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Pfingsttradition Pfingsttradition: Saucool: Dreckschweinfest in Hergisdorf und Kreisfeld

Von Kathrin Labitzke 16.05.2016, 14:11
Wenn gestandene Männer im Dreck wühlen und sich eine gigantische Schlammschlacht liefern, dann ist es wieder so weit: In Hergisdorf und Kreisfeld wurde am Pfingstmontag das traditionelle Dreckschweinfest gefeiert.
Wenn gestandene Männer im Dreck wühlen und sich eine gigantische Schlammschlacht liefern, dann ist es wieder so weit: In Hergisdorf und Kreisfeld wurde am Pfingstmontag das traditionelle Dreckschweinfest gefeiert. Lukaschek

Grunddörfer - Hält das Wetter? Das war die bange Frage zum Dreckschweinfest am Pfingstmontag in Kreisfeld. Und so schaute Amtmann Thomas Stock alle zehn Minuten auf seine Wetter-App. Doch den Unkenrufen zum Trotz blieb der gefürchtete Dauerregen aus.

Es war zwar kalt, aber ab und zu lugte sogar die Sonne hinter den grauen Wolken hervor. Und so zogen die Pfingstburschen aus Kreisfeld kurz nach acht Uhr in der Frühe in das Katharinenholz, um dort dem alten Brauch des Dreckschweinfestes zu huldigen. Und wie immer kamen die Schaulustigen in Scharen - wegen der kühlen Witterung in dickeren Sachen.

Traditionsfest mit Motto-Party

„Schlechtes Wetter gibt es nicht und wir würden die über Jahrhunderte gewachsene Tradition auch nie ausfallen lassen“, versicherte Stock. Als das viermal fünf Meter große Schlammloch im Katharinenholz noch mit Wasser befüllt wurde, kamen bereits die ersten Zuschauer zu diesem Spektakel.

„Frühes Erscheinen sichert nun mal die besten Plätze“, sagte Gudrun Jakubiak lachend, während an ihr die ersten in lustigen Kostümen verkleideten „Dreckschweine“ vorbeizogen. Die Kreisfelderin freut sich, dass bei diesem Fest der Zusammenhalt im Dorf gefestigt wird.

Die 50 Pfingstburschen lassen sich jedes Jahr etwas Neues einfallen: Diesmal kamen einige Kreisfelder Dreckschweine als Minions-Figur. Bei den Hergisdorfern tauchte diesmal übrigens eine Blue-Men-Group an der Wildbahn auf, was unschwer an ihrer blauen Gesichtsbemalung zu erkennen war.

Kurz bevor die Kreisfelder Dreckschweine ins Schlammbad sprangen und sich dort wälzten, zündete Marcus Etzrodt aus Wimmelburg noch ein spezielles Feuerwerk.

Er arbeitete mit Rauch. Die weißen und schwarzen Nebel, die er erzeugte, symbolisieren die tristen Wintermonate. Die Schwaden gingen dann in bunte Farben über, die den Sommer darstellten.

Während sich die Pfingstburschen bei acht Grad Lufttemperatur ins dreckige Nass stürzten, kreischten Hunderte Besucher auf der Naturbühne. Das Publikum feuerte die wilden Gesellen an und applaudierte für besonders einfallsreiche Sprünge der Burschen.

Musikalisch wurde das Dreckschweinfest von den Musikern des Klostermansfelder Musikvereins unterstützt. Bis weit nach Mittag dauerte das Schauspiel auch an der Wildbahn in Hergisdorf an.

Damit die Tradition auch in der nächsten Generation fortlebt, werden schon die Kinder in den Pfingstgesellschaften mit diesem Brauch vertraut gemacht.

Kleinstes Ferkel erst zwei Jahre alt

Der jüngste Läufer in Hergisdorf ist der zweijährige Leonard, der am Pfingstmontag seinen Einstand beim Dreckschweinfest gab.

In seinem preisgekrönten Dokumentarfilm „MansFeld“ hat der Helbraer Filmemacher Mario Schneider die Geschichte von drei Jungen aus den Pfingstgesellschaften erzählt. Er zeigt anschaulich und einfühlsam, wie sie auf das Dreckschweinfest im Grund vorbereitet werden.

Während in Kreisfeld und Hergisdorf das Schlammbad dazugehört und jedes Jahr zelebriert wird, bleiben die Ziegelröder Pfingstburschen sauber. Die Ahlsdorfer nehmen hingegen ein reinigendes Bad im Fischteich. Auch in Annarode wird alljährlich zu Pfingsten am Roßberg die Austreibung des Winters mit viel Klamauk gefeiert. (mz)