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Augustinuswerk und Landwirtschaft Augustinuswerk und Landwirtschaft: Alles Bio. Bestimmt!

Von Corinna Nitz 21.02.2018, 09:51
Lass wachsen! Matthias Monecke, Chef des Augustinuswerks Wittenberg und neuerdings auch vom Diakoniehof Rackith, zeigt eines der Gewächshäuser in der Feldstraße, in denen bald Gemüse angebaut werden soll. Auch einen Bio-Hofladen wird es dort geben.
Lass wachsen! Matthias Monecke, Chef des Augustinuswerks Wittenberg und neuerdings auch vom Diakoniehof Rackith, zeigt eines der Gewächshäuser in der Feldstraße, in denen bald Gemüse angebaut werden soll. Auch einen Bio-Hofladen wird es dort geben. Thomas Klitzsch

Wittenberg/Rackith - Wo früher bei Petite Fleur in der Wittenberger Feldstraße Keramik verkauft wurde, soll ein Bio-Hofladen entstehen. In zwei Gewächshäusern vis-à-vis wird demnächst Gemüse angebaut. Zwar muss noch „klar Schiff gemacht werden“, wie Matthias Monecke es formuliert. Aber mit etwas Fantasie kann man sie schon förmlich wachsen sehen: Tomaten, Gurken, Paprika und, und, und... Ein breites Sortiment werde angestrebt. Und alles soll Bio-Qualität haben, „zertifiziert“.

Ein starkes Zeichen

Monecke ist Geschäftsführer vom Augustinuswerk Wittenberg, dessen Stiftung hält seit einiger Zeit 94 Prozent der Anteile der Diakonie-Hof Rackith gGmbH, die restlichen vier Prozent entfallen aufs Augustinuswerk. Der Gesellschafterwechsel erfolgte Anfang 2018. Seit Januar ist Monecke also zudem Chef des Diakonie-Hofs.

Von dort war auch ein Trägerwechsel angestrebt worden, nachdem sich der eigentliche Zweck, der 1997 zur Hof-Gründung führte, erledigt hatte: nämlich Projekte zu realisieren für Menschen ohne Job, Langzeitarbeitslose, Jugendliche zumal.

Die Idee, einen Öko-Hof zu gründen, reicht bis in die Mitte der 1990er Jahre zurück und ist untrennbar verbunden mit dem Wittenberger Lothar Löber, seinerzeit Geschäftsführer der Diakonie-Kreisstelle, und dem damaligen Rackither Pfarrer Hartmut Lattorf. Für das Projekt kamen auch Mittel von der Kirchenprovinz Sachsen (heute Evangelische Kirche in Mitteldeutschland). Von der Instandsetzung der alten Mühle, über Kauf, Aufzucht und Vermarktung der Tiere, Pflege der Streuobstwiesen bis zu Investitionen in alternative Energien - all das gehörte zum Projekt. Letzter Geschäftsführer war der Chef der Agrargenossenschaft Pretzsch, Thomas Gutzmer. Jetzt hat das Augustinuswerk mit seiner Stiftung den Hof übernommen und eine Dependance in Wittenberg errichtet. Im Dezember 2017 hatte das Augustinuswerk angekündigt, weitere Integrationsbetriebe zu gründen, um Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz zu geben.

Ein Mann der ersten Stunde auf dem Diakonie-Hof war ehedem Lothar Löber. Damals, sagt er nun zur MZ, da lag die Arbeitslosenquote „bei 20 Prozent“. Mit dem Projekt in Rackith „wollte die Kirche ein Zeichen setzen“. Dann kam die Zeit des Aufschwungs, „die Zahl der Arbeitslosen ging zurück, das heißt auch, es gab immer weniger Förderprojekte“.

Ausdrücklich betont Löber: „Ich sehe das nur positiv.“ Im Hinblick auf einen neuen Träger habe man sich „bis nach Halle“ umgeschaut, bevor man auf das Augustinuswerk zugegangen ist. Die Zukunft des Öko-Hofes scheint also gesichert, und „dass das Projekt weiterentwickelt werden soll“ (Löber), freue ihn.

Breites Sortiment

Diese Weiterentwicklung wird am neuen Standort Feldstraße in Wittenberg im Gemüseanbau sichtbar werden. Monecke zufolge wurden die dafür benötigten Gewächshäuser von Petite Fleur gepachtet. Ende März soll mit dem Anbau begonnen werden. Auf Vordermann bringen wollen sie die Außenanlage.

Weiterbetrieben werden soll der kleine, zum Parkplatz hin gelegene Laden, in dem nicht nur Blumensträuße erworben werden können, sondern auch Erzeugnisse aus den Werkstätten des Augustinuswerks. Und weil, wie Monecke meint, der Kunde ein breites Sortiment erwartet, gibt es in einem kleinen „Gartencenter“ beispielsweise Terrassenmöbel.

Am Traditionsstandort hingegen kündigt Monecke für 2018 den Neubau zweier Ställe für 12.000 Hühner an, dafür hoffen sie auf Fördermittel. Er spricht von hochmodernen, hellen Behausungen - „mit Wintergarten“ für den Fall, dass mal wieder Stallpflicht angeordnet wird. Dass die Tiere trotzdem weiterhin rausdürfen, versichert Monecke, schließlich „sind es Bio-Freilandhühner“.

Auch Gänse und Enten soll es weiter geben in Rackith, die Hühner, so heißt es, in Bietegast. Geplant sei überdies, das Haus auf dem Diakonie-Hof, in dem sich unter anderem ein Büro befindet, zu sanieren.

Zwölf Arbeitsplätze geplant

Geführt wird der Diakonie-Hof als Integrationsbetrieb, man kooperiere mit dem Jobcenter und dem Integrationsfachdienst beim Internationalen Bund. Zwölf Arbeitsplätze sind geplant, die Hälfte davon für Menschen mit Behinderung.

Die offizielle Bezeichnung des Betriebes lautet „Gewächshaus Diakonie-Hof Rackith gGmbH“, an einigen Aufstellern ist das schon zu lesen, eine Werbeagentur „labelt noch alles um“, sagt Matthias Monecke und auch, dass am Standort Feldstraße ein Tag der offenen Tür geplant sei. Vielleicht sprießt’s dann schon in den Gewächshäusern. (mz)