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Kandidaten im Gespräch Kandidaten im Gespräch: Alexander Sorge (Die Linke) - "Thema Armut anschauen"

16.09.2017, 18:00
Alexander Sorge in seiner Wahlheimat Bad Lauchstädt
Alexander Sorge in seiner Wahlheimat Bad Lauchstädt Marco Junghans

Sangerhausen - Wenn über dem Wahlkampfstand die Sonne blitzt, greift Alexander Sorge schon mal zur Brille mit den roten Bügeln, die als Geschenk für Wähler gedacht ist. Stylisch - sie passt zu seinen roten Socken. Die trägt er mittlerweile fast bei jedem Auftritt. Der 39-Jährige aus Bad Lauchstädt tritt als Direktkandidat für die Partei Die Linke an. Darüber sprach Anke Losack mit ihm.

Herr Sorge, sind die roten Socken zu Ihrem Markenzeichen geworden?
Alexander Sorge: Ja, ich greife das Bild der Roten Socken, der „Kommunisten“, auf. Ich komme ja aus der Werbung. Es gibt Dinge, die man als Markenzeichen entwickeln kann - das ist für mich die rote Socke. Sofern nicht gerade alle in der Wäsche sind, trage ich auch welche.

Sie stellen sich entschieden gegen Rechts, haben Kundgebungen gegen rechte Aufmärsche organisiert. Wollen Sie damit ein Zeichen setzen?
Sorge: Genau, darum geht es. Es ist wichtig, die Bevölkerung aufzurufen, sich anzuschauen, was da passiert. Und wir Linke wollen unsere Positionen darstellen, was wir dagegenhalten und welche Gefahren wir sehen von rechts. Es geht darum, Dialog zu führen - nicht unbedingt mit den Rechten. Wobei ich diesen auch führen würde, aber das setzt voraus, dass man sich auf Augenhöhe begegnen will.

Mehrere Wahlplakate von Ihnen sind beschädigt worden. Vermuten Sie dahinter einen gezielten Angriff von rechts?
Sorge: Gerade in Bad Lauchstädt ist das wohl so. Dort kennt man mich und weiß, für was ich stehe. Viele wissen nicht und interessiert auch nicht, was ich in der Kommunalpolitik eigentlich leiste. Solche Aktionen mit den Plakaten wären nicht notwendig, wenn man sich mit mir als Person und meiner Politik auseinandersetzen wollen würde. Dann müsste jeder einsichtig werden - egal, auf welcher Seite er steht.

Sie sprachen die Kommunalpolitik an. Was haben Sie im Stadtrat schon erreicht?
Sorge: Neben ganz konkreten Geschichten, wie dem ersten Jugendgemeinderat im Saalekreis, der auf einen Antrag von mir ins Leben gerufen wurde, haben wir als Linksfraktion eine Streitkultur in den Rat gebracht. An der einen oder anderen Stelle sind wir garantiert auch über das Ziel hinausgeschossen. Gelungen ist uns, dass es deutlich lebhafter in der Diskussion geworden ist, man nickt nicht mehr alles ohne nachzufragen ab.

Alexander Sorge wurde 1977 in Leipzig geboren. Er wuchs in Crostau in der Nähe von Bautzen auf. Sorge besuchte ab der 9. Klasse die Landesschule Pforta und legte dort das Abitur mit dem Spezialzweig Musik ab. Er studierte in Halle Musikwissenschaften mit den Nebenfächern Philosophie und Geschichte, änderte später aber die Studienrichtung hin zu Informatik.

Während der Studienzeit machte er sich in diesem Bereich selbstständig. Hauptberuflich arbeitet Sorge nun als Kommunaktionsdesigner, hat eine eigene Firma mit Sitz im Bad Lauchstädter Ortsteil Klobikau. Dort hat er mit seiner Frau -  Sorge ist verheiratet und hat drei Kinder -  2008 ein Küsterhaus gekauft. In die Partei Die Linke ist Sorge im Jahr 2012 eingetreten. Seit 2014 ist er Mitglied im Stadtrat von Bad Lauchstädt, er kandidierte 2015 zum Bürgermeister der Goethestadt. Sorge unterlag dabei in der Stichwahl. (mz)

Bundespolitik ist ein anderes Kaliber. Was wollen Sie in Berlin für die Region erreichen?
Sorge: Die Rentenpolitik ist ein Thema. Die Angleichung der Ostrenten muss schneller kommen, die Leute verlieren zu Recht die Geduld mit der Bundesregierung. Das Rentenniveau muss wieder auf die 53 Prozent zurück, sonst droht uns viel größere Altersarmut. Wir müssen uns das Thema Armut generell in unserer Region anschauen. Soziales und Arbeit - das sind unsere Schwerpunktthemen.

Wie sehen Sie die aktuelle Diskussion um Dieselfahrzeuge?
Sorge: Wir wissen, wie der Dieselmotor funktioniert, was er ausstößt - und das nicht erst seit gestern. Der Diesel als Fahrzeug wurde jahrzehntelang über Steuern subventioniert - wohl wissend, dass die Umweltverschmutzung mit Diesel einhergeht. Hätte man den Willen gehabt, etwas zu unternehmen, hätte man viel eher anfangen können. Aufgrund der Skandale ist es nun akut geworden. Ich finde gut, dass gehandelt wird und das Thema Umweltverschmutzung betrachtet wird. Die Konzerne müssen die Fahrzeuge auf ihre Kosten umrüsten. Wir müssen die Verbraucher schützen: Es darf nicht sein, dass die Besitzer von Dieselfahrzeugen nun für den Betrug der Hersteller mit Fahrverboten büßen müssen.

Sie waren nicht erste Wahl bei der Nominierung. Uwe Zobel war der Kandidat der Linken, bis herauskam, dass dieser seinen Lebenslauf gefälscht hatte. Sie rückten nach und hatten damit weniger Vorbereitungszeit im Wahlkampf. Spüren Sie das?
Sorge: Ich sehe mich nicht in einem akuten Nachteil. Es ist dahingehend ein Nachteil, dass man mit der Planung hätte eher beginnen können. Es ist stressig und wäre auch ohne Uwe Zobel stressig geworden.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf das Direktmandat ein?
Sorge: Spannende Frage. Ich glaube, dass es in dieser Region zwischen CDU und Linke entschieden wird. Die AfD kann man auch nicht ausblenden. Ich kämpfe um jede Stimme.

Was macht Alexander Sorge, wenn er nicht Politik macht?
Sorge:  Dann sitzt er an seinem Schreibtisch und arbeitet als Kommunikationsdesigner und in der Werbung an vielen interessanten Projekten, etwa dem Rundfunkpreis Mitteldeutschland oder dem Bürgermedienpreis Halle.

Gibt es Zeit für die Familie?
Sorge: Gerade ist es wirklich sehr schwierig - selbst an den Wochenenden, wo man denkt, jetzt kann man vielleicht mal ein paar Stunden durchatmen. Umso mehr freue ich mich, wenn die Familie mal mit an den Info-Stand kommt oder mich bei einer Veranstaltung überrascht. (mz)