Aktion in Coswig Aktion in Coswig: Für 72 Stunden in den Seniorenpark

Coswig - Im Coswiger Senioren-Wohnpark wird es an zwei Tagen der kommenden Woche turbulent. Die alten Menschen in der Einrichtung in der Berliner Straße freuen sich schon auf die Abwechslung. „Wir werden dort mit offenen Armen empfangen“, sagt Bastian Loran.
Wir meint in diesem Fall elf Jugendliche von der Jungen Gemeinde des Regionalpfarramtes Coswig/Zieko. Bastian Loran ist dort Gemeindepädagoge und gemeinsam mit seinen Schützlingen wurde der Entschluss gefasst, an einer bundesweiten Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKL) teilzunehmen. Zum zweiten Mal startet der Verbund „Uns schickt der Himmel - die 72-Stunden-Aktion“.
Rund 80.000 junge Menschen in ganz Deutschland wollen die Welt damit ein bisschen besser machen. Vom 23. bis 26. Mai setzen rund 3 300 Aktionsgruppen soziale Projekte im Rahmen der 72-Stunden-Aktion um und beweisen damit, dass Jugendliche die Zukunft der Gesellschaft aktiv mitgestalten.
Die Projekte sind breitgefächert und reichen von Tauchgängen im Tegernsee mit dem Ziel den Grund von Müll zu befreien, über die Organisation von Kinderfesten mit Themenschwerpunkten bis hin zum Bau von Insektenhotels.
Mehr als ein Besuch
„Als wir überlegten, womit wir dabei sein könnten, kam aus der Gruppe die Idee, ein Altenheim zu besuchen“, erzählt Loran. Beim bloßen Besuch soll es an den beiden Nachmittagen jedoch nicht bleiben. Die Mädchen und Jungen wollen vielmehr mit den Senioren aktiv arbeiten, mit ihnen ins Gespräch kommen. „Wir wollen uns Kennenlernen, gemeinsam Singen, Lebens- und Sinnfragen beantworten“, beschreibt der 45-Jährige das Programm im Senioren-Wohnpark.
Vorbereitet hat sich die Junge Gemeinde bereits gut auf das generationenübergreifende Treffen. „Hier sind schon einmal ein paar Antworten“, zeigt Loran auf das Flipchart in den Räumen, die die Jugendgruppe der evangelischen Gemeinde gegenüber vom Coswiger Pfarrhaus nutzt. Da sind schon die ersten Antworten auf die verschiedenen Fragen notiert, zu denen sich dann im Seniorenheim noch die Antworten der betagten Bewohner gesellen sollen.
Neben dem Lieblingsessen oder dem ersten Kuss geht es um frühe Kindheitserinnerungen, Wünsche für die Zukunft oder auch den kritischen Blick auf die heutige Jugend. Loran kann sich schon jetzt sehr amüsieren, welche Antworten seine Gruppe darauf fand. „Sie sagen über sich, die Jugend sei respektlos, oberflächlich und digitalisiert“, meint er und ist gespannt auf die Antworten der Senioren.
Im Handy hat der Gemeindepädagoge die Texte und Noten von Volksliedern gespeichert, die die Jungen und Alten gemeinsam singen wollen. Wenn es die Zeit erlaubt, wird es einen Musikquiz nach Art von „Erkennen sie die Melodie“ geben, denn Bastian Loran ist sicher, dass die Erinnerung an Musik und bekannte Weisen auch im hohen Alter funktioniert. Das Vorhaben mit dem Senioren-Wohnpark sei zudem nachhaltig angelegt. Loran hofft also, dass seine Junge Gemeinde auch über die 72 Stunden der Aktion hinaus den Weg zu den Senioren findet.
Preis erhalten
Diesbezüglich kann er sich eigentlich auf die Jugendlichen gut verlassen. Regelmäßig kommen 15 bis 16 von ihnen aus Coswig und den Dörfern rundum zu den Treffen der Jungen Gemeinde, die der 45-Jährige ebenso betreut wie die Kinder und die Konfirmanden. Wie gut und aktiv der Gemeindepädagoge diesen Job innerhalb der Landeskirche Anhalts nun schon seit 2009 macht, unterstreichen nicht zuletzt Preise und Anerkennungen, die es dafür gab.
Im vergangenen Jahr wurde die Coswiger Gemeinde für ihren traditionellen „Rock around Barock“ mit dem Jugendengagementpreis des Landes ausgezeichnet. Damit ist das Projekt, das es seit 13 Jahre gibt, für den bundesweiten Preis nominiert, der im Dezember in Berlin verliehen wird. Auch das Programm „Demokratie leben“ des Landkreises Wittenberg fördert die Vorhaben der Jungen Gemeinde aus Coswig.
Warum derartige Unterstützung wichtig ist, weiß der Gemeindepädagoge auch: „Jeder Jugendliche braucht eine Gruppe“, findet er. Noch besser sei es dann schließlich, wenn in solch einer Runde Sinnvolles gemacht werde - beispielsweise ein Besuch im Seniorenheim. (mz)