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Personalnot in Mansfeld-Südharz Personalnot in Mansfeld-Südharz: Fast zwei Drittel der Lehrer sind über 50

Von Grit Pommer und Fabian Wagener 20.02.2019, 10:00
Rüdiger Seidel in der 6. Klasse des Luthergymnasiums.  Der  Lehrer ist im Ruhestand und besuchte noch einmal seine alte Wirkungsstätte.
Rüdiger Seidel in der 6. Klasse des Luthergymnasiums.  Der  Lehrer ist im Ruhestand und besuchte noch einmal seine alte Wirkungsstätte. Jürgen Lukaschek

Hettstedt/Eisleben/Sangerhausen - Lehrer gesucht - das gilt zurzeit für viele Schulen im Landkreis. In der aktuellen Ausschreibungsrunde des Landes sind an zahlreichen Standorten freie Stellen aufgeführt, unter anderem an der Katharinenschule in Eisleben, der Sekundarschule Am Salzigen See und der Mansfelder Martin-Luther-Schule sowie der Anne-Frank-Schule in Hettstedt.

Und der Blick in die Zukunft zeigt: Es wird nicht einfacher. Fast zwei Drittel aller Lehrkräfte an den allgemeinbildenden Schulen im Landkreis Mansfeld-Südharz sind mindestens 50 Jahre oder älter. Gut jeder Sechste hat sogar schon seinen 60. Geburtstag gefeiert. Der Kreis liegt damit ganz leicht unter dem Landesdurchschnitt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass in den nächsten Jahren jede Menge neue Lehrer gefunden werden müssen.

DDR-Lehrer gehen in Ruhestand

Der Geburtenknick nach der Wende und die darauf hin sinkenden Schülerzahlen haben für das Ungleichgewicht in der Alterspyramide gesorgt. Jahrelang wurde kaum eingestellt. Mit der Folge, dass Kollegen jenseits der 50 an vielen Schulen deutlich in der Mehrzahl sind.

Wie Frank Siebald, Schulleiter am Hettstedter Humboldtgymnasium, sagt, spiegelt sich der Trend auch bei ihm in der Einrichtung wieder. Auch wenn man inzwischen einige jüngere Kollegen bekommen habe, sei der überwiegende Teil der Lehrerschaft älter. „In den nächsten Jahren gehen viele in den Ruhestand“, ergänzt er. Man bemühe sich darum, Referendare zu übernehmen. Ganz ähnlich ist die Lage am Luthergymnasium in Eisleben. „Sicher macht die Situation Sorgen“, sagt Leiter Jörg Goldbach. Er habe seine Zweifel, dass die Lücken, die durch Kollegen entstehen, die in den Ruhestand gehen, aufgefüllt werden können.

Mehr Seiteneinsteiger erwünscht

Die Situation in den Lehrerzimmern kennt auch Rüdiger Seidel gut. Der 66-Jährige ist in der DDR als Lehrer ausgebildet worden, rund 40 Jahre hat er in Eisleben unterrichtet, ehe er im vergangenen Jahr in Rente ging. Was die Altersverteilung der Lehrer angehe, gebe es heutzutage eine Diskrepanz, sagt er. Das sei deutlich anders als früher. Zu DDR-Zeiten sei das Alter der Lehrer durchmischter gewesen, sagt Seidel. „Das war gesünder, es war im positiven Sinne planmäßiger.“

Dass die Zahlen so sind, wie sie sind, überrascht Uwe Stenzel nicht. Stenzel ist Mathe- und Physiklehrer an der Ganztagsschule Anne Frank in Hettstedt und Mitglied in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Wir sagen schon seit Jahren, dass die Lehrerschaft überaltert ist.“ In der Vergangenheit seien Stellen nicht nachbesetzt worden, erst seit kurzem finde ein Umdenken statt. „Man hätte früher mehr ausbilden und einstellen müssen.“ Die Situation werde sich weiter verschärfen. „Die Ausbildungszahlen müssen erhöht werden“, fordert Stenzel. Zudem seien Seiteneinsteiger wichtig, die jedoch entsprechend weitergebildet werden müssten. „Sie müssen eine Chance haben, das Handwerk zu lernen.“

Ein bisschen was tut sich bei der Ausbildung neuer Lehrer allerdings schon. So wurden die Lehramtsstudienplätze erhöht - und offenbar ist auch die Nachfrage mitgewachsen. Für das Wintersemester 2018/19 haben sich an der Martin-Luther-Universität in Halle 800 junge Leute neu für ein Lehramtsstudium eingeschrieben. Einen Zuwachs an Bewerbern habe man vor allem beim Lehramt für Sekundarschulen verzeichnet, heißt es. Dort seien die Zahlen um 17 Prozent angestiegen.

(mz)