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Richtstätte gefunden? Historische Richtstätte? Archäologen untersuchen Blauen Stein von Welbsleben

Von Tina Edler und Harald Vopel 19.09.2020, 09:15
Der „Blaue Stein“ von Welbsleben lag bisher auf einem Feld zwischen der Arnsteiner Ortschaft und Westdorf (Stadt Aschersleben) und markierte die Grenze. Zur Sicherung vor Bauarbeiten für die Ortsumfahrung Aschersleben wurde der Stein vorerst auf den Friedhof nach Welbsleben gebracht.
Der „Blaue Stein“ von Welbsleben lag bisher auf einem Feld zwischen der Arnsteiner Ortschaft und Westdorf (Stadt Aschersleben) und markierte die Grenze. Zur Sicherung vor Bauarbeiten für die Ortsumfahrung Aschersleben wurde der Stein vorerst auf den Friedhof nach Welbsleben gebracht. Tina Edler

Welbsleben - Relativ unscheinbar liegt der große Stein am Rande des Friedhofs in Welbsleben. Grau-bläulich schimmert er und ist durchzogen mit dünnen weißen Linien. „Wir haben ihn erstmal gesichert und hierher gebracht“, sagt Ortsbürgermeisterin Steffi Bastek. Denn der Stein ist nicht irgendeiner. Bei den Welbslebenern ist er als der „Blaue Stein“ bekannt und lag bis vor Kurzem noch auf einem Feld zwischen dem Arnsteiner Ortsteil und dem Nachbarort Westdorf (Stadt Aschersleben). „Er markierte schon immer die Grenze zwischen den Orten und die Stelle hieß bei allen ,am Blauen Stein’“, sagt Bastek.

Dort soll die Südumfahrung Aschersleben einmal entlang führen. Genauer gesagt, wird zwischen Welbsleben und Westdorf dann eine Brücke gebaut, die das Einetal überspannen soll. Damit der Stein bei den Arbeiten nicht beschädigt wird oder verloren geht, hat Bastek ihn sichern lassen. Währenddessen waren bereits die ersten Archäologen auf den Feldern unterwegs und haben im Vorfeld des Straßenbaus nach potenziellen Zeugen der Vergangenheit gesucht.

Blauer Stein von Welbsleben eine historische Richtstätte?

Ob der „Blaue Stein“ von Welbsleben einer ist? „Die Archäologen vor Ort konnten dazu nichts genaueres sagen“, sagt Bastek, die sich daraufhin an das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege in Halle gewandt hat. Dort wolle man nun herausfinden, was es mit dem Stein auf sich hat.

Die Ortsbürgermeisterin hat derweil selbst angefangen zu recherchieren: So seien „Blaue Steine“ häufig als Richtstätte überliefert. Dort habe man Urkunden übergeben, aber auch Straffällige verurteilt, hat Bastek nachgelesen. Dabei weise das Blau im Namen nicht auf die Farbe hin, sondern sei etymologisch begründet und stamme ursprünglich vom Wort „bläuen“ ab - was beispielsweise jemanden etwas einbläuen meinen kann. „Vielleicht heißt er aber auch doch nur wegen der Farbe so. Das wollen wir jetzt herausfinden“, sagt die Ortschefin.

Südumfahrung Aschersleben - Bau einer 8,4 Kilometer langen Trasse

Sollte sich die historische Bewandtnis begründen und der Stein ein Denkmal sein, „werden wir ihn natürlich an seine ursprüngliche Stelle zurückbringen“. Oder zumindest in die Nähe des Fundortes, je nachdem wie weit es die Arbeiten und der Verlauf der Südumfahrung Aschersleben zulassen, ergänzt Bastek. Der Stein soll dann auch eine entsprechende Beschilderung bekommen, die die Geschichte und Bedeutung erklärt, so die Ortsbürgermeisterin.

Die Arbeiten für die Südumfahrung Aschersleben sollen übrigens 2022 über die Bühne gehen. Dabei ist der Bau einer rund 8,4 Kilometer langen Trasse geplant. Voraussichtlich 2025 könnten bereits die ersten Fahrzeuge die neue Strecke nutzen, die von der Ermsleber Straße am Rand von Aschersleben bis nach Pfersdorf führen soll. Nach derzeitigem Stand soll der Bau der Trasse rund 37 Millionen Euro kosten. (mz)