Bodybuilding in Oranienbaum Bodybuilding in Oranienbaum: Posen nach Armageddon

Oranienbaum - Seit knapp 24 Jahren ist André Karn Mitglied der Abteilung Kraftsport/Fitness beim Oranienbaumer SV Hellas 09. Doch erst im November vergangenen Jahres fasste der 37-jährige Oranienbaumer den Entschluss, zum Bodybuilding zu wechseln. „Das Gewichtheben und später der Kraftdreikampf waren ursprünglich meine Welt. Doch aufgrund mehrerer Verletzungen konnte ich diesem Sport nicht mehr nachgehen“, begründete Karn seinen Schritt.
Diese Disziplin gibt dem 1,74 Meter großen und 84,5 Kilogramm schweren Athleten die Gelegenheit, im Wettkampfmodus zu bleiben. „Weil ich das Training an der Hantel liebe, habe ich überlegt, welche Möglichkeiten mir offen stehen, mich mit anderen zu messen. Da bin ich auf das Bodybuilding gekommen. Da einer meiner besten Freunde den Sport schon länger betreibt und er die nötige Erfahrung mitbrachte.“
Täglich bis 4200 Kalorien
Die Inspiration, diesen Sport zu betreiben, hat er von Thomas Trägner bekommen, der ursprünglich aus Dessau-Waldersee stammt. Er ist mittlerweile zum Coach und Vorbereiter von André Karn avanciert. „Er begleitet meine gesamte Vorbereitung und schreibt auch die Ernährungs- und Trainingspläne“, erzählt der Oranienbaumer.
Zur Finanzierung seines Sports arbeitet André Karn im Nebenjob beim Ordnungsamt der Stadt Oranienbaum-Wörlitz. „Denn die für das Bodybuilding erforderliche gesunde Ernährung ist sehr teuer. Auch die Nahrungsergänzungsmittel kosten viel Geld, wenn man keinen Sponsor hat“, erläutert er.
Der 37-Jährige ist in der Abteilung Kraftsport/Fitness bei Hellas 09 nicht der einzige Bodybuilder mit Wettkampfambitionen. Vereinskollege Eric Händler möchte im Frühjahr ebenfalls an einem Wettkampf teilnehmen und hat mit den Vorbereitungen begonnen.
Die Bewertung bei den Meisterschaften beginnt mit dem Line up, dem Aufstellen der Teilnehmer in einer Reihe. Hier werden die Symmetrie, die Harmonie, der Körperbau, die gleichmäßige Muskelentwicklung und der Gesamteindruck beurteilt. Die Präsentation bei den Posen umfasst unter anderem den Doppelbizeps/Vorderseite sowie Bauch und Beine.
Einmal in der Woche fährt er nach Leipzig, wo Trägner jetzt wohnt, um gemeinsam mit seinem Mentor zu trainieren. Dazu gehört auch ein so genannter Form-Check. Der Coach sieht sich genau an, wie sich der Körper in Richtung Wettkampf entwickelt.
Die Vorbereitung selbst startet mit einer Massephase. André Karn beschreibt diese so: „Man isst gesund und sauber nach Plan, doch die Anzahl der Kalorien ist sehr hoch. Bei mir waren es täglich bis zu 4 200. In dieser Phase wird so viel Muskelmasse aufgebaut wie möglich.“
Jetzt wird es richtig ernst für den gelernten Elektriker, der bereits seit 16 Jahren als staatlich anerkannten Altenpfleger arbeitet. Innerhalb von vier Wochen stehen drei Auftritte auf dem Programm. Den ersten absolviert der Barockstädter am 30. Oktober bei den Internationalen Süddeutschen Meisterschaften in Gersthofen bei Augsburg.
Dem folgt am 13. November die Internationale Bayerische Meisterschaft in Erlangen. Und schließlich gibt André Karn seine Visitenkarte am 19. November bei den Internationalen Ostdeutschen Meisterschaften im thüringischen Legefeld bei Weimar ab. „Dieser ist für mich der wichtigste Leistungsvergleich“, gibt er zu Protokoll.
Sein Ziel ist die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft in Bochum. Diese steht dann am 26. November im Wettkampfkalender. Der Oranienbaumer ist froh, eine Erkältung überwunden zu haben. Aktuell kann er wieder tüchtig Vollgas geben, um seinem Anspruch gerecht zu werden. „Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und keine Rückschläge durch Verletzungen oder Erkrankungen hinnehmen muss“, erzählt Karn, der sich sechsmal wöchentlich für mindestens zwei Stunden schindet.
„Da kommt es immer darauf an, welche Muskelgruppen gerade beansprucht werden sollen. Ich trainiere erst an den Geräten oder Hanteln. Daran schließen sich 60 Minuten Kardiotraining an. Dann bin ich also auf dem Laufband oder dem Rad.“ Zur Vorbereitung gehört ebenfalls, eine Wettkampfdiät zu befolgen. Nach dieser richtet sich der Bodybuilder schon seit Juli.
In dieser Phase geht es darum, den Körper zu definieren und den Körperfettanteil derart zu reduzieren, dass die Muskelstrukturen im Detail zur Geltung kommen. Während der Diät nimmt André Karn täglich nur 150 Gramm Kohlenhydrate, 337 Gramm Eiweiß und 50 Gramm Fett zu sich. Den ersten Wettkampf - auch das Bodybuilding ist in Alters- und Gewichtskategorien unterteilt - wird er in der Klasse Männer III bestreiten. Diese reicht bis zu 90 Kilogramm Körpergewicht. Allerdings will der Hellas-Sportler versuchen, schon bald in der Klasse Männer II bis 80 Kilogramm zu starten. „Ich hoffe, dann noch in besserer Form zu stehen“, erläutert er seine Pläne.
Kein Zuckerschlecken
Ein Zuckerschlecken erwartet ihn nicht. Immerhin geht es bei der Vorwahl zunächst darum, dass die einzelnen Starter in einer Gewichtsklasse in ihren sieben Pflichtposen verglichen und von einem Kampfgericht, das fünf, sieben oder neun Mitglieder haben kann, bewertet werden.
Zum Tragen kommen dabei dann solche Kriterien wie die Muskelqualität, ihre Linienführung, die Härte und dergleichen. Die besten sechs Starter erhalten anschließend die Möglichkeit, im Finale nochmals ihre Pflichtposen einer Bewertung unterziehen zu lassen. Außerdem hat jeder Finalist bei den einzelnen Meisterschaften seinen Körper nach einer selbst gewählten Musik zu präsentieren.
„Diese Kür fließt ebenfalls in die Bewertung ein“, sagt André Karn, erklärend, der für seinen Auftritt auf eine kraftvolle Komposition zurückgreift. Den Soundtrack aus dem amerikanischen Katastrophenfilm „Armageddon“ - das jüngste Gericht.
(mz)