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Kirche in Hedersleben Kirche in Hedersleben: Zu Ostern noch kein Läuten

Von Jörg Müller 25.03.2016, 20:24
Die drei Bronzeglocken sind 2013 in Passau gegossen worden.
Die drei Bronzeglocken sind 2013 in Passau gegossen worden. Privat

Hedersleben - Es ist ein schöner Brauch geworden, was der Polleber Pfarrer Olaf Meyer vor Jahren initiiert hat: Am Ostersonntag wird gewandert. Bis zu 30, 40 Leute machen sich nach einem gemeinsamen Frühstück auf den Weg und halten unterwegs Andacht. In diesem Jahr geht es von Polleben über Oberrißdorf nach Hedersleben - wo dann in einem Gottesdienst in der Kirche St. Simon und Judas die drei neuen Kirchenglocken eingeweiht werden sollen. Leider nicht mit einem Läuten, so der Vorsitzende des Kirchbauvereins, Tobias Jäsch, sondern vor dem Altar. Denn die bereits 2013 in Passau gegossenen Glocken konnten bislang noch nicht im Kirchturm aufgehängt werden. „Sie stehen bei uns zu Hause“, sagt Jäsch. Das nötige Geld sei vorhanden, allerdings fehle die erforderliche Genehmigung durch das Kreiskirchenamt noch. Woran es genau hakt, weiß Jäsch aber nicht. Er befürchtet, dass im schlimmsten Fall zugesagte finanzielle Mittel verfallen könnten, wenn sich die Baumaßnahme am Glockenstuhl weiter verzögere.

Bereits im 10. Jahrhundert bauten Mönche in Hedersleben eine Kirche. Das Gotteshaus wurde immer wieder umgebaut und erweitert und weist deshalb heute eine Vielfalt an Baustilen auf. Geweiht ist die Kirche den Aposteln Simon und Judas. 1997 wurde der Kirchturm saniert, in den vergangenen Jahren der Dachstuhl. Der nächste Bauabschnitt am Dach ist für 2017 geplant. Auch am Mauerwerk, im Chorraum, am Nordturm und an der Orgel sind Sanierungsmaßnahmen erforderlich.

Die drei neuen Bronzeglocken „Dominica“, „Otto“ und „Sophia“ wurden in der traditionsreichen Glockengießerei Perner gegossen, die ihren Betrieb mittlerweile eingestellt hat. Ein Hederslebener Bürger hatte dem Kirchbauverein eine größere Summe gespendet - und zwar ausdrücklich für die Glocken. Die Kirche verfügt derzeit über zwei Glocken: die große Kaiser-Wilhelm-Glocke aus Bronze (1879 gegossen) und die eiserne, 1923 gefertigte Ewigkeitsglocke. Da die Eisenglocke die durchschnittliche Haltbarkeitszeit, die etwa 80 Jahre beträgt, bereits überschritten hat, darf sie demnächst nicht mehr geläutet werden.

Nach dem Gießen der Glocken musste der Kirchbauverein erst einmal noch Geld für die Arbeiten im Glockenstuhl sammeln. Außerdem mussten die Gemeinde-Gremien dem Aufhängen der neuen Glocken zustimmen. Dies alles sei bis Ende vergangenen Jahres passiert, so Jäsch. Nun fehle nur noch die sogenannte kirchenaufsichtliche Genehmigung. Die Arbeiten zum Aufhängen der Glocken würden dann relativ schnell gehen, sagt der Vereinsvorsitzende. Er rechne mit etwa zwei bis drei Wochen.

Der Leiter des Kreiskirchenamtes, Hans-Ulrich Seega, bedauert gegenüber der MZ, dass sich das Verfahren so lange hinziehe. „Wir freuen uns ja über das Engagement von Kirchbauvereinen und wollen deren Arbeit nicht behindern.“ Wie Seega erläutert, müsse zum einen der Baureferent des Kirchenkreises jedes Bau-Projekt prüfen. Da es sich bei Glocken um ein besonderes Kunst- und Kulturgut handele, sei außerdem eine Stellungnahme des Glockensachverständigen der Landeskirche notwendig. „Wir hatten die Stellungnahme auch schon“, so der Amtsleiter. „Allerdings empfiehlt der Sachverständige eine andere Variante, als unser Baureferent. Da gibt es noch Klärungsbedarf.“ Leider sei der Glockensachverständige zwischenzeitlich längerfristig erkrankt. „Wir haben uns jetzt noch einmal an die Landeskirche gewandt und nachgefragt, wie wir zu einer Lösung kommen könnten.“

Der Baureferent des Kirchenkreises, Olaf Huth, sagte der MZ, dass es konkret um die Art der Aufhängung der Glocken gehe. Dabei seien insbesondere statische Aspekte zu berücksichtigen. „Die Wände des Turmschaftes bestehen aus dünnschaligem Mauerwerk“, so Huth. Es gebe zwei Varianten der Aufhängung. „Wir müssen jetzt die beste Lösung finden.“ Die Kirchengemeinde müsse sich schließlich darauf verlassen können, dass die am Ende genehmigte Variante auch dauerhaft funktionieren und später keine statischen Probleme verursachen werde.

Treff zu dem Osterspaziergang ist am Sonntag um 8 Uhr im Pfarrhaus Polleben. Gäste sind herzlich willkommen. Gegen 12 Uhr wird in der Hederslebener Kirche Gottesdienst gefeiert. (mz)