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Fehlender Service Warum die Gemüter von Sparkassen-Kunden in Stolberg erhitzt sind

Von Helga Koch 19.11.2021, 12:00
Ein Briefkasten für Überweisungen
Ein Briefkasten für Überweisungen Foto: imago stock&people

Stolberg/MZ - Wie von selbst füllen sich in Stolberg die Listen im A4-Format. Hannelore Polte, die die Treffen des Seniorenvereins betreut, sammelt Unterschriften. „Wir wollen wieder einen Briefkasten für Überweisungsträger für die Sparkasse in Stolberg haben“, unterstreicht sie.

Auch in der Sitzung des Ortschaftsrats am Montagabend hat das Thema die Gemüter erhitzt. Denn seit die Sparkasse ihre Filiale im Fachwerkstädtchen geschlossen hat, steht nur noch der Geldautomat zur Verfügung. Die Stolberger könnten von Glück reden, hieß es, dass sie überhaupt noch einen Geldautomaten in ihrem Ort haben - was freilich angesichts der üblicherweise hohen Zahl an Touristen nötig ist.

Neu sei diese Situation in der Stadt Stolberg allerdings nicht, sagt Sprecherin Carola Frisch von der Sparkasse Mansfeld-Südharz. „Seit 2016 gibt es die Filiale und somit auch den Briefkasten nicht mehr.“ Für diesen Schritt habe es mehrere Gründe gegeben. Da die Filiale geschlossen wurde, hätten die eigenen Mitarbeiter den Kasten für die Überweisungen nicht mehr leeren können, und auch die tägliche „Überwachung“ sei nicht mehr möglich gewesen, sagt Frisch. Zusätzlich hätten „Vandalismus und Datenschutz-Missbrauch“ die Sparkasse gerade in jüngster Vergangenheit mehrfach ereilt. „So wurden beispielsweise schon Überweisungen aus den Briefkästen gestohlen, die Kontodaten ausgespäht und betrügerisch verwendet.“

Zugleich macht die Sprecherin auf mehrere Möglichkeiten aufmerksam, damit die Überweisungsträger dennoch bei der Sparkasse Mansfeld-Südharz ankämen beziehungsweise gar nicht mehr benötigt würden. Die Kunden könnten beispielsweise die Überweisungsträger mit der Post schicken oder aber das Onlinebanking nutzen. Außerdem kämen alternative Bezahlformen wie der Lastschrifteinzug oder das Zahlen mit Kreditkarten in Frage. Doch gerade in Stolberg ist die Zahl der älteren Einwohner vergleichsweise hoch. Das ist auch bei der Sparkasse bekannt. „Wenn ältere Kunden das Onlinebanking nicht nutzen wollen oder können“, sagt Frisch, „dann können sie eine Vollmacht erteilen und der Bevollmächtigte nutzt dann das Onlinebanking.“ So handhabe sie es zum Beispiel selbst mit ihren Eltern: „Meine Mutter gibt mir die Überweisung oder Rechnung und ich erledige das für sie online.“ Eine klassische Alternative wäre außerdem, die Überweisung einem Nachbarn, den „Kindern“ oder anderen Bekannten mitzugeben. Die nächstgelegene Sparkassenfiliale befindet sich im Nachbarort Rottleberode.

Frisch räumt ein, dass die Fachwerkstadt kein Einzelfall ist. „Das Überweisungsthema betrifft ja nicht nur Stolberg, sondern alle Orte, wo wir nicht mit einer Filiale vor Ort sind.“ Die Bewohner von Breitenstein, Schwenda, Hayn oder Breitenbach nutzten deshalb „schon immer diese oben beschriebenen Wege“.

Ob die Senioren in Stolberg mit dieser Auskunft zufrieden sind, ist fraglich. „Ich habe allein schon rund 130 Unterschriften auf meinen Listen gesammelt“, sagt Hannelore Polte. Dabei sei sie noch längst nicht bei allen Stolbergern gewesen und nur eins von mehreren Mitgliedern des Seniorenvereins, die mit Listen straßauf, straßab unterwegs sind.

Ortsbürgermeister Ulrich Franke (FDP) und der Ortschaftsrat hoffen dennoch, dass sich für die vielen älteren Stolberger eine bessere als die vorgeschlagenen Möglichkeiten findet. „Es gibt doch Terminals, an denen Überweisungen möglich sind.“