Südharzer Karstlandschaft Südharzer Karstlandschaft: Gedankenbank als Dank für Unterstützung eines Hallensers

Wickerode/Halle - Für den 58-jährigen Hallenser Klaus Henze sind die Ausflüge in den Südharz jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Er ist sehbehindert, schon von Geburt an. Und trotzdem wandert er leidenschaftlich gern. Der Zufall wollte es, dass er die Mitglieder des Vereins Südharzer Karstlandschaft um Iris Brauner kennenlernte und nun schon seit mehreren Jahren selbst dazugehört.
Bank als Dankeschön für jährliche Spende
Weil er den Verein jedes Jahr mit einer Spende unterstützt, wird demnächst eine „Gedankenbank“ mit seinem Namen an einem Wanderziel im Südharz aufgestellt - an einem Ort, wo sie vor möglichen Dieben sicher sein soll.
Den Spruch hat sich Henze ausgesucht: „Jede Landschaft hat ihre eigene, besondere Seele.“ Das passt, findet er. Er sei schon früher gern unterwegs gewesen, seit 1994 mit einer sehbehinderten Wanderfreundin. Sie sei aber mittlerweile verstorben.
„Wir waren im Kyffhäusergebirge, von Schierke aus auf dem Brocken und fast im gesamten Hochharz.“ Seit etlichen Jahren geht er nun vor allem im Südharz und in der Dübener Heide auf Tour, entweder allein oder mit den Südharzer Vereinsmitgliedern, die wie eine große Familie sind.
Henze hadert nicht damit, dass er immer schlechter sieht und vielleicht irgendwann erblindet, wie er weiß. „Ich habe nur noch einen Tunnelblick. Sie müssen sich das so vorstellen, als ob Sie durch eine Klopapierrolle schauen, und weiter sehen Sie nichts“, erklärt der 58-Jährige, der als Telefonist in einem halleschen Unternehmen arbeitet.
Kaiser-Otto-Höhenweg als idealer Wanderweg für Henze
Die Kontraste verwischen, Farben werden blasser. „Es ist eigentlich nur ein schematisches Sehen übrig, Strukturen kann ich erkennen. Seit ein paar Jahren habe ich Lichtschatten vor den Augen.“ Der Kaiser-Otto-Höhenweg, den er von Sangerhausen aus über Pfeiffersheim nach Bennungen in Angriff nimmt, gefällt ihm deshalb besonders. „Da sind rechts und links Sträucher und schöne, alte, knorrige Bäume.“
Je schlechter er im Lauf der Jahre sehen kann, desto mehr schätzt er anderes - und ganz besonders die Ruhe und Stille in der Natur als krasser Gegensatz zum Lärm in einer Stadt wie Halle. „Ich habe mich viel mit Vogelstimmen beschäftigt. Ich rieche die Natur, spüre sie mit den Füßen, auch wenn ich eben mal in eine Pfütze trete“, sagt Henze und lacht. Zu Hause nutzt er das Lesegerät, um seine nächste Tour gedanklich vorzubereiten und sich den Verlauf und markante Punkte der Strecke einzuprägen.
Gern würde er mal wieder zum Bauerngraben wandern, sagt Henze. Das sei eine Tour, die er allein nicht bewältigen könnte. Doch Bettina Bauerschäfer, Jeannette Krukow und andere aus dem Verein werden ihn sicher gern begleiten. (mz)