Alarm statt Gartenarbeit Wie 60 Feuerwehrleute in Brücken den Ernstfall geprobt haben
Bei einer Einsatzübung in einer Firma in Brücken sind 60 Frauen und Männer dabei. Im Ernstfall soll dann schneller und präziser gehandelt werden können.

Brücken/MZ - Nein, so hatte sich Ralf Rüdiger den Vormittag wahrlich nicht vorgestellt. „Eigentlich wollte ich im Garten was machen. Naja, das muss jetzt noch warten. Aber ich schaffe das schon noch“, so der Gemeindewehrleiter der Verbandsgemeinde Goldene Aue. Wie Rüdiger erging es jüngst vielen Frauen und vor allem Männern aus acht verschiedenen Ortschaften der Verbandsgemeinde.
Sie alle, insgesamt über 60 Ehrenamtliche, und durchweg Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren hatten ihren Tag wahrlich anders geplant, warfen dann aber alle Pläne kurzerhand über den Haufen, als gegen 9 Uhr die Sirenen in ihren Heimatgemeinden ertönten.
Großes Schweigen im Vorfeld der Übung
Ziel der quasi dann in einer Sternfahrt losjagenden Feuerwehren war die „Schatz Umwelt GmbH“ in Brücken. Hier zeigte sich bald, dass es sich zum Glück nicht um den zunächst befürchteten Ernstfall, sondern „nur“ eine Übung handelte. Dennoch: Das Szenario des Einsatzes sollte so echt wie möglich sein, schließlich sind derartige Übungen ja immer ein Zeugnis über den Ausbildungsstand aller Beteiligten. Deshalb herrschte auch im Vorfeld der Übung das große Schweigen. „Keiner hat davon gewusst“, so Holger Reitmann von der Freiwilligen Feuerwehr Brücken, der maßgeblich an der Planung der Übung beteiligt war und wie der neue Verwaltungsamts-Leiter Michael Peckruhn während der gesamten Übung vor Ort war. Den Hauptanteil der Planungen leistet Kevin Jentsch, Wehrleiter in Brücken.
Auch Sandra Fischer, Prokuristin der Firma Schatz, war natürlich eingeweiht und vor Ort: „Wir haben hier auf dem Hof nichts verändert und nichts umgeräumt. Es soll alles authentisch sein“, sagt sie. Und weiter: „Ich finde so eine Übung sehr gut. Sie gibt uns die Möglichkeit, hier mal den Ernstfall zu proben. Und dann zu kontrollieren, was von unserer Seite aus noch verbessert werden kann.“ Von einem „optimalen Zusammenspiel mit der Firma“ sprach dann auch Ralf Rüdiger, schon während der Übung.
Feuerwehrleute suchen nach vermissten Personen
Die wiederum hatte es in sich. So wurden zum Beispiel rund 350 Meter Schlauch von der Wasserentnahmestelle an der Helme bis zum Einsatzort verlegt. Und das gleich doppelt, um im Falle eines Schlauchplatzers, der dann auch prompt eintrat, gewappnet zu sein.
Auf dem Gelände der Firma selbst galt es für die Feuerwehrleute zum Beispiel vermisste Personen in einem durch Rauch vernebelten Raum zu finden, Entstehungsbrände zu löschen und ein eingeklemmtes Unfallopfer aus einem auf der Anfahrt zum Einsatzort verunglückten Fahrzeug zu bergen.

Gefragt waren dabei das Hand-in-Hand-Arbeiten der verschiedenen Feuerwehren und konstruktive Ideen. Das alles ging ruhig, nach Ansicht der Beobachter fast schon zu ruhig über die Bühne. Wichtig war auch, dass möglichst viele der zum Einsatz geeilten Frauen und Männer zu tun hatten. „Man muss die Leute bei so einer Übung beschäftigen. Wenn sie nur herumstehen, bringt das nichts ein“, sagt dann auch Ralf Rüdiger. Bei ihm als Einsatzleiter liefen alle Fäden zusammen.
Essen zur Stärkung nach Abschluss der Übung
Den besten Überblick über die ganze Sache hatte Michael Franke. Der Kelbraer steuerte eine Drohne, die die Übung aus der Luft beobachtete. „Wir haben die Möglichkeit, mit Sicht- oder Wärmebild zu arbeiten“, so der Kelbraer, der wie vier weitere Mitglieder seiner Heimat-Wehr einen „Drohnen-Führerschein“ machte, um optimal mit dem Gerät umgehen zu können.
Nach drei Stunden waren schließlich alle Personen gefunden, alle Feuer gelöscht. Zum Abschluss gab es noch ein deftiges Essen vom Kochzug an Ort und Stelle. Und ein dickes Lob vom Einsatzleiter. „Alles hat gut funktioniert. Das Wichtigste ist, dass sich niemand bei d er Übung verletzt hat“, so Rüdiger. Und machte sich auf den Heimweg. Schließlich wartete ja noch die Gartenarbeit am Nachmittag auf ihn.