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Wirtschaft im Südharz Wirtschaft im Südharz: Gips kurbelt die Region an

Von Karl-Heinz Klarner 16.02.2016, 09:22
Das Knauf-Gipswerk in Rottleberode
Das Knauf-Gipswerk in Rottleberode Archiv/Firma

Rottleberode - Die Gipsindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren im Südharz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Consulting-Unternehmens des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW Econ) in Berlin. Diese hatte der Bundesverband der Gipsindustrie zusammen mit den regionalen Unternehmen in Auftrag gegeben. Demnach haben die drei Standorte der Casea GmbH (Ellrich), Knauf Deutsche Gipswerke (Rottleberode) und Saint-Gobain Formula (Walkenried) im Jahr 2014 deutschlandweit für eine Bruttowertschöpfung von 92 Millionen Euro gesorgt. Mehr als die Hälfte davon blieb in der Region im Südharz.

Nachhaltige Beschäftigung

Die drei Standorte der Gipsindustrie im Harz beschäftigten in ihren Werken in Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt insgesamt 336 Männer und Frauen. Der Jahresumsatz lag vor zwei Jahren bei 73 Millionen Euro. Die drei Werke sorgten damit für eine nachhaltige Beschäftigung: Insgesamt 1 300 Menschen haben dadurch direkt oder indirekt einen Arbeitsplatz, mehr als die Hälfte davon in der Region. „Das zeigt: Die Arbeitsplätze in der Gipsindustrie haben einen höheren Multiplikator als andere Branchen, etwa der Tourismus“, sagte Ferdinand Pavel vom DIW Econ. „Jeder Arbeitsplatz in den Gipswerken hier sorgt für weitere 3,1 Arbeitsplätze, in der Region und außerhalb“, erläuterte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler bei der Vorstellung der Studie in Nordhausen.

Unterstützung für Industrie ist notwendig

Auch die Kassen der Städte und Gemeinden profitieren von den Gipswerken im Südharz. Insgesamt liegt das Steueraufkommen der drei Werke bei 32,7 Millionen Euro. Rund 20 Millionen davon fließen in die Kassen in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Dabei sind die Unternehmen für signifikante Anteile der Gewerbesteuereinnahmen verantwortlich. Im Jahr 2013 zahlten sie knapp die Hälfte des Gewerbesteueraufkommens an den drei Standorten - insgesamt mehr als 1,4 Millionen Euro. Hinzu kommen zahlreiche Maßnahmen der Kultur- und Sportförderung, für die die Unternehmen für die Gemeinden Nordhausen, Ellrich, Harztor, Walkenried und Rottleberode jährlich 110 000 Euro aufbringen. „Das sind, nimmt man alles zusammen, beeindruckende Zahlen“, sagte Lars Kothe, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Harzer Gipsunternehmen. Dies zeige, dass jede Unterstützung für die Gipsindustrie gerechtfertigt und notwendig sei.

Mit Blick auf die anhaltende Kritik von Naturschützern sagte Kothe, dass die Unternehmen ihre Abbaufelder rekultivieren und „als Biotope an die Natur“ zurückgeben würden.

Energiewende macht Industrie zu schaffen

Gleichwohl sollen in den kommenden Jahren die Abbaugebiete noch intensiver ausgebeutet werden. Vor allem die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende macht der Gipsindustrie zu schaffen. Durch die Schließung von Kohlekraftwerken fällt ein Teil des Rohstoffes weg. Der sogenannte Rea-Gips, der in Kraftwerken durch Rauchgasentschwefelung entsteht, muss dann ersetzt werden. Das könne nur durch eine intensivere Nutzung der Ressourcen passieren. Allerdings werden damit wiedergewonnene Rohstoffe durch primäre Rohstoffe ersetzt - ein Konflikt angesichts der Linie der Europäischen Union, verstärkt auf Rückgewinnung zu setzen, sagte Jörg Demmisch vom Bundesverband der Gipsindustrie. Mit der Schließung der Kohlekraftwerke fallen ab 2050 jährlich rund sieben Millionen Tonnen des sogenannten Rea-Gipses weg.

Erschwerend komme hinzu, dass ein Großteil der recycelbaren Materialien mittlerweile nicht mehr in Deutschland bleiben und in Tschechien anderweitig verarbeitet werden. (mz)