Ringen Ringen: Einmal auf dem Treppchen
SANGERHAUSEN/MZ. - Stumm stehen sich die Kontrahenten gegenüber. Auf Kommando des Trainers greift der zwölfjährige Richard an. In einem Sekundenbruchteil wird der Gegner gekonnt gepackt und zu Boden geschleudert. Auf die Matte fixiert und bewegungsunfähig gemacht, muss sich Sparringspartner Andrej Egunov geschlagen geben.
Richard Heller ist der neue Stern am Sangerhäuser Ringerhimmel. Seit fünf Jahren ist er jetzt schon Mitglied im ASV 1902 Sangerhausen und erkämpfte sich im Juni bereits den Titel des Mitteldeutschen Meisters in seiner Altersklasse. Das war die letzte Bewährungsprobe, die es zu bestehen gab, bevor er im nächsten Schuljahr auf das Sportgymnasium nach Halle wechselt. "Sicher, ein bisschen aufgeregt bin ich schon, aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, will ich es auch erreichen", antwortet Richard auf die Frage, ob er sich schon auf die neue Schule freue. Mit dieser Einstellung hat er es bis jetzt weit gebracht.
Zu verdanken hat er das zum Teil seiner Großmutter Hannelore Franke. Da Richard mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hatte, machte sie ihm vor fünf Jahren den Vorschlag, sich eine Sportart zu suchen, die sowohl Bewegung als auch Kraft erfordert. Ringen schien perfekt zu passen, weshalb sich Richard nach einem Probetraining auch direkt für diesen Sport begeistern konnte. "Besonders gut am Ringen gefällt mir, dass es so abwechslungsreich ist. Es erfordert nicht nur Kraft, sondern auch Ausdauer und Geschick", erzählt er.
Rückhalt erhält er auch von der restlichen Familie. Seine Eltern und auch sein großer Bruder Sandro sind sehr stolz auf ihn. "Am Liebsten würden sie zu allen Wettkämpfen mitfahren und mich unterstützen. Aber eigentlich fahre ich lieber allein, nur gemeinsam mit dem Trainer und den Teamkollegen. Dann kann ich mich besser auf den bevorstehenden Kampf konzentrieren", gesteht Richard. Als Vorbild dient ihm der Sangerhäuser Ringer Christian Mehlig, der aufgrund seiner hervorragenden Leistungen zum Sportler des Jahres im Landkreis Mansfeld-Südharz gekürt wurde. "Später möchte ich einmal so gut werden wie er. Er gewinnt einfach jeden Kampf - unschlagbar!", schwärmt der Nachwuchssportler.
Dreimal in der Woche trainiert Richard zurzeit im Sangerhäuser Mattenzentrum. Sobald er auf die Sportschule gewechselt ist, wird er von da an täglich auf seinen Traum hinarbeiten. Einmal bei den Olympischen Spielen als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft dabei sein, das ist sein großes Ziel.
Sein bisheriger Trainer Lothar Vorwig wird ihn an den Wochenenden auch weiter dahingehend zur Seite stehen, da Richard nach wie vor Mitglied des Vereins bleiben wird. "Richard ist ein cleverer Junge. Er ist sehr ehrgeizig, begreift schnell und ist in der Lage Neugelerntes rasch umzusetzen. Mit dem zusätzlichen Training auf der Sportschule kann er es einmal weit bringen".