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30 Jahre im Pflegedienst Niederröblingen: Gabriele Vollmann arbeitet seit 30 Jahren im Pflegedienst

Von Grit Pommer 01.03.2021, 13:00
Gabriele Vollmann (2.v.l.) bei der Besprechung mit ihrem Pflegedienst-Team in Niederröblingen.
Gabriele Vollmann (2.v.l.) bei der Besprechung mit ihrem Pflegedienst-Team in Niederröblingen. Maik Schumann

Niederröblingen - Mancher wird sich vielleicht noch daran erinnern, wie sie auf der blauen Schwalbe zu den Patienten gedüst ist: Gabriele Vollmann war als Gemeindeschwester für die Poliklinik Allstedt unterwegs. Wechselte Verbände, gab Medikamente und Spritzen, impfte. Dann kam die Wende und die Polikliniken wurden aufgelöst. Gabriele Vollmann musste ihre Schwalbe abgeben und auch sonst waren die beruflichen Aussichten nicht rosig. „Die Arbeiterwohlfahrt wollte uns übernehmen – als Reinigungskräfte“, erzählt sie. Die ausgebildete Krankenpflegerin lehnte dankend ab.

In einer medizinischen Fachzeitschrift las sie dann von einem Qualifizierungslehrgang für die selbstständige Krankenpflege. Sie schrieb sich ein, absolvierte den Kurs mit Erfolg  und gründete am 1. März 1991 – vor genau 30 Jahren – einen der ersten privaten Pflegedienste im Kreis Sangerhausen.

Nachfrage nach Pflegedienst war vorhanden

Zunächst war sie allein unterwegs, versorgte an die zehn Patienten. Abgerechnet wurde das damals noch als häusliche Pflege über die Krankenkassen, die Pflegekassen wurden erst Jahre später eingerichtet. Die Nachfrage jedenfalls war vorhanden, Vollmann merkte schnell: Allein schaffe ich das nicht mehr. Und so stellte sie nach einem halben Jahr Kerstin Wiegand ein, die sie von einem Praktikum in der Allstedter Poliklinik kannte. Als Pflegedienstleiterin und Stellvertreterin führen die beiden heute einen der größeren privaten Pflegedienste in Mansfeld-Südharz mit 30 Mitarbeitern.

Die Leistungspalette reicht von der häuslichen Krankenpflege inklusive moderner Wundversorgung über Alltagspflege und Seniorenbetreuung bis hin zur Intensivpflege und Sterbebegleitung. Die Arbeit ist nicht leichter geworden in den vergangenen drei Jahrzehnten. Wer die Leute zu Hause betreut, muss sich auf viele Befindlichkeiten einstellen können. „Man ist immer nur Gast“, sagt Gabriele Vollmann. Es ist eine Arbeit, für die man einfach geeignet sein muss. „Wer das nicht gern macht, der hält nicht lange durch“, weiß sie. Aber es gibt natürlich auch die schönen Momente, wenn man die Dankbarkeit der Menschen spürt.

Bisher keine Erstattung für die Corona-Schnelltests

Corona hat auf die Belastungen in der Pflege noch mal eine ordentliche Schippe draufgepackt. Vollmann nimmt eine 100-er Schachtel Vinylhandschuhe aus dem Schrank. „Die hat früher mal 1,79 Euro gekostet – jetzt kostet sie fünfzehn“, sagt sie.

Wie selbstverständlich pflegen die Mitarbeiter auch Corona-Patienten zu Hause. Der zusätzliche Aufwand bei Material und Zeit muss akribisch dokumentiert werden und füllt inzwischen ganze Aktenordner. Rund 4.000 Euro hat Vollmann bisher allein für die Schnelltests vorgeschossen, denen sich alle Mitarbeiter zweimal die Woche unterziehen. Erstattet wurde noch nichts. Und ihre Mail-Anfrage beim Impfzentrum in Sangerhausen nach Terminen wurde nicht mal beantwortet. Geimpft wurde zunächst nur in den Heimen, die mobilen Pfleger blieben außen vor.

Ein gutes Team

Durch all das durchkämpfen kann man sich nur als gutes Team, wissen Vollmann und Wiegand. Dass sich alle aufeinander verlassen können, ist nach dem Schneesturm jetzt im Februar wieder deutlich geworden. Viele kamen aus ihren Orten nicht raus. Die Dienste wurden so umverteilt, dass jeder erst mal die Patienten in seiner Nähe übernahm. Und wo gar nichts ging, wie in Winkel, hielt man telefonisch Kontakt. Dass es im Team stimmt, mag man auch daran ablesen, dass ehemalige Mitarbeiter, die schon im Ruhestand sind, immer wieder einspringen, wenn Not am Mann ist. (mz)