Ferienhaus in Uftrungen Ferienhaus in Uftrungen: Gäste reisen ab, weil das Internet zu langsam ist

Uftrungen - Ein routinierter Klick, dann noch einer und es passiert - nichts. Schon das Aufrufen einer einfachen Internetseite ist für Jeannette Krukow häufig ein Problem. „Das Internet hier ist unfassbar schlecht“, sagt sie. „Da muss etwas passieren.“ Ihre Geschwindigkeit liegt an diesem Morgen bei 365 Kilobit pro Sekunde.
Doch der Landkreis weiß weiterhin nicht, wann man mit dem lange anvisierten Breitbandausbau loslegen wird. „Wir haben leider immer noch nicht den unterschriebenen Vertrag von der Telekom zurückgeschickt bekommen“, sagt Landkreissprecher Uwe Gajowski auf Anfrage. Dabei war das schon für Januar angekündigt worden.
Gäste reisen ab, weil Internet zu langsam ist
Jeannette Krukow besitzt ein Ferienhaus mit sieben Ferienwohnungen und insgesamt 40 Betten. Für die 46-Jährige ist die Langsamkeit auch ein finanzielles Problem. „Letztens sind erst zwei spanische Gäste abgereist, weil ihnen das Internet zu langsam war“, sagt sie. Unter der Woche übernachten viele Monteure aus dem Ausland bei ihr - und die brauchen den Kontakt in die Heimat. „Wir müssen das W-LAN für die Gäste limitieren und sie bitten, keine Videos anzuschauen“, schildert sie.
Im letzten Jahr wurde ihr Anschluss auf einen digitalen umgestellt „und seither ist es noch einmal um die Hälfte langsamer geworden“, ärgert sie sich. Nun haben sie und ihr Mann eine Antenne am Haus angebracht, um eine schnellere Verbindung zu haben - alles auf eigene Kosten.
Zustände wir vor 20 Jahren - Mit Modem-Geschwindigkeit ins Internet
Im Prinzip herrschen im Ferienhaus nun wieder Zustände wie vor 20 Jahren, als man mit einem Modem im Internet unterwegs war. „Meine Jungs wollen sich bewerben, doch wir können die Unterlagen nicht versenden. Also drucken wir alles wieder aus und schicken es hin - so wie früher“, sagt Krukow. Einmal habe man auch von Freunden aus gesendet, die besser mit Internet ausgestattet sind.
Die gebürtige Uftrungerin steht morgens nun rund eine Stunde eher auf, denn da ist das Internet überhaupt halbwegs zu gebrauchen. „Da kann ich mal etwas suchen oder Mails bearbeiten“, sagt sie. Einkäufe im Internet dagegen gestalten sich schwierig. „Ich würde meine Ferienwohnungen gern auf Internetportalen anbieten, aber das lasse ich lieber gleich - ich könnte die Anfragen nicht so gut bearbeiten“, sagt sie traurig.
Internet im Schneckentempo - Viele Gäste sind davon enttäuscht
Viele Gäste aus Osteuropa würden sich wundern, dass das Internet bei ihr nicht so funktioniere. „Die glauben, dass bei uns das perfekte Netz herrscht. Aber am Ende ist es bei ihnen zu Hause viel besser ausgebaut“, sagt sie und sitzt aktuell zwischen abgestelltem Werkzeug und Malerutensilien. „Wir wollen bis nächste Woche das alles wieder ein bisschen auf Vordermann bringen“, so Krukow.
Ihre große Liebe gilt Bali, viele Möbel habe sie direkt von der indonesischen Insel hertransportieren lassen. Eine gemütliche Oase scheint zu entstehen - nur ohne modernen Internetanschluss. Manchmal, erzählt Krukow, habe sie auch Feiern in ihrem Haus. „Doch die können dann schwer ihre Musik streamen. Ich sage denen, die sollen CDs mitbringen, da stutzen einige erst einmal.“
Vieles müsse man langfristiger planen, spontan im Internet zu suchen oder Überweisungen machen, geht nicht. „Das ist eben alles sehr zeitaufwendig, da wird man verrückt.“ Jeannette Krukow will nicht jammern, sie hat nur das Gefühl, dass sich an der Situation so kurzfristig nichts ändern wird. „Der Telekom-Mitarbeiter sagte am Telefon, dass es in unserer Gegend wohl so schnell kein schnelles Internet geben wird“, erzählt sie. „Das ist ein großes Problem.“(mz)