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Regionalsport Mansfeld-Südharz Volmar Zobel steht mit 61 Jahren immer noch aktiv für seinen Verein auf dem Platz

Volmar Zobel steht für die Elf der SG Harkerode/FC Hettstedt II noch immer auf dem Platz. Warum er mitmischt und was er sich wünscht.

Von Ralf Kandel Aktualisiert: 03.09.2021, 10:48
Volkmar Zobel zeigt auf dem Sportplatz in Harkerode sein Geschick im Umgang mit dem Ball.
Volkmar Zobel zeigt auf dem Sportplatz in Harkerode sein Geschick im Umgang mit dem Ball. (Foto: Ralf Kandel)

Harkerode/MZ - Am Ende steht es 13:0 für die SG Stedten II/Osterhausen II. Die neun tapferen Kicker der SG Harkerode/FC Hettstedt II verlassen geschlagen den Platz. Sie treten mit einer gehörigen Packung die Heimreise vom Punktspiel der Staffel I der Kreisliga Mansfeld-Südharz an. Die Rede von der höchsten Niederlage der Vereinsgeschichte macht die Runde. So geschehen am zurückliegenden Samstag

Volkmar Zobel weiß es besser. „Wir haben schon mal 0:16 gegen Amsdorf II verloren. Aber wir haben auch mal 31:0 gegen Hedersleben gewonnen“, sagt er. Zobel muss es wissen, gab es doch in den letzten Jahrzehnten kaum ein Spiel mit Harkeröder Beteiligung, das er verpasst hat. Auch in der Partie in Osterhausen war er mittendrin, statt nur dabei. Nicht etwa als Trainer, nein als Spieler.

Lob vom Präsidenten

Das Besondere daran: Volkmar Zobel ist 61 Jahre. Und spielt seit vielen Jahren im Team. „Ich glaube nicht, dass es einen Spieler in der Region gibt, der in diesem Alter noch aktiv im Punktspielbetrieb dabei ist. Das ist schon mehr als außergewöhnlich“, zollt Thomas Große, in Personalunion KFV-Präsident und Staffelleiter dem Kreisliga-Kicker, ein Lob.

Zobel selbst sieht das Ganze gelassen. „Ich habe immer Fußball gespielt. Hier in der Umgebung kennt mich jeder, da ist das längst nichts Außergewöhnliches mehr, wenn ich auf dem Spielformular und dem Platz stehe. Da sagen die Leute viel öfter: Hut ab vor dem, was der noch leistet.“

Auch mit seinen 61 Jahren sucht sich Zobel dabei keine Bequemzonen auf dem Platz. Die Position des Liberos, eigentlich gemacht für einen Spieler mit seiner Routine - nein, das ist nichts für ihn. „Am liebsten spiele ich im Mittelfeld. Rechts. Da ist Platz. Die anderen können von mir aus viel jünger sein, das ist mir egal. Erfahrung macht viel aus.“

Bund fürs Leben mit dem Fußball

Ohnehin hat der Harkeröder einen Bund fürs Leben mit dem Fußball geschlossen. „Für mich gibt es Fußball ein Leben lang. Ich war Spieler, Kassierer und im Vereinsvorstand. Ich habe als Kind in Sylda auf dem Bolzplatz gespielt und zu Hause auf dem Hof alles kaputt geschossen. 1979 habe ich mein erstes Spiel bei den Männern mitgemacht. Da haben wir in Hettstedt gegen Stahl Walzwerk II auf dem Hartplatz vom Kurt-Wabbel-Stadion gespielt“, sagt er. Und spricht schnell von alten Zeiten, hat Fakten, Zahlen und Episoden parat. „Als die Kreisfachverbände von Hettstedt und Eisleben zusammengelegt wurden, waren wir mit Harkerode in der Kreisliga. Als sich das Mansfelder-Land mit Sangerhausen zusammengeschlossen haben, waren wir in der Kreisoberliga. Zwar immer nur eine Saison, aber immerhin. Dreimal sind wir mit Harkerode in der Hettstedter Drushba-Halle Kreismeister geworden.“

Das Einzige, was Volkmar Zobel dann doch etwas grämt, ist die Tatsache, dass er niemals gemeinsam mit allen drei seiner Söhne auf dem Platz gestanden hat. „Bei irgendwelchen Spaßturnieren hat das schon geklappt, aber in Pflichtspielen leider nicht. Mit einem ja, auch mal mit zweien, aber mit dreien eben nicht. Da hat immer irgendwie einer gefehlt.“

Daran, dass sein Herz auch für den Fußball schlägt, musste sich seine Frau nicht lange gewöhnen. „Du heiratest mich nur mit Fußball oder gar nicht“, hat er ihr verkündet. Geheiratet haben sie dennoch. Und am Hochzeitstag hat er tatsächlich nicht Fußball gespielt.

„Zum Training gehe ich nicht mehr, aber ich halte mich auch so noch fit“

Dann geht sein Blick im Gespräch nach vorn. „Ich will schon noch mitmischen, bin schon noch ehrgeizig. Aber ich bin nicht der Trainer der Mannschaft. Ich setze mich auch auf die Auswechselbank, wenn er das sagt. Da habe ich keine Probleme.“ Auch nicht mit der Fitness. „Zum Training gehe ich nicht mehr, aber ich halte mich auch so noch fit.“

Zweifel allerdings hat der 61-Jährige beim Blick auf den Fußball-Nachwuchs. „Die Kinder haben viele Freizeitmöglichkeiten zur Auswahl. So richtig quälen will sich keiner mehr, keiner will sich körperlich bewegen, viele haben Angst, viel sind Weicheier“, malt er ein düsteres Zukunftsbild.

Kerle, Typen wie er einer ist, sind rar. Auf und neben dem Platz. Einfach hat es sich Volkmar Zobel nie gemacht. Nicht sich, und auch nicht anderen. „Ach, die Schiedsrichter der Region kennen mich schon“, schmunzelt er angesichts von manchem Disput. „Aber beleidigend - nein, das war ich nie.“

Kein Ende in Sicht

Und eine Anregung will er dem Reporter unbedingt mit auf dem Weg geben. Ein Vorschlag, den der Kreisfachverband mal prüfen sollte. „Ich würde es gut finden, wenn man wie in Niedersachsen nach Belieben aus - und wieder einwechseln könnte. Das wäre viel besser.“

Wie lange er noch Woche für Woche im Kreisliga-Team mitmischen, vor allem auch spielen will? Die Antwort auf die Frage, die lässt Volkmar Zobel offen. Lieber lacht er und sagt: „Manchmal liege ich zwar jetzt nachts im Bett und habe Krämpfe. Wenn ich nicht mehr könnte, würde ich es sein lassen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon meinen Ausstand gegeben habe. Dann habe ich kurz aufgehört und irgendwann war ich dann wieder dabei.“

So wie jetzt zuletzt in Osterhausen. „Mit zwei Mann weniger und das auf dem Riesenplatz. Da kann man schon mal verlieren.“ Manchmal eben auch 0:13.