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Insolvenz des FSV Hettstedt Insolvenz des FSV Hettstedt: Zwischen Hoffen und Bangen

Von Wolfram Bahn und Ralf Kandel 21.07.2015, 12:15
Die Zeiten, in denen die Hettstedter Fußballer und Fans gemeinsam gejubelt haben, sind vorbei.
Die Zeiten, in denen die Hettstedter Fußballer und Fans gemeinsam gejubelt haben, sind vorbei. Ralf Kandel Lizenz

Hettstedt/MZ - Der Fußball in Hettstedt rollt weiter. Nach der überraschenden Insolvenz des FSV Hettstedt hat sich am Montagabend ein neuer Fußballverein gegründet. Er nennt sich Fußballclub (FC) Hettstedt und will an die Traditionen der BSG Stahl Walzwerk anknüpfen. Von einer Übernahme des gleichen Namens musste der neue Verein Abstand nehmen. „Da gibt es urheberrechtliche Probleme, die wir jetzt so schnell nicht klären konnten“, sagte Bernd Kühne gestern der MZ. Er war der letzte Vorsitzende des FSV und führt auch den neuen Fußballverein an.

Ihm zur Seite steht als Stellvertreter Michael Thiesler, zu zugleich zum Geschäftsführer des FC Hettstedt bestimmt wurde. Zum Vorstand gehören außerdem Markus Herrmann, Andrea Hoffmann, Hans-Joachim Poschke und Andreas Gürtler, Zur Gründung hatten sich 33 Mitglieder eingefunden. Sitz und Anschrift des neuen Fußballvereins sind mit denen des FSV identisch. Auch die Geschäftsstelle im Stadion am Hölzchen bleibt.

Bei den Hettstedtern selbst, aber auch bei vielen Offiziellen, Trainern und Spielern, die mit dem FSV manche „Schlacht“ geschlagen haben, halten sich Frust über das Geschehene und Hoffnung auf eine Zukunft des Fußballs in der Kupferstadt allerdings die Waage. „Ich wünsche dem neuen Verein alles Gute“, sagt Holger Scholz. Der Vorsitzende des Kreissportbundes (KSB) Mansfeld-Südharz blickt allerdings auch kritisch auf das Geschehen der letzten Zeit beim FSV Hettstedt zurück. „Es ist für mich sehr schade, was da passiert ist. Außerdem ist es nicht nachvollziehbar. Es gibt doch genügend Leute im Verein, die in der Lage waren, das zu verhindern. Aber ich glaube, in Hettstedt war der Wunsch nach höherklassigem Fußball höher angesiedelt, als die sportliche Realität“, so Scholz. Dann fügt er noch hinzu: „Man kann eben nur das Geld ausgeben, das man hat. “ Und noch eine Warnung hat der KSB-Chef parat: „So ein Szenario droht allen Vereinen, die zwischen Einnahmen und Ausgaben nicht unterscheiden können.“

Auch Lothar Bornkessel, Vorsitzender des Kreisfachverbandes Fußball, bedauert den Abschied vom FSV Hettstedt. „Es tut uns sehr leid, wenn sich so ein Traditionsverein verabschiedet.“ Aber auch Bornkessel blickt schon in die Zukunft: „Jetzt müssen die Hettstedter so schnell wie möglich alle nötigen Schritte in die Wege leiten, um den neuen Verein anzumelden“, sagt er. Und verspricht Hilfe: „Wir werden alles dafür tun, dass sie wieder auf die Beine kommen. Die Unterstützung, die sie benötigen, bekommen sie von uns.“

Wehmütig blickt Steffen Heyer auf das Aus des FSV Hettstedt. „Ich habe beim FSV zehn Jahre gespielt, auch in der DDR-Liga. Klar bin ich traurig, dass es so endet.“ Der heutige Trainer des Landesklasse-Aufsteigers Rot-Weiß Großörner hat noch einen weiteren Grund, den Abschied des FSV zu bedauern. „Jetzt fallen die Derbys gegen Hettstedt weg. Schade.“

Und auch Peter Müller, Fußball-Chef bei Eintracht Emseloh, hat sich mit dem Aus vom FSV Hettstedt beschäftigt. „Aus der Entfernung ist das Ganze schwer zu beurteilen“, sagt er. Und fügt dann doch hinzu: „Es ist schade um so einen Traditionsverein. Für mich ist es fast unfassbar, dass es so ein schnelles Ende gegeben hat. Aber schon bei unserem Pokalsieg in Hettstedt hat man gesehen, dass es Schwierigkeiten im Verein gab.“

Als schwierig erweist sich dagegen die Suche nach einer spielfähigen Männermannschaft. Nach der Auflösung des FSV Hettstedt, der in der zurückliegenden Saison in der Landesklasse spielte, muss der neue Verein nun ganz unten in der 2. Kreisklasse anfangen. „Das ist natürlich vor allem für unsere jungen Spieler keine Perspektive“, so Kühne. Er kann deshalb verstehen, dass sich die meisten nach einem anderen verein umschauen.

Immerhin will Trainer Ulrich Kasper wie angekündigt bei der Stange bleiben. Er hofft, das sich so schnell wie möglich genügend Aktive einfinden, die für den FC Hettstedt auflaufen wollen. Unklar ist auch noch, wie es mit dem Frauenteam des FSV weitergeht. „Da sind wir noch am Überlegen“, räumte Kühne ein. Unbedingt fortführen will der Verein die erfolgreichen Nachwuchsteams des FSV.

Einen entsprechenden Übernahmeantrag hat Kühne schon eingereicht. Inzwischen steht fest, dass der Hettstedter Fußball-Nachwuchs auch in der kommenden Serie wieder Punktspiele bestreiten wird. „Ich gebe da schon mal die Zusage, dass die Nachwuchs-Mannschaften auf Kreisebene spielen können. Uns geht es doch um die Kinder. Sie sollen dass, was da im Verein passiert ist, auf keinen Fall ausbaden. Der Nachwuchs soll in Hettstedt seine sportliche Heimat behalten“, so Olaf Glage, vom Nachwuchs-Ausschuss des Kreisfachverbandes Mansfeld-Südharz.

Der FSV Hettstedt ist zumindest sportlich Geschichte. Das steht erst einmal unwiderruflich fest. Was mit dem immensen Schuldenberg von etwa 60 000 Euro wird, die der alte Vereinsvorstand im Laufe der Jahre angehäuft haben soll, das muss nun der Insolvenzverwalter klären, der den Verein abwickelt. Die Hoffnung, dass sich der Ball in Hettstedt weiter dreht, Männer, Frauen und auch der kickende Nachwuchs in einem neuen Verein seine sportliche Zukunft findet, ist groß.

Anfragen beim FC Hettstedt über Telefon 03476/85 15 84 oder bei Kühne unter 0152/55 30 30 84.