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Tourismus in Gerbstedt Tourismus in Gerbstedt: Burgenland als Zugnummer

Von Wladimir Kleschtschow 25.03.2016, 20:36
Eines der imposanten Miniaturbauwerke von Günter Beinert ist das alte Rittergut. Es soll Teil des „Burgenwegs“ durch Gerbstedt werden .
Eines der imposanten Miniaturbauwerke von Günter Beinert ist das alte Rittergut. Es soll Teil des „Burgenwegs“ durch Gerbstedt werden . Archiv/Lukaschek

Gerbstedt - Die Stadt Gerbstedt liegt bisher abseits der Touristenströme. Doch das soll sich nun ändern. „Wir müssen endlich ein Tourismuskonzept entwickeln“, findet Bürgermeister Siegfried Schwarz (CDU). Die kleine Stadt hat nach seiner Ansicht durchaus ein touristisches Potenzial und hat einiges zu bieten, was für auswärtige Besucher von Interesse wäre.

Sehenswert ist Gerbstedt als Schlösser- und Burgenland. Gemeint sind nicht die originellen Wohn- und Wehrbauten aus dem Mittelalter, sondern ihre Kopien. Diese Mini-Bauwerke sind im Laufe vieler Jahre vom Gerbstedter Hobbykünstler Günther Beinert geschaffen worden. Schon heute bewundert sie mancher Besucher der Stadt - falls er sie zufällig entdeckt. Denn Beinerts Schlösser und Burgen stehen an verschiedenen Stellen, die vor allem für Auswärtige nicht immer leicht zu finden sind.

Das betrifft auch die unterirdischen Gänge und Lagerräume, die noch vom 969 gegründeten Benediktinerinnen-Kloster stammen. Tief unter dem städtischen Marktplatz hat man den Eindruck, die Atmosphäre jener Zeiten hautnah zu spüren. Durch die Erdschichten und das noch weitgehend intakte Mauerwerk dringt kein Laut von außen, aus dem 21. Jahrhundert, in die unterirdischen Räume ein. Hier ist die Zeit stehen geblieben und jeder alte Stein in den Gängen ist ein historisches Denkmal.

Vor allem diese beiden Sehenswürdigkeiten sollen nun touristisch „aufpoliert“ werden. Damit greift die Stadt zum Teil Vorschläge von Studenten der Hochschule Harz auf, die im Vorjahr im Rahmen ihres Praktikums ein Konzept zur Vermarktung der unterirdischen Welt erarbeitet haben. Die Klostergänge sollen demnächst - zumindest ein Teil davon - restauriert und den modernen Sicherheitsvorschriften angepasst werden. Dazu gehört auch die Schaffung eines Fluchtweges.

Positiv für die Stadt: Dieses Vorhaben wurde im Rahmen von Leader - einem EU-Unterstützungsprogramm für ländlichen Raum - als förderfähig anerkannt. Also könntet es bei den Gesamtkosten von rund 39 000 Euro ein paar Tausend Euro Fördergeld geben. „Es ist nicht viel, aber immerhin“, so Schwarz. Eine Finanzspritze von der EU ist auch für die Gestaltung des „Burgenweges“ in Aussicht. Die Gesamtkosten liegen bei knapp 9 000 Euro.

Die Vorhaben sollen mithelfen, die Gerbstedter Region für Ausflügler und Touristen interessanter zu machen. Gerade in Bezug auf das Reformationsjubiläum, das im nächsten Jahr gefeiert wird. Auch im Mansfelder Land wird dabei mit vielen Gästen aus der ganzen Welt gerechnet. Die Gerbstedter wissen, dass ihre Stadt bei diesem Jubiläum im Schatten der beiden Lutherstädte Eisleben und Mansfeld steht. Sie hoffen dennoch, auch davon profitieren zu können.

Bürgermeister Schwarz weiß allerdings genau, dass es für die Einheitsgemeinde nicht leicht ist, nennenswerte Touristen-Ströme anzulocken. Selbst Eisleben und Mansfeld haben da nach seinen Erfahrungen ihre Probleme. „Aus dem gesamten Landkreis Mansfeld-Südharz ist vielleicht nur Stolberg ein richtiges Tourismus-Zentrum“, meint Schwarz auch ohne Rücksicht darauf, dass er damit den Stolz der Lutherstadt Eisleben oder der Rosen-Stadt Sangerhausen empfindlich treffen könnte.

Doch warum soll nicht auch für Gerbstedt etwas vom Tourismus-Kuchen abfallen? Schließlich liegen wir nur einen Katzensprung von Eisleben und Hettstedt entfernt, sagen sich die Gerbstedter. Neben den beiden Hauptattraktionen gibt es in der Einheitsgemeinde noch weitere interessante Ziele, wie etwa die historische Kornflasche in Friedeburgerhütte. Oder das Ex-Schlachtfeld in Welfesholz. Oder den Ziegenhof und die dazugehörige Käserei in Pfeiffhausen.

Bürgermeister Schwarz will deshalb so schnell wie möglich ein Tourismus-Konzept auf den Weg bringen. Die Stadträte sehen das ebenso. „Auch wenn das Geld kostet“, sagte dazu die Gerbstedter Ortsbürgermeisterin und Stellvertretende Stadtrat-Vorsitzende, Barbara Hohndorf. (mz)

Über eine Treppe geht es in das unterirdische Gangsystem unterm Markt.
Über eine Treppe geht es in das unterirdische Gangsystem unterm Markt.
Lukaschek