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Abschied in Annaburg Abschied in Annaburg: Feierliche Entlassung der Sekundarschüler

Von Thomas Tominski 04.07.2019, 11:01
Die Zehntklässler der Sekundarschule Annaburg halten ihre Abschlusszeugnisse in den Händen. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
Die Zehntklässler der Sekundarschule Annaburg halten ihre Abschlusszeugnisse in den Händen. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Thomas Tominski

Annaburg - Fenja Lehmann und Gina Schulze stehen im Flur und schauen aus dem Fenster. Noch zwei Feiern, dann ist ein wichtiges Kapitel in ihrem Leben Geschichte. In wenigen Minuten halten die beiden Mädchen aus der Sekundarschule Annaburg ihre Abschlusszeugnisse in den Händen, mit der Party am Abend beginnt das Abschied nehmen.

Die 16-Jährige Fenja Lehmann betont, dass sie mit der Abschlussnote Zwei zufrieden ist und nach den Ferien eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Angestellten beginnt. „In der Apotheke arbeiten ist mein Traumjob. Ich kann mir gut vorstellen, in eine größere Stadt zu ziehen“, sagt sie und fügt an, dass sie die Schule teilweise vermissen wird.

Einerseits sei der Sprung ins Berufsleben spannend, andererseits fehlen die Freunde, die einem ans Herz gewachsen sind. Der Teenager hat sich für den letzten großen Auftritt in der Schule herausgeputzt. „Das blaue Kleid habe ich mir selber ausgesucht“, verrät Lehmann, die später in der ersten Reihe sitzt.

Gina Schulze ist mit ihrer Oma auf Shopping-Tour gegangen. „Bei ihr wohne ich jetzt auch“, sagt sie und betont, dass sie vor der Ausgabe der Zeugnisse „ziemlich entspannt“ ist. Nach der Schule beginnt Schulze eine dreijährige Lehre zur Gesundheits- uns Krankenpflegerin im Wittenberger Paul Gerhardt Stift.

„Eigentlich“, blickt sie zurück, „wollte ich mal Tierpflegerin werden. Doch dann habe ich mich umentschieden.“ Die Frage, ob sie die Schule mit einem weinenden oder lachenden Auge verlassen wird, kann die 16-Jährige nicht eindeutig beantworten. „Ich bin erst seit 18 Monaten hier. Die Zeit für Freundschaften schließen ist zu kurz gewesen. Trotzdem: Es war okay“, sagt sie und stellt sich mit Fenja Lehmann wieder ans Fenster.

Traumjob gefunden

Die Jungs aus den beiden zehnten Klassen sind etwas schüchterner. Reden mit der Presse ist nicht ihr Ding. Bis auf Kevin Mietzsch, der ab 1. August beim Landkreis eine Lehre als Verwaltungsfachangestellter beginnt. „Das ist mein Traumberuf. Ich wollte schon immer in der Verwaltung arbeiten“, meint der Teenager, dem die Zeit an der Sekundarschule gut gefallen hat.

Seine Kumpels und die tollen Feste wird er vermissen. Es sei nicht einfach zu gehen. Zehn Jahre haben geprägt und zusammengeschweißt. Bei der Abschlussfeier im Goldenen Ring wird mit Sicherheit das „ein oder andere Getränk“ durch die Kehle zischen.

Die beiden Klassenlehrerinnen, Dolores Hilse und Beatrix Schauer, erscheinen im Flur vor der Aula und klatschen in die Hände. Der Einmarsch beginnt in wenigen Sekunden. Ab jetzt läuft alles wie am Schnürchen. Jeder geht zu seinem Patz, die Eltern der Kinder schießen erste Erinnerungsfotos. Als der Schulchor die Bühne betritt und „Morning has broken“ von Cat Stevens anstimmt, wird es richtig feierlich.

Persönliche Ratschläge

Der stellvertretende Direktor, Matthias Weiß, lässt in seiner Rede zehn Jahre Schulzeit Revue passieren. Zehn Jahre stillsitzen, zuhören, Klassenarbeiten, Projekt- und Wandertage, gute sowie schlechte Noten. Weiß trifft des Öfteren den Nagel auf den Kopf, sorgt für manchen Lacher in der Runde und drückt auch den Finger auf die Wunde.

„Ich beschloss darum, meine Worte mit derselben Hingabe vorzubereiten, die einige von euch beim Lernen vor Klassenarbeiten oder Prüfungen an den Tag gelegt haben. Also fing ich spät gestern Abend an“, heißt es wörtlich. Der stellvertretende Direktor gibt den Schülern noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg. Wer etwas vermeiden will, sucht Gründe. Wer etwas erreichen will, sucht Wege. „Wer ihr mal stolpert, dann achtet darauf, was ihr aus dieser Erfahrung lernt.“

Von den 30 Schülern der beiden zehnten Klassen haben fünf den erweiterten, 23 den Realschulabschluss und zwei den Hauptschulabschluss erreicht. Die Zeugnisse, betont Weiß, sind Eintrittskarten in einen chancenreichen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

Drei Schüler erhalten im Rahmen der Zeugnisausgabe noch eine Auszeichnung. Mit einem Notendurchschnitt von 1,2 erobert sich Simeon Reich den Titel Jahrgangsbester. Nummer eins in den Klassen sind Luisa Günther (10 b, 1,6) und Nelly Schneider (10 a, 1,8) gewesen.

Das Programm ist gut aufeinander abgestimmt. Musik und Textbeiträge wechseln sich ab. Immer unter der Vorgabe: In der Kürze liegt die Würze. „Vorbei ist jede Wette, jede heimliche Zigarette“, ruft Leon Prager von der Bühne ins Publikum und schneidet mit dem Wort „vorbei“ einen wichtigen Punkt an. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens, selbst wenn manche anderer Meinung sind. (mz)

Leon Prager gibt den Schulabgängern ein paar Ratschläge mit auf den Weg.
Leon Prager gibt den Schulabgängern ein paar Ratschläge mit auf den Weg.
Tominski
Der stellvertretende Direktor der Sekundarschule Annaburg, Matthias Weiß, übergibt die Abschlusszeugnisse.
Der stellvertretende Direktor der Sekundarschule Annaburg, Matthias Weiß, übergibt die Abschlusszeugnisse.
Thomas Tominski
Beim Einmarsch in die Aula gehen die beiden Klassenlehrerinnen vornweg.
Beim Einmarsch in die Aula gehen die beiden Klassenlehrerinnen vornweg.
Tominski