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B 107 in Oranienbaum B 107 in Oranienbaum: Diskussionen über den Radverkehr gehen weiter

Von Andreas Behling 29.07.2017, 12:00
Der Bereich vor der Orangerie in Oranienbaum ist der Streitpunkt, wenn es darum geht, dass sich auf dem Radweg an der Bundesstraße 107 generell Radfahrer im Gegenverkehr begegnen dürfen.
Der Bereich vor der Orangerie in Oranienbaum ist der Streitpunkt, wenn es darum geht, dass sich auf dem Radweg an der Bundesstraße 107 generell Radfahrer im Gegenverkehr begegnen dürfen. Behling

Oranienbaum - Auf dem Radweg, der in Oranienbaum auf der Nordseite der Dessauer Straße (B 107) verläuft, sollen sich Radfahrer im Gegenverkehr begegnen können. Das wollen die Stadträte von Oranienbaum-Wörlitz. Deshalb soll die Stadt - das haben Stadtrat und Ordnungsausschuss bekräftigt - an zwei Widersprüchen festhalten. Den einen hat sie beim Landesverwaltungsamt Halle (Referat Verkehrswesen) eingereicht. Den anderen beim Landkreis Wittenberg.

Doch das Landesverwaltungsamt findet, dass eine Freigabe des beidseitigen Radverkehrs nicht in Betracht komme. Der Grund dafür ist die Situation vor der Orangerie. Die sogenannte Radverkehrsanlage in dem Bereich verlaufe auf einer Länge von ungefähr 180 Metern nicht als baulich angelegter Radweg, sondern als Radfahrstreifen. Dieser sei lediglich durch eine durchgehende Fahrbahnbegrenzungslinie von der Fahrbahn getrennt.

Gehweglösung hat Mängel

Der Widerspruch beim Landkreis wiederum hängt mit einer von ihm erlassenen verkehrsrechtlichen Anordnung zusammen. Danach sollte der Gehweg ab Höhe der Tankstelle in Richtung Kreuzung Schlossstraße für den Fahrradverkehr frei gegeben werden. Doch die Idee hat gleich mehrere Haken.

Aktuell sieht es nicht danach aus, dass der Ausbau der Bundesstraße 107 in der Ortslage Oranienbaum kurz- oder mittelfristig in Angriff genommen werden könnte. Oliver Grafe, Leiter des Regionalbereichs Ost der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, teilte dazu mit: „Zur Erlangung des Baurechts ist, aufgrund der Vielzahl und der Art der Beteiligten, ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Die Unterlagen dafür werden derzeit aufgestellt.

Die Abstimmung mit der Planfeststellungsbehörde, in dem Fall das Landesverwaltungsamt in Halle/S., zum Inhalt der vorzulegenden Unterlagen erfolgt voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres. Belastbare Aussagen zum weiteren zeitlichen Ablauf sind daher zurzeit noch nicht möglich.“

Für die Umsetzung der Anordnung müsste der Gehweg auf zwei Meter verbreitert werden. Darüber hinaus wären Reparaturen notwendig. Pfostenreste und Bewuchs müssten entfernt sowie Bordsteine abgesenkt werden. Auch Pflasterarbeiten stünden zur Debatte.

Die Kommune kann sich aber ein solches Unterfangen nicht leisten. Tatsächlich erscheint der geschätzte Kostenumfang in Höhe von knapp 25.000 Euro einigermaßen optimistisch an der unteren Grenze angesiedelt. Trotzdem hat der Stadtratsvorsitzende Maik Strömer (CDU) bereits signalisiert, dass die Kommune sich durchaus bewegen wolle. Er berichtete von Gesprächen mit dem Ordnungsamt über eine „kurzfristige bauliche Lösung“ im Bereich vor der Orangerie.

Weil aus der Stadtmitte kommende Fahrzeuge, die nach links in die Franzstraße abbiegen wollen, bei Gegenverkehr stoppen müssen, werden sie von den ihnen folgenden Geradeausfahrern überholt. Dabei kommt es oft vor, dass diese die dicke weiße Trennlinie überrollen. Ob sie dabei vorher immer im Rückspiegel nach sich nähernden Radfahrern schauen? „Es ist an der Stelle eine mechanische Barriere notwendig“, meinte Strömer. Das könnten Lamellen sein, die als eine Art Rüttelstreifen beim Überfahren für ein deutlich verändertes Fahrgeräusch sorgen.

Unterstützer gesucht

Denkbar scheint auch eine zwischen zehn und 20 Zentimeter hohe, mit Reflektoren ausgestattete „Bande“, die den Radweg von der Straße trennt. Gunter Zwingmann, der sich - mit Unterstützung von Friedhard Weber, dem Vorsitzenden der Gebietsverkehrswacht (GVW) Oranienbaum - für den Begegnungsverkehr auf dem Radweg einsetzt, hat jedenfalls inzwischen politische Prominenz über den Sachverhalt informiert.

Siegfried Borgwardt, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, wird in einem Brief „um Unterstützung … für eine verkehrssichere Organisation der Führung des Radverkehrs“ gebeten. Der seit 2013 in der Sache engagierte Oranienbaumer - der Schriftverkehr füllt zwei Schnellhefter - wünscht sich „eine umgehende Lösung“. Borgwardt könne dazu ja „eine Gesprächsrunde unter Einbeziehung der Landesstraßenbaubehörde und der Polizei“ einberufen.

Mit Schutzstreifen

Aus Zwingmanns Warte ist es nachvollziehbar, wenn die Menschen nicht akzeptieren, dass die Behörden nur auf dem jetzigen Zustand beharren statt Vorschläge für eine sichere Verkehrsorganisation zu machen. Eindeutig favorisiert er einen „Zweirichtungsverkehr mit einigen Verbesserungen“. Ähnlich wie Strömer denkt der Oranienbaumer an „Schutzstreifen in Richtung Stadt oder Schrammborde im Bereich der Orangerie“.

(mz)