bedeutet längere Transportwege.

„Auf Dauer ist das nicht wirtschaftlich“, sagt der Firmenchef. Die Hackschnitzelheizung musste umgesetzt werden, sie wird jetzt manuell bedient, zuvor wurden die Schnitzel automatisch aus dem Spänebunker in die Heizung befördert. Der Ausstellungsraum kann nicht genutzt werden, weil der Boden durch Löschwasser feucht geworden ist und jetzt noch über den unbedachten Rumpf des Silos Nässe eindringt. Der Saal der ehemaligen technischen Textilfabrik, die hier bis zur Wende arbeitete, ist vollgestellt mit Musterstücken.

Weil das Mauerwerk des Bunkers von unten Nässe gezogen hatte, waren die Späne, die in dem Bereich lagen, feucht geworden und hatten sich durch den hohen Duck - das Silo fasste 1000 Kubikmeter - entzündet.

Am Nachmittag des 10. Dezembers 2018 war der Brand bemerkt worden, die Bekämpfung war schwierig. Die glimmenden Späne mussten herausgeholt werden. Vier Tage waren die Feuerwehrleute in Schichten rund um die Uhr zugange. Am 13. Dezember hat Theodor Dannenberg das Übergabeprotokoll der Feuerwehr unterschrieben. „Man ist mit so etwas alleine gelassen, hat niemanden an der Seite, der einem die Abläufe erklärt“, beschreibt er die Situation, in der er vor Jahresfrist steckte. „Aber man muss Entscheidungen treffen und jeden Handgriff im Nachgang dokumentieren. Das ist extrem, das steckt man alles nicht so einfach weg.“

Ein erster Lichtblick

Zwölf Monate nach dem schlimmen Ereignis kann der Firmenchef endlich mit dem Wiederaufbau beginnen. Auf dem Hof ist der Baugrund für das neue Spänesilo abgesteckt. Ursprünglich sollten es zwei werden. Aber der Bauherr muss auch rechnen. Mit dem Neubau der Werkstatt läuft der Bestandsschutz für Anlagen, die nicht den neuesten Normen entsprechen, aus. Das betreffe zum Beispiel neben Absauganlagen auch die Heizung, obwohl die erst drei Jahre alt ist. „50 Prozent der Kosten gehen zu Lasten solcher Auflagen“, sagt er. Es werde in die Million gehen, schätzt er.

Für sich allein hätte er das alles nicht auf sich genommen, sagt Dannenberg. „Es ist für die Belegschaft, die Kunden und für unsere Tochter.“ Die 15-Jährige sei jetzt schon ganz versessen auf das Tischlereihandwerk, „ohne unser Zutun“, wie der Vater versichert. Die Firma hat zwölf Mitarbeiter, das sind drei mehr als vor einem Jahr, darunter ein Lehrling. (mz)