Visite im Orkangebiet Visite im Orkangebiet: Budde und Schweiger machen sich ein Bild vom verwüsteten Wald

Wippra - In den Wäldern im Kreis Mansfeld-Südharz ist es einen Monat nach Orkan Friederike noch immer sehr gefährlich. Und die Gefahr wird in diesen Tagen sogar wieder größer. „Wenn der Frost weggeht, wird es wieder richtig brisant“, sagt Eberhard Nothmann.
Wenn alles in Bewegung gerät, könnten Bäume und starke Äste, die in den Kronen festhängen, zu Boden stürzen. Auch die Schneefälle am Donnerstag sahen die Forstleute mit Sorge. Denn auch die weiße Last kann instabilen Bäumen den Rest geben.
Bundestagsabgeordnete machen sich ein Bild von Orkan-Schäden
Nothmann, ein Forstmensch mit 50 Jahren Berufserfahrung, sitzt für die SPD in Mansfeld-Südharz im Kreistag. Im dritten Anlauf ist es ihm am Donnerstag gelungen, die beiden Bundestagsabgeordneten aus dem hiesigen Wahlkreis, Katrin Budde (SPD) und Torsten Schweiger (CDU), in den vom Orkan verwüsteten Wald zu holen. Bei einer Fahrt in die am schlimmsten betroffenen Reviere machten die Beiden sich ein Bild von den Schäden. Im Anschluss meinte Schweiger: „Das Ausmaß ist erschreckend, sowas können Bilder allein gar nicht deutlich machen.“
Nothmann wollte mit seinem Vor-Ort-Termin auch den Bund mit ins Boot holen. Denn er fürchtet, dass die möglichen Folgen des Sturms nicht ernst genug genommen werden könnten. „Wenn sich drei Generationen Borkenkäfer vermehren, dann kriegen wir hier eine Katastrophe, die noch schlimmer ist als der Orkan selbst“, sagte Nothmann.
Kahle Flächen müssen schnell wieder aufgeforstet werden
Er fordert die Auflage eines Katastrophenfonds für alle Eigentumsarten im Wald. Denn das Sturmholz wegzuschaffen, bevor der Borkenkäfer ausfliegt, und die kahlen Flächen wieder aufzuforsten - das funktioniere nur mit einem Konzept für den ganzen Wald. Wenn kleine, private Waldbesitzer aus finanziellen Gründen nicht mitziehen könnten, schade das am Ende allen.
Katrin Budde sicherte zu, das Thema in den Landwirtschaftsausschuss des Bundestages einzubringen, der sich gerade erst konstituiert habe und in der nächsten Woche zum ersten Mal tage. Die von Nothmann und dem Landesbetrieb Forst schon seit langem geforderte massive Aufstockung von Personal sei aber ein Problem, das nur das Umweltministerium des Landes lösen könne, sagte sie. Die Aufarbeitung der riesigen Mengen von Sturmholz sowie das Wiederaufforsten von Kahlflächen und die Pflege der Setzlinge bedeuten auf Jahre einen Berg an Mehrarbeit.
Schätzungsweise 460.000 Festmeter Sturmholz
Schätzungsweise 460.000 Festmeter Sturmholz müssen Landesforst und private Waldbesitzer nach dem Orkan „Friederike“ im Landkreis Mansfeld-Südharz aus den Wäldern holen. Alles zusammen wäre das ein lückenlos dicht gestapelter Riesenblock aus Holz - 100 Meter lang, 100 Meter breit und 46 Meter hoch. Diese Holzmassen liegen aber nicht bequem und nah beieinander zum Abholen bereit, sie sind kreuz und quer in den Waldgebieten verstreut und müssen dort mühsam herausgeholt werden.
Die Furcht vor dem Borkenkäfer treibt die Waldarbeiter dabei zur Eile. Doch nicht nur der Schädling setzt mit seinem Ausschwärmen im Frühjahr einen wichtigen Termin. Auch die gesetzlichen Vorschriften für Naturschutzgebiete und Flora-Fauna-Habitate (FFH) beschränken die Forstwirtschaft beim Arbeiten im Wald.
Der Chef des Waldbesitzerverbandes, Franz Prinz zu Salm-Salm, forderte deshalb beim Besuch der Umweltministerin im Forstbetrieb Süd einen großzügigen Umgang mit Forstarbeiten in den geschützten Gebieten. „In Naturschutzgebieten ist der Einschlag nur bis zum 28. Februar erlaubt. Das geht einfach nicht im Angesicht der Katastrophe.“ (mz)