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Adventsserie Adventsserie: Der Meister aller Kellen im Kartoffelgasthaus Cobbelsdorf

Von Ilka Hillger 08.12.2016, 17:52
Viele selbst gebackene Weihnachtsplätzchen passen in die Vier-Liter-Kelle von Michael Hackbarth. Er kocht im Kartoffelgasthaus Cobbelsdorf.
Viele selbst gebackene Weihnachtsplätzchen passen in die Vier-Liter-Kelle von Michael Hackbarth. Er kocht im Kartoffelgasthaus Cobbelsdorf. Klitzsch

Cobbelsdorf - Kleine Kelle oder große Kelle, vier Liter Inhalt oder nur eine Suppentasse voll - Michael Hackbarth geht mit beiden Küchengeräten souverän um. Er kocht für täglich über 2.000 hungrige Mäuler oder auch nur für den einzelnen Gast im Kartoffelgasthaus Cobbelsdorf.

„Das ist alles eine Frage der Übung und Routine“, findet der 32-Jährige, der mit der Schaufel genau so treffsicher Maß nimmt wie mit der Prise zwischen den Fingern. Täglich wechselt der junge Mann in diesen Dimensionen, kocht mit vier Kolleginnen und Kollegen nebst Küchenhilfen Hunderte von Mittagsmahlzeiten für den Menüservice des Gasthauses und für die Gäste im Restaurant von der Speisekarte.

„Ich habe schon immer gerne gekocht“, meint der Roßlauer. Das ging mit etwa 13 Jahren los. „Meine Eltern waren auf Arbeit und ich habe gekocht.“ Den einfachen Gerichten folgten bald aufwändigere und als sich die Frage der Berufswahl stellte, hatte sich Michael Hackbarth längst für ein Arbeitsleben am Herd entschieden.

Auf den Tisch kommt auch bei einem Koch der Klassiker: Kartoffelsalat mit Würstchen. Das ist jedes Jahr so und meine Mutter meint, meiner wäre besser als ihrer. Ein schönes Kompliment. Ganz wichtig sind im Salat etwas Zucker und Senf. An den Feiertagen ist dann meine Freundin mit dem Kochen dran.

Weihnachten bedeutet für mich in erster Linie Stress. Aber so soll es ja auch sein. Für etwas mehr Ruhe ist dann der Januar da.

Nicht verzichten möchte ich auf die leuchtenden Augen meiner beiden Kinder in der Weihnachtszeit.

Die größte Weihnachtskatastrophe gab es mal, als in der Küche etwas angebrannt ist und als es am ersten Weihnachtstag Schneeverwehungen gab. Ich war als Koch zwar pünktlich im Gasthaus, aber die Gäste kamen viel zu spät. Das bringt an solch einem Tag den ganzen Zeitplan in der Küche durcheinander.

Im Cobbelsdorfer Kartoffelgasthaus bekommt er alles, was er für seinen Beruf braucht, nun in sehr großer Ausführung, denn auf den Platten und in den Spezialgeräten werden die über 2.000 Mittagsmahlzeiten ebenso gekocht wie das einzelne Gericht, das der Gast am Abend von der Karte bestellt.

Um all dies zu bewältigen, ist Michael Hackbarth mit dem Küchenteam früh auf den Beinen. „Ich fange um 4 Uhr an“, erzählt er. Gegen zehn Uhr rollen die Lieferfahrzeuge vor, um die Mittagsmahlzeiten in den Landkreisen Wittenberg, Potsdam-Mittelmark, Anhalt-Bitterfeld und in Dessau zu verteilen.

„Das sind sechs warme Gerichte, die täglich zur Wahl stehen“, erzählt der Koch, ständige Angebote, wie Salatteller, kommen noch hinzu. Chefin Heidrun Hahn hält dafür die Bestellfäden in der Hand und legt mit vier Wochen Vorlauf den Speiseplan fest, den die Frauen und Männer in der Küche umsetzen.

Gerne passiert das auch nach den Wünschen der Kunden. Was die kleinen Esser in Kitas und Schulen besonders lieben, weiß Michael Hackbarth ganz genau. Er nennt Nudeln mit Tomatensoße, Spinat und Ei, Eierkuchen und natürlich auch Milchreis und Grießbrei. Aber davon nicht allzu viel, denn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt Empfehlungen für die Versorgung von Kindern und wünscht vor allem Gemüse, Gemüse, Gemüse.

Dieser Tage erst hat das Cobbelsdorfer Kartoffelgasthaus versucht, der Kundschaft eine Gemüsebolognese schmackhaft zu machen. Was die erwachsenen Testesser zufriedenstellte, begeisterte die Kinder weniger.

„Das kam nicht gut an, sie haben nach dem Fleisch gesucht“, ist Hackbarth ein wenig betrübt, denn er will vor allem, dass es den Leuten schmeckt. „Das Essen soll die Kinder doch auch glücklich machen“, findet er.

Täglich Nudeln mit Tomatensoße wird es deswegen jedoch nicht geben. Da achtet schon Heidrun Hahn darauf, die Wert darauf legt, auch die Produkte einheimischer Produzenten in den Speiseplan einzubauen. Alle Mengen an Zutaten können diese freilich nicht liefern. Deswegen fährt der Gastrogroßhandel dreimal in der Woche mit dem Lkw vor. „Alles ist frisch, hier gibt es einen ständigen Warenumschlag“, sagt Michael Hackbarth.

Derzeit schlägt er natürlich bevorzugt Gänse, Enten, Rotkohl, Grünkohl und Klöße um. Eben all jenes, was die Menschen in der Weihnachtszeit gern essen. Und auch daheim ist es selbstverständlich, dass er besonders oft Lieblingsessen servieren muss. „Meine Kinder freuen sich immer über Nudeln mit Tomatensoße“, erzählt der Koch, der an den Weihnachtsfeiertagen wie so viele Menschen am Herd stehen wird.

Während bei anderen zumeist jedoch die Familie bekocht wird, bereitet Michael Hackbarth erst den Kunden des Menüservices und dann denen im Gasthaus einen Festtagsschmaus. (mz)