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Scheue Samtpfoten Fotofallen zeigen: Wildkatzen fühlen sich auch in MSH wieder wohl

Wildkatzen haben sich in den vergangenen Jahren vom Harz aus großräumig auch im Tiefland wieder angesiedelt. Dennoch sind sie nach wie vor gefährdet.

11.04.2021, 09:45

Südharz

„Nein“, sagt Marten Kieß vom Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, „selbst habe ich unterwegs noch keine Wildkatze gesehen.“ Dabei streift der 32-Jährige viel durch die Natur, etwa um Horste von Rotmilanen zu suchen. Wildkatzen gelten jedoch als äußerst scheu und sind laut Roter Liste gefährdet. Inzwischen kommen sie aber wieder in Regionen vor, aus denen sie über Jahrzehnte hinweg verschwunden waren.

„Seit einigen Jahren ist eine deutliche Wiederausbreitung zu verzeichnen“, sagt Ines Wahl vom Landesamt für Umweltschutz in Halle. Seit 2017 habe die Behörde viele Hinweise aus unterschiedlichsten Quellen überprüft und gezielte Untersuchungen im Gelände vorgenommen: mit dem Spezialisten Malte Götz, vielen ehrenamtlichen und beruflichen Naturschützern, Naturschutzverbänden, Forstleuten und Jägern.

Auch Wildkatzen mögen Baldrian

Da Wildkatzen verborgen leben und teils schwierig von Hauskatzen zu unterscheiden sind, erläutert Ines Wahl, habe man verschiedene Methoden genutzt - bis hin zu genetischen Analysen. Gute Fotos, etwa von Wildkameras, seien hilfreich. „Merkmale sind ein kräftiger, stumpf zulaufender Schwanz mit Ringen vor der dunklen Spitze, der dunkle Aalstrich setzt sich vom Rücken nicht auf den Schwanz fort, das Streifenmuster an den Flanken wirkt verwaschen, das Nackenmuster ist markant - und sie haben einen hellen Nasenspiegel.“ Man könne außerdem den Umstand nutzen, dass auch Wildkatzen genau wie Hauskatzen Baldrian attraktiv fänden, sagt Ines Wahl: „Hierzu stellt man Pflöcke im Wald auf, an denen sich die Tiere reiben und dabei Haare hinterlassen, die genetisch getestet werden können.“

Dem Biosphärenreservat wurden schon seit 2019 keine Wildkatzensichtungen mehr gemeldet, sagt Marten Kieß. Vielleicht auch deshalb, weil die Tiere eher oberhalb im Harz lebten. „Von 2014 bis 2018 gab es acht Funde, darunter in Edersleben und Hayn. Vier waren Verkehrsopfer.“

Wildkatzen wieder im Tiefland angesiedelt

Die Untersuchungen zeigten, sagt Ines Wahl, dass sich die Tiere „mittlerweile großräumig auch im Tiefland wieder angesiedelt“ hätten, - ausgehend vom langjährigen Kernareal der Population im Harz. In Sachsen-Anhalt kämen sie im Norden und Osten bis in die Altmark und Brandenburg, im Süden bis in den Zeitzer Raum und zu den Landesgrenzen nach Sachsen und Thüringen vor. In den Auenwäldern der Mittelelbe oder der Saale-Elster-Aue östlich von Halle hätten es die Fachleute „weniger erwartet“. Und der BUND Thüringen teilte mit, während eines Projekts in den Landkreisen Eichsfeld und Nordhausen, nördlich der Autobahn 38, habe er „kürzlich so viele Wildkatzen in Fotofallen abgelichtet wie nirgendwo sonst in Europa in einem vergleichbaren Zeitraum“.

Neben der stabilen Population im Harz, sagt Ines Wahl, spielten eine geringere Sterblichkeit in milden, schneearmen Wintern oder verbesserte Habitatstrukturen durch einen hohen Totholzanteil im Wald eine Rolle. „Jagdlich wird der Wildkatze nicht mehr nachgestellt.“ Die größte Gefahr für die Tiere stelle nach wie vor der Straßenverkehr dar, dies ließe sich durch Kleintierdurchlässe oder Grünbrücken mindern.

Sollte er irgendwann aber doch mal eine Wildkatze in der Natur entdecken, sagt Marten Kieß, würde er sich einfach freuen und sie beobachten. Denn sobald er auch nur den Fotoapparat zücken würde, wäre das Tiere schon verschwunden. (mz/Helga Koch)